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Ein gemeines Spiel

Autor:Redaktion connect-professional • 18.11.2008 • ca. 2:15 Min

Welche Industrie hat Multicore-Chips enthusiastisch aufgenommen? Die Computer-Spiele-Industrie. State-of-the-Art-Spiele wie »World of Warcraft« nutzen Eight-Core-STI-Cell-Prozessoren in Sonys Playstation 3, Three-Core-Intel-Xenon-Prozessoren in der Xbox 360 und sowohl Dual- als auch Quad-Core-Prozessoren auf Windows-PCs. Große Enterprise-Applikationen wie Oracle, Weblogic, DB2 und Apache werden ebenfalls zunehmend Multithread-fähig gemacht, damit sie die Vorteile der großen symmetrischen Multiprocessing-Server nutzen können, die ihren Markt dominieren. High-Performance-Media-Autoren-Tools, beispielsweise Adobe-Creative-Suite, Avid-Media-Composer und Autodesks Autocad, haben sich ebenfalls spezialisierter Hardware zugewandt, gleichfalls technische Finanz-Modelling- und Image-Manipulations-Software.

Auf der Desktop-Seite haben Hersteller wie Microsoft und Apple Parallel-Processing auf Multicore-Plattformen zur Priorität erhoben. Im März teilte Craig Mundie, Microsofts Chief Research and Strategy Officer, Reuters mit, Redmond bereite sich auf einen Parallel-Computing-Wechsel vor, von dem er erwarte, dass er so groß wird wie der Aufstieg des Personal-Computers oder des Internets. Der gegenwärtige Einsatz von Multicore-Chips sei gerade einmal die Spitze des Eisbergs. Mundie versprach, dass Windows 7, Nachfolger von Windows-Vista, in der Lage sein wird, sowohl Multicore (bis zu acht Cores) sowie »Manycore« (mehr als acht Cores) zu nutzen.

Auch Apple stürzt sich auf die Entwicklung von Software für Multicore-Prozessoren. Während des iPhone-Launches in New York sagte Steve Jobs der New York Times, die nächste Generation des Apple-Betriebssystems werde sich nicht auf neue Features konzentrieren, sondern das Problem, Software für Multicore-Prozessoren zu schreiben, lösen. Apples Technik dafür hat den Code-Namen »Grand Central«.

»Die Prozessorindustrie wird mehr und mehr Cores hinzufügen, aber niemand weiß, wie diese Dinge zu programmieren sind«, sagte Jobs. »Ich meine, zwei, okay; vier, nicht wirklich; acht, vergiss es«.

Multicore zu wählen, ist ein Weg, den Geschäftsapplikationen mehr Pferdestärken zu geben. Aber dies verlangt, Cores an Betriebssystem und Workloads im Applikations-Portfolio anzupassen. Leichter gesagt als getan.

»Nicht alle Prozessoren sind gleich gebaut«, sagt Doug Sandy, Senior Staff Technologist bei Emerson Network Power. »Prozessoren werden mit einem Zweck im Hinterkopf designed: DSPs werden für Signal- und Imageverarbeitungsaufgaben entworfen, Packet-Prozessoren eignen sich am besten zur Manipulation von Netzwerk-Headern und fürs Routing von Verkehr. Prozessoren arbeiten also am besten mit der Applikation, für die sie entworfen wurden. Bei einem anderen Einsatz bieten sie möglicherweise eine schlechte Performance«. Richard Kaufmann, Technologist bei Hewlett-Packard, stimmt dem zu: »Falls die Applikation für die Parallelisierung nicht zugänglich ist oder die Benutzer von der parallelen Ausführung mehrfacher Kopien nicht profitieren, werden Multicore-Prozessoren keine Vorteile bieten. Möglicherweise wird man sogar feststellen, dass die Applikation langsamer läuft«.

Der erste und beste Nutzen für Multicore-Maschinen: Virtualisierung. Gegenwärtig nutzen viele konventionelle Data-Center nur 5 bis 10 Prozent ihrer Serverkapazität. Durch Virtualisierung kann die Nutzung auf 85 oder sogar 90 Prozent steigen. Dies erlaubt den meisten IT-Gruppen, das Gros ihrer wenig genutzten Server zu konsolidieren. Intel führte unlängst eine Studie durch und quantifizierte die potenziellen Vorteile in einem typischen Data-Center, in dem 126 Single-Core-Xeon-Server durch 17 Quad-Core-Server ersetzt wurden. Das Resultat: Diese 17 Maschinen können dieselbe Performance-Kapazität liefern, verringern die Standfläche aber um 83 Prozent und die Energiekosten um 87 Prozent. Damit amortisieren sich die neuen Server in weniger als zwei Jahren.