CRN Kopfnuss

Typologisiert (2): Die lebende Worthülse

27. Oktober 2017, 10:44 Uhr | Samba Schulte

CRN versucht sich an einer Typologie der Manager-Typen im ITK-Channel: Im zweiten Teil der Serie stellen wir die lebende Worthülse vor.

Im zweiten Teil unserer Serie, in deren Rahmen wir den Versuch einer Typologisierung der strategischen Köpfe des ITK-Channels unternehmen, widmet sich die CRN Kopfnuss einem besonders häufig anzutreffenden Exemplar: Der lebenden Worthülse. Dass sich dieser Nachplapperer in der IT-Industrie besonders wohlfühlt und schnell gedeiht, liegt natürlich auch daran, dass sich unsere Branche für die Weiterverbreitung abstruser PR-Kapriolen und unverständlichen Marketing-Geschätzes besonders begeistert. Kein ander Industriezweig würde so hanebüchenen Begriffe wie »Cloud Computing« und »Smart Home« mit derselben missionarischen Inbrunst auf die Agenda quasseln wie die ITK-Branche.

Natürlich hat die lebende Worthülse all die irrwitzigen Nerd-Schlagwörter nicht selbst erfunden. In der Regel ist er im mittleren Management der deutschen Niederlassung eines global aufgestellten Herstellers, Distributors oder Dienstleisters tätig – eine Position also, die selbständiges und kreatives Denken gemeinhin eher nicht fördert. Er findet seine Worthülsen viel mehr in den Leitvorgaben, die ihm sein Konzern für Gesprächssituationen in der Außendarstellung an die Hand gibt. Dort erfährt er also, dass sich sein Unternehmen auf besonders ungewöhnlich innovative und erfolgreiche Weise mit den neuesten Technologietrends befasst.

Für den Journalisten sind die lebenden Worthülsen in der Regel harte Nüsse, die im Auftrag der Informationsbeschaffung nur schwer zu knacken sind. Während der Manager am Anfang eines Gesprächs in der Regel leutselig die perfekte Beherrschung des beruflichen Small-Talks vorführt, schaltet er angesichts der ersten fachlichen Nachfragen auf Robotermodus und betet das Auswendiggelernte leblos herunter: »Wir haben uns bedingslos der digitalen Transformation verschrieben. Wir sind der Überzeugung, dass die Digitalisierung aller vertikalen Industriebereiche eine wichtige Aufgabe ist, der wir uns alle stellen müssen.« Und noch viel weiteres nichtssagendes Zukunftsblabla, das man täglich für lau schon von jedem Branchenverbandsfunktionär in den E-Mail-Kasten geworfen bekommt. Gnadenloses Nachhaken bringt dem Interviewer meist wenig: Sollte der Gesprächspartner wirklich einmal aus dem Text geraten, fängt er einfach wieder von vorne an. Merkt eh keiner.

Freilich hat ganz insgeheim auch die lebende Worthülse viel mehr zu erzählen, als das Konzern-Drehbuch vorsieht und beim entspannten oder konspirativen Treffen auf ein Bier packt so mancher Nachplapperer dann doch aus: Über den ganzen Zukunftsquatsch mit dem man bislang noch keinen Pfennig macht oder die Konzerne, die ihre Zeit damit verbringen Gesprächsleitfäden für die Manager zu verfassen.


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