Trendwende: IT-Budgets steigen wieder

11. März 2004, 0:00 Uhr | Markus Reuter

Trendwende: IT-Budgets steigen wieder. Jedes dritte Unternehmen stockt seine IT-Budgets auf. Das Hauptziel heißt mehr Effizienz. ERP-Projekte stehen auf der Wunschliste der IT-Verantwortlichen ganz oben.

Trendwende: IT-Budgets steigen wieder

Autor: Markus Bereszewski
Deutsche Unternehmen investieren wieder mehr in Informationstechnologie und Telekommunikation. Die Sparwelle der vergangenen Jahre scheint überwunden zu sein. Während die IT-Budgets bis vor kurzem noch von zum Teil drastischen Kürzungen betroffen waren, plant für das laufende Jahr wieder jede dritte deutsche Firma, mehr in die IT und in die Telekommunikation zu investieren. Das ist das Ergebnis der Studie IT-Budget der CRN-Schwesterzeitschrift Informationweek, die mit Unterstützung von Mummert Consulting ausgewertet und analysiert wurde. Besonders IT-Projekte, die die Wirtschaftlichkeit verbessern, stehen in deutschen Unternehmen wieder verstärkt auf der Tagesordnung. Investiert wird daher vor allem in Hard- und Software, die dem Management hilft, Effizienz und Produktivität zu steigern.

Rechtzeitig zur Cebit 2004 kommt die Trendwende. Denn noch im vergangenen Jahr gingen bei mehr als zwei Dritteln der Befragten die IT-Investitionen zurück. Die meisten Firmen begründeten die Kürzungen mit der allgemein schlechten konjunkturellen Lage und den damit verbundenen Einsparungsmaßnahmen. Rund ein Drittel machte Umsatzrückgänge und die finanzielle Lage des Unternehmens für die reduzierten IT-Budgets verantwortlich. Vier von zehn haben im Jahr 2003 notwendige IT-Investitionen aufgeschoben.

Doch die Börsen gehen wieder nach oben. Allein der Deutsche Aktien-Index ist 2003 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 28 Prozent gestiegen. Zahlreiche Wirtschaftsforscher prognostizieren für das Jahr 2004 in Deutschland wieder einen leichten konjunkturellen Aufschwung. So lässt sich allmählich der in den vergangenen Jahren entstandene Investitionsstau im IT-Bereich wieder abbauen. Hierbei kommen die zwangsläufigen Folgen der Sparwelle ans Licht. In vielen Firmen konnten nur die dringendsten Projekte umgesetzt werden. Die Unternehmen müssen jedoch ihre IT-Infrastruktur ? bedingt durch die immer kürzeren Innovations- und Geschäftszyklen ? an ihre Geschäftsprozesse anpassen.

Wirtschaftlichkeit ist entscheidend

Neue IT-Projekte sollen bei 78 Prozent der Unternehmen dazu dienen, die Effizienz und die Produktivität zu steigern. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen planen, durch neue Hard- und Software Geschäftsprozesse zu optimieren und die Kosten zu senken. Ein weiteres Motiv für IT-Investitionen ist die Verbesserung der Kundenbindung. Kunden sollen unter anderem durch verringerte Reaktionszeiten und verbesserte Betreuung zufriedener werden. Auch dadurch hoffen die meisten Unternehmer, mehr Geld zu verdienen. Mehr als 54 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen bezeichnen steigende Umsätze als ein Hauptmotiv für IT-Investitionen.

Dem Gebot der Wirtschaftlichkeit entsprechend investieren die Firmen in digitale Vernetzungen, die langfristig für Einsparungen sorgen sollen. Auch im Jahre 2004 steht Enterprise Ressource Planning (ERP) ganz oben auf der Liste der anstehenden IT-Projekte. Investierten bisher hauptsächlich Großunternehmen in diese Software, hält sie nun auch verstärkt Einzug in den Mittelstand. Fast 25 Prozent der Betriebe mit 100 bis 500 Mitarbeitern investieren in ERP.

Nachholbedarf bei Servern und Peripheriegeräten

Auf Platz zwei der Top Ten folgen neue Serversysteme. Gerade in diesem Bereich, wie auch bei Netzwerken und Peripheriegeräten, sind durch die Budgetkürzungen der letzten Jahre viele Anschaffungen auf die lange Bank geschoben worden. Längst überfällige Neuanschaffungen, die in vielen Fällen schon fest eingeplant waren, wurden gestoppt. Dadurch mussten in vielen Unternehmen ältere Server länger ihren Dienst leisten, so dass ihre Leistungsfähigkeit oftmals bereits ausgeschöpft wird. Darüber hinaus investiert im Jahre 2004 mehr als ein Viertel der Unternehmen in neue Software, was wiederum höhere Anforderungen an die Hardware zur Folge hat. Dadurch ergibt sich bei vielen Unternehmen offenbar ein erheblicher Nachholbedarf. Auf Platz drei rangiert Customer Relationship Management (CRM).

Weiterhin hoch sind die Investitionen in IT-Sicherheit. Doch nur jedes siebte Unternehmen plant, sein Budget für IT-Security aufzustocken. Und das, obwohl im Jahr 2003 rund 37 Prozent der deutschen Unternehmen einen finanziellen Schaden durch Verstöße gegen die Informationssicherheit verzeichneten. Schon deshalb haben viele deutsche Unternehmen mittlerweile in die Sicherheit investiert. Doch nur selten gehen die vorbeugenden Abwehrmaßnahmen über einfache Anwendungen hinaus. Auch in diesem Jahr weiten die Unternehmen die Sicherheitsmaßnahmen nicht erheblich aus. Die Mehrheit investiert weiterhin in die Abwehr von Viren, in Firewalls und bessere Zugangskontrollen. Nur ein gutes Viertel der Firmen plant Risiko-Assessments und Sicherheitstests. Diese Maßnahmen sind jedoch Vorbedingung für eine erfolgreiche Bekämpfung von Risiken. Viele Unternehmen vertrauen bei der Sicherung ihrer IT blindlings auf die Technik. Wissen dabei aber häufig nicht, ob die Maßnahmen tatsächlich sinnvoll sind.

Neben der IT-Sicherheit sind Dokumenten-Management-Systeme (DMS) ein weiterer wichtiger Investitionsbereich. Mit der dadurch immer größer werdenden Informationsmenge steigt auch der Speicherbedarf. Insofern spielt auch die Datensicherung mit Massenspeichern (Storage) weiterhin eine wichtige Rolle. Seit 2000 hat sich der Speicherbedarf verzehnfacht. Die jährlichen Zuwachsraten betragen bis zu 80 Prozent, so eine IDC-Studie. Der Anstieg der Datenmengen lässt sich im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückführen. Zum einen setzen immer mehr Unternehmen neben DMS auch komplexe Datenbank-Systeme, ERP, CRM, Data Warehousing, E-Commerce und Business-Intelligence ein. Zum anderen erkennen die Betriebe zunehmend die Bedeutung und den strategische Nutzen von Daten als einen wichtigen Wettbewerbsfaktor.

Der ständige Zugriff auf Daten erleichtert nicht nur Entscheidungen des Managements, sondern bewahrt auch die Unternehmen vor erheblichen Schäden durch den Verlust von wichtigen Informationen. Daher setzen schon 56 Prozent der Unternehmen Storage-Lösungen zum Speichern von unternehmenskritischen Daten ein. Mehr als 40 Prozent der befragten Firmen wollen in diesem Jahr mehr als 100.000 Euro in neue Storage-Lösungen investieren. Einen erheblichen Anteil an den geplanten Investitionen haben unter anderem serverzentrierte Storagelösungen wie Direct Attached Storage (DAS) und komplexe Cluster-Systeme mit RAID-Laufwerken, die schon von 61 Prozent der Firmen benutzt werden. Vernetzte Massenspeicher, das so genannte Network Attached Storage (NAS), und Speicher-Netzwerke wie Storage Area Network (SAN) setzen schon jeweils rund die Hälfte der befragten Unternehmen ein.

Weniger wichtig sind ? wie im vergangenen Jahr ? Investitionen in die Vernetzung der Firmen mit der Außenwelt. Die Mehrheit bleibt vorsichtig: Nur jedes zehnte Unternehmen will für Internet und Portale Geld ausgeben. Auch die Investitionen für Telekommunikation sind gesunken. Ein Großteil der Firmen hat bereits in den vergangenen Jahren in diesem Bereichen kräftig investiert.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, dass das genehmigte Budget auch verbraucht wird. Ein Viertel glaubte dagegen, dass das IT-Budget nicht voll ausgeschöpft wird ? eine Zahl, die mit den Ergebnissen des von 2002 weitgehend übereinstimmt. Dagegen meinen fast 21 Prozent der IT-Entscheider, dass das IT-Budget überschritten wird, deutlich mehr als im Vorjahr. Für das Jahr 2004 rechnen nur noch knapp 10 Prozent der IT-Entscheider damit, dass die IT-Budgets nachträglich reduziert werden. Überdurchschnittlich oft wird bei größeren Unternehmen mit einer nachträglichen Kürzung gerechnet. Im Vorjahr befürchteten noch 23 Prozent nachträgliche Kürzungen. Auch wenn bei weitem noch nicht die Zahlen der IT-Boomphase erreicht werden, ist eine Trendwende erreicht. Rechtzeitig zur Cebit 2004 scheinen viele Unternehmen zu erkennen: Oft lässt sich die IT nur effektiv und produktivitätssteigernd nutzen, wenn Soft- und Hardware auch auf einem relativ aktuellen Stand gehalten werden.

Neben dem Investitionsverhalten untersucht die IT-Budget-Studie auch den Stellenwert und den Organisationsgrad der IT in den Unternehmen. Hier zeigte sich, dass die IT den Ruf genießt, wichtig zu sein. Über 72 Prozent schreiben der IT einen sehr hohen (25,2 Prozent) oder hohen (47,2 Prozent) Stellenwert zu. Nur ein Viertel bezeichnet ihn als durchschnittlich. So wundert es nicht, dass sich der Anteil der Unternehmen, die keine eigene IT-Abteilung haben, von 13 Prozent im Jahr 2003 auf elf Prozent leicht reduziert hat. Ebenfalls gering ist die Veränderung bei der Organisation der IT-Abteilungen, allerdings besteht hier deutlich größeres Handlungspotenzial: Führten im vergangenen Jahr noch 70 Prozent der Unternehmen die IT als Kostenstelle, so sind es in diesem Jahr immer noch gut 68 Prozent. Diese Veränderung von rund zwei Prozent stammt überwiegend aus der Ausgründung der EDV-Bereiche in eigene Gesellschaften. Nach 6,4 Prozent im Vorjahr betreiben nun mehr als acht Prozent der Unternehmen eine so genannte IT-GmbH, während der Anteil der Unternehmen, die ihre IT gemeinsam mit einem externen Dienstleister oder gar als Anbieter am Drittmarkt führen, mit 4,6 beziehungsweise 1,8 Prozent nahezu unverändert blieb.

Beleuchtet man den Status der IT-Abteilungen genauer, so stellt man trotz des hohen Stellenwertes eine leichte Verschlechterung im Ansehen fest. Die »Durchschnittsnoten« sanken, wenn auch nicht signifikant, dafür aber in allen Bereichen. Vor allem die etwas höhere Zustimmung zu der Aussage »die IT-Abteilung verursacht in erster Linie Kosten« ist beunruhigend. Offenbar rächt sich hier, dass die überwiegende Mehrheit der Firmen die IT als Kostenstelle führt. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass interne IT-Abteilungen ein Eigeninteresse an mehr Transparenz bei der Leistungsverrechnung, professionellem IT-Controlling und der Organisation als Profit-Center haben sollten. Nur so werden die eigentlichen Kostenverursacher enttarnt ? die Fachabteilungen.

Auch in Bezug auf die Zusammenarbeit der IT- mit den Fachabteilungen besteht erheblicher Handlungsbedarf. Nur gut 42 Prozent der Unternehmen gibt dafür klar definierte Prozesse vor. Die Mehrheit der internen IT-Dienstleister arbeitet »auf Zuruf«. Die nur leichten Veränderungen im Vorjahresvergleich zeigen, dass Firmen die Notwendigkeit einer strukturierten Kooperation mit klar definierten Prozessen und Verantwortlichkeiten immer noch zu selten erkannt beziehungsweise umgesetzt haben.

Ein weiterer Indikator für den tatsächlichen Stellenwert und dem Organisationsgrad der IT in Unternehmen ist die Entscheidungsbefugnis der Verantwortlichen. Hier kann zunächst festgestellt werden, dass IT-Leiter und CIOs maßgeblichen Einfluss auf Projekte, deutlich seltener aber »das letzte Wort« haben. Die Anstöße für IT-Projekte kommen nahezu genauso häufig von den Fachabteilungen wie aus der EDV selbst. Knapp dahinter folgen die Geschäftsführung, deutlicher dahinter wiederum Kunden und IT-Dienstleister. Der Einfluss der Geschäftsführung sinkt mit steigender Unternehmensgröße zu Gunsten der untergeordneten Abteilungen und externer Einflüsse.

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