Thin Clients künftig ohne Transmeta-Prozessoren: Verschollen

20. Januar 2005, 0:00 Uhr |

Thin Clients künftig ohne Transmeta-Prozessoren: Verschollen. Transmetas Ankündigung aus der Prozessorherstellung auszusteigen, veranlasst manche Thin Client-Hersteller nach neuen Prozessoranbietern zu suchen. Der Schritt kommt überraschend, da der Hersteller inzwischen einige namhafte Thin Client-Anbieter zu seinen Kunden zählen konnte. Eine Produktverknappung bei Thin Clients ist aber nicht zu befürchten.

Thin Clients künftig ohne Transmeta-Prozessoren: Verschollen

Hohe Taktraten bei geringer Stromaufnahme ? mit diesen Worten hat der amerikanische Prozessorhersteller Transmeta seit dem Launch des Crusoe-Prozessors vor mehr als drei Jahren geworben. Obwohl sogar Branchenprimus Intel Transmetas stromsparende Technologie lizenzierte, zierten sich namhafte Hardware-Hersteller jahrelang bei Transmeta Kunde zu werden. Im vergangenen Jahr jedoch wandelte sich das Bild: Transmeta gelang es mit HP, Wyse und Fujitsu Siemens einige Schwergewichte der Thin Client-Branche als Abnehmer für den stromsparenden Prozessor »Efficeon«, den Nachfolger von »Crusoe«, zu verpflichten.

Geholfen hat es nicht, das Aus kam trotzdem. Das Unternehmen sucht nun nach einem Käufer für die Fertigung. »So ergeht es Unternehmen, die sich durch Venture Capital finanzieren, irgendwann wird der Geldhahn zugedreht, egal ob es Sinn macht«, bedauert Mike Finckh, Manufacturer Representative bei DT Research, einem Thin Client-Hersteller, der in diesem Jahr im deutschen Markt starten will und Transmeta-CPUs in den Geräten verbaut hat. Ähnlich wie HP, FSC und Wyse wird sich auch DT Research nach Alternativen umsehen müssen. Und die heißen VIA, AMD und SIS. Sehr hart wird der Wegfall der Transmeta-CPUs die Thin Client-Hersteller jedoch nicht treffen, da die meisten Anbieter bereits bisher von verschiedenen Firmen Prozessoren bezogen haben.

Jörg Hartmann, Leiter Marketing Deutschland von Fujitsu Siemens, erklärt: »Wir bedauern den Ausstieg von Transmeta, werden unsere Kunden und Channel-Partner aber auch weiterhin mit einer umfassenden Thin Client-Serie bedienen.« Von einer Produktknappheit geht Hartmann nicht aus. Auch Wyse wird auf Alternativen von AMD und VIA umsteigen. Die Kooperation mit Transmeta hatte der Thin Client-Hersteller erst im November vergangenen Jahres vereinbart. Crusoe-Prozessoren sollten in die neuen Winterm Thin Clients der Serie V eingebaut werden.

Auch HP trifft Transmetas Ausstieg aus der Prozessorfertigung. HP ist davon überzeugt, dass künftige Terminals mit leistungsfähigeren Prozessoren ausgestattet werden. Denn dadurch ließen sich dann mehrere Programme gleichzeitig ausführen. »Um lokale und serverlastige Anwendungen zu verarbeiten, ist ein leistungsfähiger Prozessor von Nöten«, behauptet Markus Hoffmann, Area Category Manager für Thin Clients bei HP. Deshalb wollte HP Transmetas CPUs in seine Thin Clients verbauen. Nun wird auch HP die Geräte mit anderen Prozessoren ausstatten müssen. Seine Umsatzziele sieht der Hersteller jedoch nicht in Gefahr.

VIA springt in die Bresche

Heiko Gloge, Managing Director von Igel, ist davon überzeugt, dass die Umstellung von einem auf den anderen Prozessor nicht ohne weiteres zu bewerkstelligen ist. Seiner Meinung nach setze das voraus, dass das Gehäusedesign in der Lage ist, einen anderen CPU-Typen aufzunehmen. Zudem müssen die thermischen Bedingungen für einen reibungslosen Betrieb geschaffen werden. »Da stecken erhebliche Aufwendungen und Modifikationen dahinter«, gibt er zu bedenken. Ihn selbst trifft das aber diesmal nicht, denn Igel setzt keine Transmeta-CPUs ein.

Prozessorhersteller wie AMD und VIA stehen bereits in den Startlöchern, um Transmetas Kunden aus dem Thin Client-Segment zu übernehmen. AMD bietet mit dem stromsparenden »Geode GX« eine auf Thin Clients abgestimmte CPU an, die einen Stromverbrauch von etwa drei Watt hat. »Geode« verfügt zusätzlich über einen integrierten Grafikchip. Bisher setzten Fujitsu Siemens und Wyse auf die AMD-Prozessoren. Zum Vergleich: »Efficeon TM 8800« von Transmeta, der im vergangenen Oktober vorgestellt wurde, benötigt etwa sieben Watt. Durch die 90-nm-Fertigungs-Technologie hätte die Leistungsaufnahme nach Angaben von Transmeta nur maximal drei Watt betragen. Der Stromverbrauch der AMD- und Transmeta-Prozessoren unterscheidet sich also nur unwesentlich.

Auch Via hat mit »Eden« einen stromsparenden Prozessor für den Thin Client-Markt im Angebot. Und das offensichtlich mit Erfolg. Der Hersteller kann Branchengrößen wie Igel, Wyse und Neoware als Kunden vorweisen. Motiviert durch Transmetas Ausstieg aus der Prozessorfertigung, rechnet sich VIA künftig gute Chancen im Thin Client-Markt aus. »Wir glauben, dass Transmetas Abkündigung für uns eine große Chance ist, unsere Marktanteile weiter auszubauen«, sagt Michal Lisiecki, Marketing Manager von VIA.

Während sich AMD und VIA vom Thin Client-Segment steigende Umsätze erhoffen, will sich Intel nicht einmal mit diesem Markt auseinandersetzen. Der Markt sei zu klein, als dass es sich lohnen würde eine entsprechende CPU zu entwickeln, lautet die lapidare Antwort. Außerdem ist der Branchenprimus davon überzeugt, dass sich Thin Clients auch in Zukunft trotz steigender Absatzzahlen nicht durchsetzen werden. Marktforscher wie IDC sehen das anders. Sie rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum von etwa 20 Prozent.

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INFO

DT Research
www.dt-research.com
Fujitsu Siemens
www.fujitsu-siemens.de
Hewlett-Packard
www.hp.com
Igel
www.igel.de
VIA
www.viatech.com
Wyse
www.wyse.de


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