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Die Top 100-Systemhäuser und IT-Dienstleister

Konsolidierung verstärkt sich

Autor:Martin Fryba • 30.11.2006 • ca. 2:15 Min

Inhalt
  1. Trügerisches Stimmungshoch
  2. Konsolidierung verstärkt sich

Trotz der wieder günstigen Wachstumsaussichten wollen oder können sich Anbieter nicht allein auf den Markt verlassen. Das gilt für kleinere Systemhäuser, und erst recht für große, globale IT-Dienstleister. »Über ein rein organisches Wachstum wird es für IT-Dienstleistungsunternehmen zunehmend schwerer, sich erfolgreich zu positionieren«, stellt Winfried Materna vom gleichnamigen Dortmunder Softwarehaus fest. »Größe ist einer der Faktoren, der über das Überleben auf dem Systemhausmarkt entscheidet«, meint denn auch Bechtle-Chef Ralf Klenk. Seiner Meinung nach sei zwar für kleinere Anbieter eine Existenz in speziellen Nischen möglich. »Komplettpakete aus einer Hand« anzubieten, also Hard- und Software, Beratung, Systemintegration oder gar Übernahme von Teilen oder der gesamten Kunden-IT, werden Nischenanbieter nicht in der Lage sein. Immer stärker ins Hintertreffen geraten Nischenanbieter oder lokale Platzhirsche unter den Systemhäusern auch bei Ausschreibungen, um die »hart und mit knapp kalkulierter Marge gekämpft wird«, meint Klaus Weinmann, Vorstandsvorsitzender von Cancom. Je nach Projektausschreibung kommen Systemhäuser aufgrund ihrer geringen personellen und Umsatzgröße gar nicht mehr in die Vorauswahl. Mit ein Grund dafür, warum Weinmann zahlreiche Übernahmeangebote kleinerer Häuser auf seinem Tisch liegen hat.

Möglicherweise spüren sie bereits heute das, was Klenk für die kommenden Jahre vorhersagt: »Wir werden kaum noch Systemhäuser im Markt sehen, die nur das klassische Projektgeschäft heutiger Prägung betreiben«. Wohin die Reise geht, machen der Branche einmal mehr die großen, global agierenden IT-Dienstleister vor, also die Service-Sparten von Herstellern wie IBM, Hewlett-Packard oder unabhängige Beratungs- und Systemintegrationskonzerne wie EDS, Accenture oder Atos Origin vor. Sie treiben die Industrialisierung ihrer IT-Services voran, das heißt: komplexe, oft brachenspezifische Dienstleistungen zu standardisieren und sie – ähnlich einem Baukastenprinzip – zu Lösungspakten zusammenzufassen. Eine Entwicklung, die erst am Anfang steht, da die heutigen Services noch zu einem hohen Grad Individuallösungen sind und bei jedem Projekt das Rad neu erfunden wird. Dass dieser Weg ökonomisch wenig ergiebig ist, hat IBM längst erkannt. Und reagiert. Big Blue ist derzeit dabei, alle Kompetenzen und Erfahrungen aus diversen Service-Feldern zu bündeln. Für Lothar Mackert, Vice President Integrated Global Technology Services bei IBM keine leichte Aufgabe, das in den weltweiten Niederlassungen vorhanden Know-how zu zentralisieren. »Wir wollen Services, übertragen gesagt, ins Regal stellen und somit unser Profil schärfen«, gibt der Manager die Richtung vor.

Während der mit Abstand führenden IT-Serviceanbieter IBM sein Portfolio optimiert, kaufen Wettbewerber noch Bausteine hinzu. So ging die VW-Tochter Gedas Anfang diesen Jahres an T-System, die wiederum Übernahmegespräche mit Atos Origin geführt haben soll, nachdem Dominique Illien, CEO des französischen Dienstleisters, Abstand von einem Erwerb der kriselnden Siemenstochter SBS genommen hatte. Sondierungsgespräche soll es auch bei der amerikanischen CSC geben haben. Zu Anfang des Jahres war Hewlett-Packard und der Investor Blackstone an einer Übernahme interessiert. Mit der auf zwölf Milliarden Dollar geschätzten Übernahme würde HP-Chef Mark Hurd den Konzern zum zweitgrößten Serviceanbieter nach IBM Global Services machen und die Strategie von IBM-CEO Samuel Palmisano kopieren, der das Produktgeschäft zugunsten von Outsourcing und Services reduzierte und zuletzt die wenig ertragreiche PC-Sparte verkaufte.

Mehr zum Thema und die Übersicht der Top-100 Systemhäuser / IT-Dienstleister im Sonderheft Systemhaus Extra, das am 7. Dezember der CRN, Ausgabe 49, beiliegt.

(Bildquelle: www.photocase.com)