Unerhört. Die deutsche Wirtschaft ist besser als ihr lädierter Ruf. Wissenschaftler und Forscher hierzulande sind nämlich überaus innovativ, nur werden ihre Entwicklungen leider nicht so wahrgenommen wie dies nötig wäre, um deutschen Forschergeist ins rechte Licht zu rücken.
Statt über bahnbrechende neue Produkte zu berichten, geistern Horrorszenarien über die Ticker, wonach einige Siemens-Handys wegen eines Softwarefehlers zum Verlust des Gehörs führen können. Angesichts zahlreicher Pannen beim deutschen Elektronikriesen möchte man zwar gerne weghören, doch das ist noch lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Bei amerikanischen Unternehmen wie Apple schmunzelt man über solche Berichte, denn wer schon einmal in der S-Bahn neben einem Musikfan gestanden ist, aus dessen iPod ein Sound wie von einem startenden Hubschrauber dröhnt, wird sich an solchen Kollateralschäden nicht stören.
Apropos Sound und Mobilfunk. Hier hat sich das deutsche Handy-Portal Jamba wirklich etwas einfallen lassen, worauf Millionen Telefonnutzer lange gewartet haben: Hintergrundgeräusche, die vortäuschen, man befinde sich gerade im Stau oder stecke noch im Meeting, während man vergnüglich am Badesee lümmelt. Das praktische Schwindler-Tool wird sicher reißenden Absatz bei allen Arbeitnehmern im Außendienst finden. An einer UMTS-fähigen Version, wonach Bildhandys auch entsprechende Schummelhintergründe von deutschen Autobahnen übertragen und gehetzte Nutzer zeigen, die von Stauhilfen gerade mit Notproviant versorgt werden, wird gerade fleißig geforscht.
Überhaupt scheinen derzeit die innovativsten Entwicklungen aus der deutschen Phonoindustrie zu kommen. Beim Tag der offenen Tür im Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie konnte sich kürzlich Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn von einer überaus bedeutenden Erfindung überzeugen. Die Software »Query by Humming« erleichtert nämlich die Suche nach Songs: Einfach ein paar Takte der Melodie summen und das Stück wird erkannt. Das Programm hat leider noch ein paar unübersehbare Schwächen. Kaum hatte die Ministerin das heiter-lustige Faschingslied »Wer kann das bezahlen / Wer hat so viel Geld …« angestimmt, erschien ein sichtlich gut gelaunter Gerhard Schröder auf dem Bildschirm und gab den Kanzlersong zum Besten.