Turbulenzen im Bechtle-Vorstand

1. April 2004, 0:00 Uhr | Martin Fryba

Turbulenzen im Bechtle-Vorstand. Der Bechtle-CEO Karl-Heinz Gosmann ist völlig überraschend ausgeschieden und hat Bechtle nach nur drei Wochen im Amt verlassen. Neuer Chef ist nun doch Wunschkandidat Ralf Klenk. Das Systemhaus hat 2003 den Umsatz und Gewinn gesteigert.

Turbulenzen im Bechtle-Vorstand

Karl-Heinz Gosmann, Vorstand der von Bechtle gekauften PSB, ist seinen neuen Chef-Posten schon wieder los, den er am 1. März als Nachfolger von Gerhard Schick angetreten hat. Wie das Systemhaus am Mittwoch vergangener Woche bekannt gab, wurde Gosmann als Vorstand abberufen und hat die Bechtle AG verlassen. Der Wunschkandidat Ralf Klenk hat sich doch noch dazu durchgerungen, die Führung bei Bechtle zu übernehmen. Ursprünglich hatte Klenk das ihm angebotene Amt wegen familiärer Gründe ausgeschlagen.

Gründe für die überraschende Kehrtwendung gab Bechtle nicht bekannt. Das Führungsduo Schick/Klenk muss wohl der Mut verlassen haben, die Ende vergangenen Jahres getroffene Nachfolgeregelung für den scheidenden CEO Gerhard Schick durchzuziehen. Gut möglich, dass ihnen die Pläne Gosmanns nicht gelegen kamen. Der ehemalige PSB-Manager, der sich nicht als Sachverwalter einer aufgebauten Firma, sondern sich selbst einen Macher und Gestalter nennt, wollte die bisher weitgehend selbstständig agierenden Geschäftsführer der Töchter stärker an die Konzernzentrale binden und von dort mehr als bisher Impulse für eine strategische Positionierung im Lösungsgeschäft aussenden. Die Zukunft sah Gosmann vor allem im höherwertigen Systemhaus-Geschäft. Er wollte weg vom Image eines Box Movers und Bechtle stärker als Lösungsanbieter im Markt positionieren. Gosmann machte sich auch Gedanken darüber, ob die dezentrale Firmenstruktur der auf rund 50 selbstständige Töchter angewachsenen Bechtle AG noch eine geeignete Struktur für ein Systemhaus dieser Größe darstelle. Im Gespräch mit CRN Anfang Januar zeigte sich der studierte Mathematiker und Elektrotechniker noch davon überzeugt, dass er sich als ein von außerhalb des Bechtle-Konzerns kommender Manager eine längere Zeit im Vorstand werde halten können als bisherige Manager. Mit einer Amtzeit von rund drei Wochen hat er die Verweildauer der früher geschassten Vorstandsmitglieder weit unterboten.

Bessere Chancen, länger im Amt zu verweilen als Gosmann, haben dagegen die neu bestellten Vorstände Jürgen Schäfer (E-Commerce und Logistik) und Gerhard Marz (Systemhausgeschäft), die neben Klenk die Bechtle AG führen werden. Sie sind lang gediente Mitarbeiter, die die Dominanz der Firmengründer Klenk und Schick (neuer Aufsichtsratsvorsitzender) entsprechend zu respektieren wissen werden.

Die spektakuläre Personalmeldung stellte den gleichzeitig veröffentlichten guten Jahresabschluss des Systemhauses in Schatten. Die Bechtle AG steigerte im vergangenen Jahr ihr Ergebnis vor Steuern von 19 auf 27,2 Millionen Euro. Der Umsatz fiel mit knapp 792 Millionen Euro um fünf Prozent besser aus als in 2002. Allerdings waren in 2002 die Erlöse der damals selbstständigen PSB AG noch nicht berücksichtigt. Die Dividende für 2003 soll von 25 auf 30 Euro-Cent je Aktie angehoben werden.

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