Systemhäuser/ IT-Dienstleister: CRN-Ranking 2004

30. September 2004, 0:00 Uhr | Martin Fryba

Systemhäuser/ IT-Dienstleister: CRN-Ranking 2004. Kistenschieber ade ? es lebe das IT-Servicegeschäft: Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen bei Systemhäusern steigen, das Hardwaregeschäft nimmt an Bedeutung ab. Der Trend hin zum Ausbau des Segments IT-Services ist bei den kleineren Anbietern unübersehbar. Nach einem schwierigen Jahr 2003 ist bei den meisten IT-Häusern wieder Optimismus angesagt.

Systemhäuser/ IT-Dienstleister: CRN-Ranking 2004

Erstmals präsentiert CRN die umsatzstärksten Systemhäuser und IT-Dienstleister im deutschen Markt, einschließlich ihrer Geschäftsbereiche, Kernkompetenzen und Herstellerpartner (siehe vollständige Tabelle in unserem SystemhausXtra, das der Druckausgabe beiliegt). Dazu zählen neben den bundesweit oder lokal vertretenen herstellerunabhängigen Häusern auch die global aufgestellten Unternehmen sowie die Service-Sparten der Computer-Hersteller und großer Konzerne, die mit ihren IT-Töchtern zunehmend in den externen ITK-Service-Markt drängen. Klar ist, dass nicht alle Systemhäuser sich mit einer IBM Global Services oder T-Systems messen können, aber in Teilbereichen ihres Produktportfolios, zum Beispiel bei der Softwareentwicklung oder bei Managed IT-Security-Services, sehen sich die kleineren Anbieter durchaus im Wettbewerb mit den Großen.

Die Anbieterlandschaft im ITK-Markt ist heterogen und zerklüftet. Einstmals sinnvolle Kategorien, wie zum Beispiel der Umsatzanteil des reinen IT-Handelsgeschäfts, können sich als zu starr erweisen und verlieren somit ihre Gültigkeit (siehe Kasten im Anhang). Letztlich folgen die IT-Häuser auch keiner Definition, sondern Chancen, die sie in einzelnen Bereichen für sich sehen. Die Folge: Geschäftsmodelle werden angepasst oder gänzlich über den Haufen geworfen ? meist begleitet von Restrukturierungen, Fusionen oder Übernahmen, was sich in den Bilanzen der IT-Anbieter mehr oder weniger deutlich widerspiegelt.

Umsatzrückgänge überwiegen

Im vergangenen Jahr prägten Schlagwörter wie Kürzungen der IT-Budgets, Finanzierungsprobleme oder Insolvenzen großer Unternehmenskunden die Stimmung in der ITK-Branche. Darunter zu leiden hatten aber nicht alle IT-Häuser: Der Vergleich zwischen den beiden weltweit führenden Anbietern IBM und EDS könnte kaum unterschiedlicher ausfallen. Während die Global-Service-Sparte von Big Blue, verstärkt durch die Übernahme von PwC, ihren Vorsteuergewinn um satte 25 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar steigern konnte, geriet EDS mit einem Minus von 1,7 Milliarden Dollar ? nach einem Vorjahresplus von 1,1 Milliarden ? tief in die roten Zahlen. Der Kostendruck bei den Texanern hält bis heute an: Rund drei Milliarden Dollar sollen in den nächsten beiden Jahren eingespart werden, bis zu 20.000 Beschäftigte, vor allem in den USA, müssen um ihren Job bangen.

Bei den im CRN-Ranking vermerkten Euro-Umsätzen der in Dollar oder britische Pfund bilanzierenden Unternehmen müssen die zum Teil großen Währungsschwankungen berücksichtigt werden. So hat beispielsweise IBM Global Services auf Dollarbasis ein Umsatzplus von 17 Prozent erzielt, EDS weist ein noch leichtes Plus auf. Dies verzerrt natürlich die von CRN dargestellte Umsatzentwicklung gegenüber 2002, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass Europa im vergangenen Jahr ein schwieriges Pflaster für die IT-Anbieter war. Am deutlichsten zeigt sich der schwache europäische Markt beispielsweise bei Capgemini und SBS. Beide Firmen, überwiegend in dieser Region tätig, haben zweistellige Umsatzrückgänge verbucht.

Erstaunlich robust zeigte sich dagegen T-Systems. Die Tochter der Deutschen Telekom hat ihren Vorjahresumsatz von 10,5 Milliarden Euro in 2003 halten können. Die Gewinnwende hat der größte deutsche IT-Dienstleister aber knapp verpasst und wird es auch dieses Jahr nicht schaffen. Im Gegenteil, denn trotz einer Belebung des Marktes hat Deutschlands Marktführer ein Ertragsproblem: Die Verluste sind im ersten Halbjahr 2004 sogar stark angestiegen und summierten sich auf 228 Millionen Euro.

Ganz besonders schwer taten sich Systemhäuser und IT-Dienstleister im deutschen Markt. Von 73 Unternehmen, die ihre Umsätze in Deutschland meldeten, konnten lediglich 21 Firmen steigende Erlöse erzielen. Firmen wie IDS Scheer, Bechtle oder die im Südbadischen beheimatete Steinhilber-Schwehr AG haben dies zum Teil Akquisitionen zu verdanken. Alle anderen Firmen verzeichneten eine Stagnation oder sogar deutlich zweistellige Umsatzeinbrüche. Beispiel Compunet: Das größte herstellerunabhängige Systemhaus hierzulande verbuchte ein sattes Minus von über 18 Prozent, während die britische Muttergesellschaft der Kerpener, Computacenter, in Großbritannien lediglich knapp neun Prozent einbüßte. Die Gründe hierfür sind bei vielen IT-Häusern identisch: Sinkende IT-Budgets bei Kunden und der Preisverfall im Hardwaresegment.

IT-Services immer wichtiger

Während Systemhäuser mit einem hohen Anteil beim Produktverkauf natürlich besonders stark unter dem Preisdruck zu leiden hatten, schlugen sich IT-Dienstleister und Outsourcing-Anbieter besser. Zwar ist auch das Segment IT-Services einschließlich Rechenzentrumsbetrieb vom Preiskampf nicht ausgenommen. Vor allem aber im SAP-Umfeld konnten sich einige Anbieter noch wacker schlagen.

Überhaupt ist ein klarer Trend bei den Anbietern zu erkennen, dieses Segment auszubauen und das mit erheblichen Risiken verbundene Produktgeschäft einzuschränken. Bei über zwei Drittel der Systemhäuser, die uns ihre Umsätze nach Segmenten aufgeschlüsselt mitteilten, sank im vergangenen Jahr der entsprechende Anteil aus Hard- und Softwareverkäufen zugunsten von IT-Dienstleistungen. Ein Königsweg aus der Krise ist diese Strategie aber sicher nicht. Der Wandel von einem Systemhaus mit Handelsgeschäft hin zum IT-Service-Anbieter ist für die meist kleinen IT-Häuser ein Kraftakt vor allem für den Vertrieb. Nicht jeder Key-Accounter mit gutem Produkt-Know-how lässt sich zu einem IT-Berater mit ausgesprochenem Gespür für eine kundenorientierte Lösungsanforderung umbiegen.

Einen solchen Wandel hat Arxes NCC hinter sich gebracht. Die Kölner trennten sich weitgehend vom Hardwaregeschäft und bauten nach und nach die Sparte IT-Services aus. Mit Erfolg: Im vergangenen Jahr erzielten die Rheinländer bereits über 80 Prozent ihrer Erlöse mit IT-Dienstleistungen, die Umsatzrendite betrug 5,5 Prozent und soll mittelfristig auf zehn Prozent steigen.

Positiver Ausblick für 2004

Für das laufende Jahr können Systemhäuser und IT-Dienstleister überwiegend wieder mit steigenden Erlösen rechnen. Die Perspektiven für ein allgemeines Wachstum im deutschen ITK-Markt sind allerdings bescheiden. So rechnet der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) in seinem jüngsten Branchenbarometer mit einem Umsatzplus von 2,5 Prozent in diesem Jahr auf ein Marktvolumen von 131 Milliarden Euro. Nach einer Nullrunde in 2003 kann man die Freude des Bitkom-Präsidenten Willi Berchtold allerdings verstehen: »Die ITK-Branche bleibt auf dem Wachstumspfad.« Optimismus schöpft Berchtold vor allem aus den Auftragseingängen. Sie wachsen Bitkom zufolge schneller als die Umsätze. »Ein gutes Zeichen für das Restjahr«, interpretiert Berchtold. Der bereits im Juni vom Branchenverband registrierte Aufschwung setzt sich nach der neuerlichen Mitgliederbefragung fort: »Der Nachfrageschub aus dem Frühjahr war kein Strohfeuer. Alles spricht dafür, dass sich der Investitionsstau im ITK-Sektor tatsächlich auflöst«.

Eine Aufbruchstimmung wie in den besten Jahren der IT-Branche ist zwar nicht zu spüren, die Talsohle haben aber die meisten Systemhäuser und IT-Dienstleister in Deutschland tatsächlich hinter sich gelassen. Die von »Computer Reseller News« im August befragten IT-Häuser zeigen sich durchweg optimistisch. Knapp zwei Drittel der Unternehmen rechnen mit einem leichten Wachstum, 14 Prozent sogar mit deutlich besseren Umsätzen als im Vorjahr. Nur 17 Prozent gehen von stagnierenden Erlösen, lediglich drei Prozent von Umsatzrückgängen aus.

Mit ein Grund für den Optimismus ist die wieder gestiegene Ausgabenfreudigkeit der Geschäftskunden, die im vergangenen Jahr noch aus Kostengründen ihre Projekte verschoben oder IT-Budgets sogar massiv gekürzt hatten. Jede dritte deutsche Firma will in diesem Jahr mehr Geld für IT und Telekommunikation ausgeben als in 2003. Diesen positiven Trend bestätigen nicht nur die von CRN befragten Systemhäuser, sie stellen bei mehr als der Hälfte ihrer Kunden sogar eine höhere Investitionsbereitschaft fest als noch zu Jahresbeginn.

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Die Top 100 der deutschen Systemhäuser/IT-Dienstleister

Das CRN-Ranking der Top-100 der Systemhäuser / IT-Dienstleister im deutschen Markt unterscheidet nicht nach der oft gewählten Methode, eine IT-Firma nur dann als Systemhaus zu bezeichnen, wenn sie mindestens die Hälfte der Erlöse aus dem Produktgeschäft, also Hard- und Softwareverkauf, erzielt. Diese starre Definition greift unserer Meinung nach nicht: Seit geraumer Zeit ist zu beobachten, dass die meisten IT-Häuser diesen Umsatzanteil stetig reduzieren, zu Gunsten von Erlösen aus dem Servicegeschäft. So hat beispielsweise Compunet, einer der größten IT-Anbieter in Deutschland, den Anteil des Produktgeschäfts binnen eines Jahres von 72 auf 64 Prozent in 2003 reduziert, ebenso Ada von 62 auf 60 Prozent. Setzt sich dieser Trend fort, werden viele Systemhäuser die Schwelle von 50 Prozent Umsatzanteil mit Hard- und Softwareverkauf in absehbarer Zeit unterschreiten und wären, folgt man einer starren Definition, nicht mehr als Systemhäuser zu führen.

Um die IT-Häuser in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld vergleichbar zu machen, schlüsselt CRN die Geschäftstätigkeiten nach den jeweiligen Kernkompetenzen sowie den Branchenfokus der IT-Anbieter auf.

Computer Reseller News folgt in ihrem Ranking einzig und allein den Gesamtumsätzen, die diese Firmen zum Teil freiwillig nennen. Die großen, global agierenden Player weisen ihre Erlöse aus dem IT-Service-Geschäft allerdings meist nur nach regionalen Gebieten wie EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) aus. Ihr Umsatz in Deutschland kann folglich nicht genannt werden. Gleichwohl stehen sie im direkten Wettbewerb zu den rein im deutschen Markt agierenden Systemhäusern / IT-Dienstleistern, wie uns gegenüber die Firmen mitteilen, und dürfen daher in einer Aufstellung nicht fehlen.


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