Digitalisierungsboom

Start-ups ziehen wieder hohe Finanzierungssummen an Land

15. Juli 2021, 11:30 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Sabine Narloch
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Start-ups können wieder auf Geld von Investoren hoffen: So profitieren junge Unternehmen nach dem Corona-Krisenjahr 2020 von einem Digitalisierungsboom, wie neue Berechnungen zeigen. Bei einem genaueren Blick wird allerdings deutlich, dass sich dieser Boom auf wenige Regionen konzentriert.

Erst ein Dämpfer in der Corona-Krise, nun die rasante Erholung: Deutsche Start-ups haben im ersten Halbjahr einen Geldregen erlebt. Junge Unternehmen erhielten laut einer neuen Studie die Rekordsumme von 7,6 Milliarden Euro von Investoren – dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum und mehr als im Gesamtjahr 2020. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden stieg kräftig um 62 Prozent auf 588, wie die Beratungsgesellschaft EY errechnete. Demnach bekamen im ersten Halbjahr so viele Start-ups frisches Geld wie nie zuvor.

Erneut floss das meiste Geld von Investoren in die Start-up-Hochburg Berlin. Gründer aus der Hauptstadt sammelten laut der EY-Analyse allein 4,1 Milliarden Euro ein – dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Finanzierungsrunden in Berlin kletterte um 74 Prozent auf 263. Auf Rang zwei folgt Bayern mit 2,5 Milliarden Euro an frischen Investments und 120 Finanzierungsrunden.

Die größten Summen flossen an die Münchner Software-Firma Celonis (830 Millionen Euro) und den Berliner Online-Broker Trade Republic (747 Mio). Es folgten das Versicherungs-Start-up Wefox und Flixbus (je 539 Mio) sowie der Lieferdienst Gorillas (241 Mio).

Befürchtetes Gründersterben blieb aus

Im vergangenen Jahr hatte die Pandemie den Aufschwung vieler Start-ups kräftig gebremst: Geldgeber hielten sich zurück, Finanzierungen platzten, die Geschäfte junger Firmen wurden mühsamer. Das große befürchtete Gründersterben blieb jedoch bisher aus. „In diesem Jahr sehen wir ebenfalls einen Corona-Effekt, allerdings in die umgekehrte Richtung: Finanzierungsaktivitäten und -summen explodieren“, erklärte EY-Partner Thomas Prüver zu der am Mittwoch veröffentlichten Studie. „Vor allem aber fließen Summen in einzelne Jungunternehmen, die vor einigen Jahren undenkbar gewesen wären.“

So kletterte die Zahl der Transaktionen mit einem Volumen von über 100 Millionen Euro von 2 auf 15. Die Zahl der mittelgroßen Finanzierungsrunden von 50 bis 100 Millionen Euro verdoppelte sich auf 16. Es sei viel Liquidität im Markt, die im Niedrigzinsumfeld angelegt werden müsse, sagte Prüver. Zudem gebe es ein Umdenken. „Die Digitalisierung hat im Pandemiejahr einen riesigen Schritt nach vorn gemacht hat.“ Neue Geschäftsmodelle würden mit anderen Augen gesehen.


  1. Start-ups ziehen wieder hohe Finanzierungssummen an Land
  2. Nachholeffekte aus dem vergangenen Jahr

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