Umsatz- und Gewinnsprung bei Bechtle. Das Systemhaus Bechtle hat im ersten Halbjahr 2004 dank Zukäufe die Umsätze kräftig gesteigert und den Gewinn sogar noch deutlicher ausgebaut. Allerdings sind die Bilanzunregelmäßigkeiten bei der Tochter PSB gravierender als zuvor gemeldet. Die früheren Vorstände wurden bereits mit Regressansprüchen konfrontiert.
Ungeachtet der schiefen Bilanzen bei der Tochter PSB legte das Systemhaus Bechtle AG heute erstaunlich gute Halbjahreszahlen vor. Nach vorläufigen Berechnungen stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um über ein Drittel auf 492,1 Millionen Euro. Im zweiten Quartal betrug das Plus 29 Prozent auf 243,7 Millionen Euro. Dazu trugen vor allem die Akquisitionen bei. Noch deutlicher aber baute Bechtle den Gewinn aus: Das Ergebnis vor Steuern betrug 14,3 Millionen Euro ? ein sattes Plus von 78 Prozent. Damit bestätigte Bechtle seine Strategie, durch Akquisitionen zu wachsen und gleichzeitig die Profitabilität zu steigern.
Allerdings nagt das Systemhaus an der im März 2003 übernommenen PSB AG, genauer an den Bilanzen, die der wenige Tage vor der Übernahme ausgeschiedene PSB-Finanzvorstand Wolfgang Klute hinterlassen hatte (CRN berichtete am 20. Mai 2004 von Bilanzunregelmäßigkeiten). Damals war von Wertberichtigungen auf Lagerbestände in Höhe von »maximal« 1 Million Euro die Rede. Wie sich nun laut Wirtschaftsprüfer Rölfs WP Partner (Leipzig) herausstellte, muss bei der PSB von einem rund 4,7 Millionen, beziehungsweise 3,9 Millionen Euro verringertem Eigenkapital ausgegangen werden. Die Bestätigungsvermerke für die Abschlüsse zum 31. Dezember 2001 bis einschließlich 2003 wurden nachträglich widerrufen. Bei der PSB AG wurden Abschreibungen auf Beteiligungen und Lagerbestände sowie die Bildung von Steuerrückstellungen moniert. Die Bechtle AG teilte mit, dass ihr Konzernabschluss von den Vorgängen nicht wesentlich beeinflusst werde.
Konsequenzen dagegen könnten die Unregelmäßigkeiten für die ehemaligen PSB-Vorstände haben, also für den damaligen CEO Karl-Heinz Gosmann und vor allem für den CFO Wolfgang Klute, der heute der PC-Ware-Tochter Senas vorsteht. »Der Aufsichtsrat verfolgt bereits Regressansprüche gegen inzwischen ausgeschiedene Mitglieder des Vorstands«, teilte Bechtle-Tochter PSB heute mit.