Haben Sie schon mehr als 100 Euro für ein T-Shirt ausgegeben? Wenn nicht, dann kennen Sie die T-Shirts von Ed Hardy nicht! Sie sind mit grell bunten Motiven bedruckt, waren im Sommer 2009 der letzte Mode-Schrei und kosteten mitunter 200 Euro.
Ein bunt bedrucktes T-Shirt findet man entweder schön oder nicht. Auf gar keinen Fall ist ein solcher Fetzen Baumwoll-Stoff 200 Euro wert, denn ein T-Shirt in anständiger Qualität bekommt man problemlos für 20 Euro. Selbst wenn das berühmte Krokodil-Label drauf sein soll, zahlt man deutlich weniger als den halben Preis eines Ed Hardy-Shirts.
Wenn jetzt Google oder Facebook angeblich bis zu zehn Milliarden Dollar für Twitter auf den Tisch blättern wollen, dann ist Twitter das Ed Hardy-Shirt der IT-Branche. Oder anders gesagt: Wenn es sich hier nicht um eine geschickte PR-Finte handelt, um den Verkaufspreis in die Höhe zu treiben, dann läuft hier wirklich etwas grundlegend falsch. Denn hinter Twitter steckt weder eine überragende Idee, noch tolle Technik. Ein Unternehmen mit zuletzt 45 Millionen Euro Umsatz, 300 Mitarbeitern und mit einem einzigen - aus meiner Sicht wenig überzeugenden - Produkt ist niemals tausend Millionen US-Dollar wert.
So sehen es wohl die meisten Menschen, denn in Deutschland gibt es aktuell rund 460.000 Twitter-Accounts. Sprich: Bestenfalls 0,5 Prozent der Bevölkerung sind dort aktiv. Das ist kein schlechter Wert. Allerdings sind dem Marktforschungsunternehmen Nielsen zufolge nur 6,5 Prozent der aktiven Nutzer länger als 30 Minuten im Monat mit Twitterei beschäftigt. Weltweit sieht das kaum anders aus. Twitter interessiert also genau genommen kein Schwein. Man müsste so gesehen schon ein ziemlicher Auerochse sein, dafür zehn Milliarden zu zahlen.