Die Ratinger Tiptel AG hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Düsseldorf einen Insolvenzantrag gestellt. Auch für die in Marburg ansässige Tochtergesellschaft DFG mbH wurde ein Insolvenzantrag wegen Überschuldung gestellt.
Während Konkurrenten wie Agfeo, Auerswald und Aastra-De- TeWe ihren Marktanteil und die Zahl der abgesetzten Produkte in den vergangenen Monaten zum Teil deutlich steigern konnten, ist Tiptel offenbar eines der ersten Opfer im ITK-Konvergenzmarkt. Ende vergangener Woche musste das vor 34 Jahren gegründete Unternehmen Insolvenzantrag stellen. Nach der Bekanntgabe dieses Schritts kündigte Alleinvorstand Werner Materna »aus gesundheitlichen Gründen auf eigenen Wunsch« seinen Rücktritt an.
Undurchsichtig bleibt im Hinblick auf die Insolvenz eine Entscheidung aus dem vergangenen Jahr: Im Oktober 2006 hatte Tiptel seine als profitabel geltende, niederländische Tochtergesellschaft an die in Ratingen ansässige Robinco Treuhand GmbH & Co. Beteiligungs KG vollständig veräußert. Deren Geschäftsführer ist der Tiptel-Aufsichtsratsvorsitzende Erhard Schäfer. Parallel wurde eine Rahmenvereinbarung geschlossen, die den Verkauf der belgischen und französischen Tochtergesellschaften an die niederländische Tiptel b.v. vorsah. Durch den Verkauf an Robinco floss Tiptel rund eine Million Euro zu. War dies bereits ein letzter Rettungsversuch, oder sollten die profitablen Töchter vor der womöglich schon damals absehbaren Pleite bewahrt werden? Mit diesen und weiteren Fragen wird sich ab dieser Woche der vorläufige Insolvenzverwalter beschäftigen müssen.
Schon Ende der neunziger Jahre war Tiptel tief in die roten Zahlen gerutscht. Im März 1998 hatte das Unternehmen den insolventen Kieler Konkurrenten Hagenuk übernommen, der jedoch trotz Subventionszahlungen des Landes Schleswig-Holstein weiterhin Verluste einfuhr. Ende 1999 musste Tiptel für die Hagenuk Telekom erneut Insolvenz anmelden. Erst vor rund fünf Jahren berappelte sich die Aktiengesellschaft von der Hagenuk- Pleite. Zuvor hatte Krisenmanager Hans-Ekkehard Domröse den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernommen. Domröse entschied damals, sich von Firmentöchtern zu trennen und das Produktportfolio auf Anrufbeantworter und Telefonanlagen für kleine und mittlere Unternehmen zu fokussieren. Zuletzt konnte die noch etwa 150 Mitarbeiter zählende Tiptel AG aber weder die klare Ausrichtung auf das KMU-Segment noch der Werbeslogan »Kommunikation Made in Germany« retten.