Steve Jobs und Bill Gates im Visier

Suns Ex-Chef Jonathan Schwartz erzählt aus seinem Leben

11. März 2010, 16:40 Uhr | Bernd Reder

In seinem Weblog plaudert Jonathan Schwartz, der vormalige Chief Executive Officer von Sun Microsystems, aus dem Nähkästchen. Zwei der »Opfer«: Steve Jobs von Apple und Microsofts Mitbegründer Bill Gates.

Derzeit Privatier und Blogger: Jonathan Schwartz.
Derzeit Privatier und Blogger: Jonathan Schwartz.
Streitobjekt: Apple-Chef Steve Jobs warf Sun vor, bei der 3D-Desktopoberfläche Looking Glass Technologie von Apple einzusetzen.
Streitobjekt: Apple-Chef Steve Jobs warf Sun vor, bei der 3D-Desktopoberfläche Looking Glass Technologie von Apple einzusetzen.

»Gute Künstler kopieren, herausragende klauen« - so lautet die Überschrift eines Beitrages im privaten Weblog von Jonathan Schwartz, dem Ex-Chef von Sun Microsystems. Ebenso wie andere Sun-Veteranen, darunter Scott McNealy und Simon Phipps, Leiter der Open-Source-Sparte, verließ Schwartz die Firma nach der Übernahme durch Oracle.

In dem Blog-Beitrag schildert Schwartz einige Episoden aus der (Nicht-)Zusammenarbeit mit Apple und Microsoft. Beide beziehen sich auf das Gerangel um die Nutzung von Patenten und geistigem Eigentum, das nicht nur heute an der Tagesordnung ist, siehe die Klage von Apple gegen den Mitbewerber HTC.

So erhielt Schwartz vor sieben Jahren einen Anruf von Apple-Chef Steve Jobs, kurz nachdem Sun sein Projekt »Looking Glass« aus der Taufe gehoben hatte. Jobs drohte Schwartz damit, dass er Sun verklagen würde, weil das Unternehmen bei Looking Glass Patentrechte von Apple verletzt habe.

Das Ziel von Looking Glass ist, eine dreidimensionale Benutzeroberfläche für Rechner-Desktop zu schaffen. Wie Schwartz schreibt, wies er Steve Jobs dezent darauf hin, dass auch Apples Betriebssystem MacOS keine Eigenentwicklung sei, sondern auf Unix basiere. Zudem habe sich Apple bei Technologie von Lighthouse bedient, einer früheren Firma von Schwartz. »Steve war daraufhin ganz still«, so Schwartz, »ich hörte nichts mehr von ihm.«

Bill Gates: Lizenzgebühren für Open Office

Auch Bill Gates, Gründer von Microsoft, bekommt sein Fett weg. Bei einem Treffen am Sun-Sitz in Menlo Park (Kalifornien) habe Gates, der zusammen mit dem jetzigen Microsoft-CEO Steve Ballmer angereist war, von Sun die Zahlung von Lizenzgebühren gefordert. Die Begründung: Die Office-Software »Open Office«, die als Open-Source kostenfrei zur Verfügung steht, sei von Microsofts Office abgekupfert worden.

Sun sollte für jeden Download von Open Office an Microsoft einen bestimmten Betrag überweisen. Laut Schwartz konterte Suns damaliger CEO Scott McNealy, indem er von Microsoft die Zahlung von Lizenzgebühren für jedes verkaufte Windows-Paket verlangte.

Denn, so die die Argumentation von McNealy, Microsofts .NET, das Bestandteil von Windows ist, basiere auf Java. Und an dieser Technologie halte Sun die Rechte. »Das Meeting war daraufhin nach kurzer Zeit zu Ende«, so Schwartz.

Sein Resümee: Wenn, wie in den genannten Beispielen, eine Firma eine andere wegen der angeblichen Verletzung von Patenten verklage oder das tun wolle, sei das ein Akt der Verzweiflung. Der Markt und die Akzeptanz durch die Nutzer sollten über das Wohl und Wehe von IT-Firmen und ihren Produkten entscheiden, nicht Gerichte.


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