So wie der IBM-Partner Rznet AG kämpfen derzeit viele Systemhäuser gegen eine Insolvenz an. Auftragseinbruch infolge der Wirtschaftskrise, restriktive Banken, rigorose Kreditversicherer: Die Insolvenz der Rznet AG ist typisch für viele IT-Häuser.
Das renommierte Systemhaus Rznet AG mit Hauptsitz in Kerpen steht seit Mittwoch vergangener Woche unter Insolvenzverwaltung. Die Geschäfte laufen unverändert fort, die Suche nach Investoren dauert an. Derzeit verhandelt Vorstand Lothar Papenberg mit vier strategischen Investoren, bzw. mit Finanzinvestoren. »Ich bin sehr zuversichtlich, dass es zu einem Einstieg eines Investors noch vor der Insolvenzeröffnung kommen wird«, so die Einschätzung des Rz-net-Vorstands im Gespräch mit Computer Reseller News. »Wir wollen allen 57 Mitarbeitern eine Heimat in der Rznet geben.«
Rznet-Gründer Papenberg spricht von einem dramatischen Einbruch der Auftragslage. Zwischen Januar bis März 2009 und dann im Juli und August sei der Auftragseingang nahezu zum Erliegen gekommen. »Es ist fast nicht mehr gelaufen. Die Auftragsbücher sind wie eingefroren«, berichtet Papenberg. Angesichts dieser Entwicklung suchte Papenberg das Gespräch mit den Gesellschaftern, die durchaus bereit gewesen sein sollen, Überbrü-ckungskapital nachzuschießen. Allerdings hatte Kreditversicherer Hermes in der Zwischenzeit die Notbremse gezogen und die Kreditlinie komplett gestrichen. »Die haben sich mit uns überhaupt nicht auseinandergesetzt«, klagt Papenberg.
Bis zuletzt verhandelte der Manager auch mit einem Investor, der sich jedoch gegen einen Einstieg bei Rznet entschied. »Mir blieb nichts anderes übrig als Insolvenz anzumelden«, sagt Papenberg, der von einem »Domino-Effekt« spricht.
Vor zwei Jahren hatte der Manager von Rznet noch auf Wachstum gesetzt, die Führung neu geregelt und kräftig in Personal investiert. Diese Strategie schien in den ersten sechs Monaten des Vorjahres sogar aufzugehen. »Wir haben unseren Umsatz im Halbjahr sogar mehr als verdoppelt und rechneten mit einem Jahreserlös von rund 30 Millionen Euro«, blickt Papenberg im Gespräch mit CRN zurück. Die Wirtschaftskrise, die Papenberg als Auslöser der Rznet-Krise nennt, machte die Wachstumspläne zunichte.
Sollte eine Fortführungslösung für Rznet gefunden werden, würde auch IBM aufatmen. Rznet ist einer der Top-Partner von IBM in Deutschland und gut im Mainframe-Geschäft unterwegs. Neben IBM ist Rznet auch Partner unter anderem von Citrix, Novell und VMware.
Die nur zaghaft einsetzende Konjunkturbelebung und Maßnahmen der Bundesregierung, die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen, kommen für eine ganze Reihe von Systemhäusern offenbar zu spät. Im Zuge der Pleite der TDMI AG im Juli musste vergangene Woche Dienstag nun auch die Tochtergesellschaft Arxes Consulting GmbH aus Köln Insolvenz anmelden.
Damit noch nicht genug. Auch der Systemhaus-Verbund Probusiness steckt in der Krise. Die Probusiness AG und ihre Tochtergesellschaft Probusiness Hannover AG erklärten vergangene Woche vor dem Amtsgericht ihre Zahlungsunfähigkeit. Die Berliner Niederlassung, Probusiness Berlin AG und die Münchner Gesellschaft der Probusiness meldeten wenige Tage später Anschlussinsolvenzen an. Erst im Juli hatte der SAP-Spezialist Kirbis, ein kleineres Systemhaus, den Gang zum Amtsgericht antreten müssen.