Sun erfindet sich neu. Mit neuen Produkten und Preismodellen, Kostensenkungen und Open-Source-Plänen sucht der Server-Hersteller Sun den Weg aus der Krise.
Jonathan Schwartz, die neue Nummer zwei bei Sun
Foto: Sun Microsystems
Obwohl seit einiger Zeit in finanziellen Schwierigkeiten, gibt Sun Microsystems weiterhin 18 Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Das schlägt sich auch in diesem Quartal wieder in zahlreichen Produktankündigungen nieder: von einem Softwarepaket für das Management digitaler Identitäten über RFID-Middleware und Grid-Technologien bis zu Speicherprodukten. Nicht zu vergessen: Das Java Enterprise System läuft nun auch unter Linux, in kommenden Releases außerdem unter Windows und HP-UX. Und des Java Desktop System bietet in der Version 2 neue Verwaltungswerkzeuge.
Darüber hinaus drehen die Strategen an einigen Stellschrauben. Schon in seiner vorherigen Position als Softwarechef hatte Jonathan Schwartz ein neues Lizenzmodell eingeführt, in dem sich die Gebühren nach der Zahl der Mitarbeiter richten. Nun hat er als frisch gebackener President und Chief Operating Officer eine unkonventionelle Preisgestaltung für Speicherprodukte vorgestellt. Künftig wird nach der Nutzung abgerechnet, beginnend bei zwei Dollar pro Gigabyte und Monat im Rahmen eines dreijährigen Miet- oder Abonnementvertrags. Schwartz kann sich vorstellen, dass für Hardware in einigen Jahren nichts mehr bezahlt wird. Letztlich läuft es jedoch wohl nur auf eine andere Darstellung der Preise für Hardware, Software und IT-Dienstleistungen hinaus, die die Firma offenbar gern im Paket an den Mann bringen will.
Außerdem kündigte Schwartz überraschend an, dass das bislang als Kronjuwel gehütete Unix-Derivat Solaris in absehbarer Zeit Open Source werden soll. Neil Ward-Dutton, Analyst bei dem Marktforschungshaus Ovum, meint, dass Sun dadurch seine Forschungsgelder wirksamer einsetzen kann. Für Java gibt es ebenfalls Open-Source-Überlegungen. Kosten sparen will Sun auch durch eine intensivere Kooperation mit dem japanischen Hardwarehersteller Fujitsu. Die Firmen werden ihre auf dem Betriebssystem Solaris und der Sparc-Architektur für Chips beruhenden Server-Produktlinien bis zum Jahr 2006 zusammenführen, teilte Sun-CEO Scott McNealy mit. Die neue Server-Serie trägt den Namen Advanced Product Line (APL). Bei Sun wird sie die Fire- und bei Fujitsu die Primepower-Produkte ersetzen. Unabhängig davon will Sun an seinen Prozessoren Niagara und Rock weiterarbeiten, aber auch Computer mit Opteron-Chips von AMD verkaufen.