T-Home baut IP-TV massiv aus
Die Deutsche Telekom will ihr IP-TV-Angebot stark ausweiten. Die Verfügbarkeit steigt von 27 auf 750 Städte, was deutlich mehr Dynamik in das bislang schleppend angelaufene IP-Fernsehgeschäft bringen soll.
Mit Internet-Fernsehen will die Deutsche Telekom ihren massiven Kundenschwund im Festnetzgeschäft bremsen. Rund drei Milliarden Euro investieren die Bonner in den Aufbau ihres VDSL-Glasfasernetzes. Um ihren TV-Service aber schnellstmöglich flächendeckend vermarkten zu können, macht die Telekom das Angebot jetzt auch für ihr ADSL2+-Netz verfügbar. Damit ist IP-TV statt in bislang 27 Städten mit VDSL-Anbindung künftig in rund 750 Orten verfügbar. Bis zum Jahresende sollen 17,2 Millionen Haushalte die Möglichkeit zum IP-TV-Empfang haben. Für Kunden mit herkömmlichen »T-Home 16.000«-Anschlüssen bleibt das Angebot (»Entertain Basic«) jedoch eingeschränkt: Es beinhaltet Videoon- demand und den Zugriff auf ein Fernseharchiv, nicht jedoch direkte Fernsehprogramme.
Ob die Telekom mit ihrer neuen Fernseh-Offerte Kunden halten oder neu hinzugewinnen kann, ist ungewiss. In den an das VDSL-Netz angeschlossenen Städten konnten die Bonner bislang erst eine fünfstellige Kundenzahl gewinnen. Auch bei anderen IPTV- Anbietern wie Hansenet sieht die Nachfrage nicht besser aus: Das hauptsächlich in Nord- und Ostdeutschland (u.a. Hamburg, Lübeck, Berlin) erhältliche Konkurrenzangebot zu T-Home verkaufte sich bislang 13.000 Mal – kein Massenmarkt also. Umgekehrt schläft die Kabelkonkurrenz nicht: So meldete Unitymedia, der Kabelnetzbetreiber von Hessen und Nordrhein-Westfalen, vor wenigen Tagen 550.000 Kunden für das eigene Digital- TV-Angebot, darüber hinaus 200.000 Internet-Nutzer und rund 120.000 Telefonkunden.
Ob die Verbraucher bei IP-TV künftig weniger zurückhaltend sein werden, ist fraglich: Sowohl terrestrisch (DVBT), als auch über Kabel und Satellit sind Dutzende TV-Programme in hoher Qualität empfangbar. Rund 18 Millionen deutsche Haushalte sind an den Kabelanschluss angebunden, mehr als ein Drittel aller Haushalte verfügt über eine Satellitenschüssel. Bei beiden Nutzergruppen dürfte die Bereitschaft begrenzt sein, für den Empfang weiterer TV-Programme zusätzlich zu investieren. Darüber hinaus können viele Kabelnutzer in Mietwohnungen das Angebot oft nicht abbestellen, da es langfristige Verträge mit dem Vermieter gibt.
Auch die Marktforscher sind eher vorsichtig: So gibt es derzeit laut Gartner nur wenige Millionen IP-TV-Nutzer – weltweit. Die Unternehmensberatung Solon bezeichnet IP-TV als eine Investition, die sich für die Carrier erst langfristig rechne. Die eher skeptischen Marktprognosen schrecken die Telekom jedoch nicht – sie steht angesichts der hohen Kundenverluste mit dem Rücken an der Wand. Es gebe keine Alternative, den Heimatstandort nachhaltig zu sichern, erklärte Festnetz-Vorstand Timotheus Höttges auf der IFA.
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