Systemintegration im Zeichen der Konvergenz. Statt neue Produkte und Geschäftschancen auszuloten, diskutierten die Teilnehmer des System Builder Summit in Barcelona über die noch schleppende Nachfrage im IT-Markt. Eine Chance ist die Konvergenz von IT- und Home-Entertainment.
Der zweimal im Jahr stattfindende System Builder Summit hat sich inzwischen als die wichtigste Veranstaltung für europäische System-Integratoren etabliert. Die Zeiten, in denen bahnbrechende Produkte vorgestellt wurden, scheinen aber endgültig vorbei zu sein. Nicht weiter erstaunlich war es deswegen, dass die wirtschaftliche Situation des IT-Markts die Besucher in erster Linie beschäftigte. Vor allem deutsche System-Integratoren wie CTT, Krystaltech Lynx, Leo Computer, Everyware und Vobis suchten nach Gründen für die verhaltene Nachfrage. »Die Budgets werden weiter gekürzt«, stellte Günther Kalina, Vorstand von CTT, fest. Seine Devise lautet deshalb: unnötige Kosten vermeiden. Uwe Würzberger, Account Manager von Microsoft, stimmt ein: »Finanzierung und die Kürzung von Kreditlinien stellen Reseller wie Systemintegratoren zunehmend vor Probleme.« Er rechnet damit, dass sich in diesem Jahr der Markt weiter konsolidieren wird. Und Michael Decker, Director Product Marketing Notebooks bei Vobis, fügt hinzu: »In diesem Jahr erwarte ich im Geschäftskunden-Segment keinen signifikanten Wachstumsschub mehr.«
Die ausstellenden Hersteller versuchten durch interaktive Präsentationen die Wachstumschancen im Markt aufzuzeigen. Thema Nummer eins war die Konvergenz von IT- und Home-Entertainment. Cyberlink hat dazu die Software »Power Cinema 3«, die über DVD, Musik, TV, Web und Foto-Funktionen verfügt, vorgestellt. Dieses Programm erlaubt Systemintegratoren, aus einem PC ein Media-Center zu machen. Neu ist diese Art von Software sicherlich nicht, denn bereits Unternehmen wie Pinnacle bieten ähnliche Produkte an. Für Microsoft ist die zunehmende Anbieterdichte aber Grund genug, über eine Erweiterung des Kundenstamms für das Media-Center-Betriebssystem nachzudenken. Bisher können nur OEM-Hersteller Microsofts Programm erwerben und auch nur dann, wenn sie die Version mit einem PC vertreiben. Deswegen will der Software-Anbieter seine Home-Entertainment-Edition voraussichtlich ab Ende des Jahres auch Systemintegratoren zur Verfügung stellen.
In Richtung Unterhaltung zielen auch die neuen Grafikchips von ATI ab. Das Motto lautete nicht umsonst: »schneller und besser«, unter dem der Hersteller seine neuen Hochleistungs-Grafikchips »Radeon X 800 Pro« und »Radeon X 800 XT« präsentierte. Systemintegratoren wird die Einführung der Chips zunächst nur vereinzelte Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, da die Hochleistungs-Grafikchips fast ausschließlich in Märkten wie dem Power-Gaming- oder Rendering-Segment eingesetzt werden.
Auch dem Thema Security wurde auf dem System Builder Summit besondere Bedeutung beigemessen. So hat der Betriebssystemhersteller Phoenix die Kooperation mit Network Associates bekannt gegeben. Systemintegratoren können künftig zur Core-Management Environment Console (CME) auch NAIs McAfee Personal Firewall Plus-Software beziehen. CME ist ein Programm, das den Zugang zu einer »host protected area« auf der Festplatte erlaubt. Phönix vertreibt beide Programme als 30 Tage-Trial-Version.
Die Zeiten, in denen der System Builder Summit noch dazu taugte, um neue Produkte vorzustellen, scheinen mit der diesjährigen Frühjahrsveranstaltung vorbei zu sein. Die Messe fungiert inzwischen als Informationsbörse und dient zur Kontaktpflege. Trotzdem hat die Veranstaltung nichts an Attraktivität für Hersteller und Besucher eingebüßt, die Ausstellungsfläche von etwa 300 Quadratmetern war vollständig belegt. Auffällig ist allerdings, dass zahlreiche namhafte Unternehmen wie Benq, Intel, Nvidia, Western Digital und Memory Solution den Weg nach Barcelona nicht gefunden haben.
Intel schiebt die Absage des System Builder Summit auf das angeblich knappe Marketing-Budget. Vielmehr sind dem Prozessorhersteller aber die Vorbereitungen für den Intel Solution Summit, der kurz nach dem System Builder Summit, Mitte Mai, ebenfalls in Spanien stattfindet, dazwischen gekommen. Und für Memory Solution lohnt sich die Integratoren-Veranstaltung einfach nicht mehr. »Wir haben nicht teilgenommen, da wir im vergangenen Jahr in Monaco nur wenig neue Kunden akquirieren konnten«, begründet es Gerald Diercks, Managing Director von Memory Solution. Er glaubt, dass die Veranstaltung eher eine Plattform ist, um Kontakte aufzufrischen, aber neue Informationen und Produkte gäbe es seiner Meinung nach dort nicht zu sehen. Trotz der Absagen blieb die Zahl der Aussteller mit 66 stabil ? ein Jahr zuvor waren es gerade mal zwei mehr.
Wenig Anklang unter den 215 Besuchern fand allerdings die Verlegung des Veranstaltungsorts von Monte Carlo nach Barcelona. Gartner reagiert auf diese Kritik schnell, im kommenden Jahr soll die Frühlings-Veranstaltung wieder in Monte Carlo stattfinden und ab da regelmäßig mit Barcelona abwechseln. Gartner veranstaltet den nächsten System Builder Summit vom 11. bis zum 13. Oktober 2004 in Dublin.
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