Entsorgungsstrategie?
- Streit um a&o 4tec-Pleite eskaliert
- Entsorgungsstrategie?
Im letzteren Punkt zumindest kann die IG Metal Müller zustimmen. Gegenüber Computer Reseller News bestätigte eine Gewerkschaftssprecherin, dass man für die damals 700 Beschäftigten Sinitec-Mitarbeiter im Sommer 2005 mit Müller einen Sanierungstarifvertrag abgeschlossen habe, der eine Entlastung für die betroffene Firma von jährlich rund 1,5 Millionen Euro vorsah. Vertraglichen Zusicherungen wie die Offenlegung der Gewinn- und Verlustrechnungen, wie bei Abweichungen von Tarifverträgen üblich, sei Müller aber trotz mehrfacher Aufforderungen nicht nachgekommen. Daraufhin hat die IG Metall nach eigenen Angaben den Sanierungstarifvertrag im Mai dieses Jahres gekündigt, was die Eskalation beschleunigte.
Müller, so die IG Metall, habe die Rückkehr zum Flächentarifvertrag für die Metallindustrie nicht akzeptiert, und hätte daraufhin den Mitarbeitern der a&o 4tec die Gehälter »noch einmal um mehrere hundert Euro gekürzt«. Der Gewerkschaft zufolge haben sich bislang mehr als 350 Beschäftige gegen diese Kürzung zur Wehr gesetzt. Mit ihren Ansprüchen wird sich nun der zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannte Düsseldorfer Anwalt Frank Kebekus auseinander setzen müssen.
Die IG Metall wirft Müller »unseriöses Verhalten und unlautere Geschäftsgebaren« vor. »Wenn trotz vertraglich abgesicherter Auftragsgarantien von wichtigen Kunden und Zugeständnissen seitens der Beschäftigten Insolvenz angemeldet wird, liegt offensichtlich unternehmerisches Versagen vor«, so das Fazit der IG Metall in einer Computer Reseller News vorliegenden Stellungnahme.
Die gegenseitigen Vorwürfe indes werden den in Neuss, Potsdam und München von der Insolvenz betroffenen 550 Mitarbeitern wenig hilfreich sein. Wohl auch nicht die Hintergründe zur Insolvenz, die Insider gegenüber Computer Reseller News nennen. Bereits am 14.Juni berichtete CRN , dass die Firma a&o 4tec »gegen die Wand gefahren werden soll«, wie aus gut unterrichteten Kreise zu erfahren war. Die a&o-Gruppe mit ihren Tochtergesellschaften besitzt ein bundesweites Netz an Servicestützpunkten, womit zumindest theoretisch eine Übernahme von Teilen der nun von den Insolvenz betroffenen Mitarbeiter in andere a&o-Gesellschaften denkbar wäre.
Müller, so könnte man meinen, führt denn auch diese letzte Brücke ins Feld: Der Antrag auf Insolvenz werde nicht zwangsläufig das Ende für die a&o 4tec bedeuten, »aber vielleicht wird nun auch dem Letzten bewusst, dass über marktgerechte Löhne nachgedacht werden muss«, so der Manager. Sollte es aber Müllers Intension gewesen sein, im Zuge der Sinitec-Übernahme eine Billiglohngesellschaft zu gründen, um dort leistungsschwächere Mitarbeiter zu überführen, darf an einem Fortbestand der Firma gezweifelt werden. »Für mich sieht es nach einer von langer Hand geplanten Entsorgungsstrategie aus«, bedauert ein Geschäftsführer einer anderen Siemens-Tochter das Schicksal seiner einstigen Kollegen.