Deutsche Unternehmen sind wegen ihrer Innovationsfähigkeit und des Know-how-Vorsprungs seit Jahren im Visier internationaler Wirtschaftsspione. In jüngster Zeit werden die Lauschangriffe immer dreister, wie die Verfassungsschützer Bayerns und Baden-Württembergs feststellen konnten.
Deutschland ist das einzige Land der Welt, dessen Nachrichtendienste nicht aktiv Wirtschaftsspionage betreiben. Man mag das als Edelmut oder als gemeingefährliche Dummheit bezeichnen, jedenfalls hindert dies ausländische Dienste nicht daran, trotzdem deutsche Unternehmen auszuspionieren. Vor allem Russland und China sind in dieser Hinsicht sehr aktiv, aber auch die USA zögern nicht, auf vertrauliche Informationen bei ihren Verbündeten zuzugreifen. »Auch westliche Industrienationen bedienen sich angesichts eines verschärften internationalen Wettbewerbs ihrer Nachrichtendienste um Wettbewerbsvorteile für die einheimische Wirtschaft zu erlangen«, heißt es in der Publikation »Wirtschaftsspionage in Baden-Württemberg und Bayern«, die gemeinsam von den Verfassungsschutzbehörden beider Bundesländer erstellt und herausgegeben wurde.
Die dreistesten Spione sind aber eindeutig die Chinesen. Die 800.000 Mitarbeiter des chinesischen Geheimdienstes betrachten Wirtschaftsspionage sogar als eine ihrer Hauptaufgaben. Dabei spielt die Größe der Unternehmen keine Rolle für das Interesse der Schlapphüte: »Die Spione sind auf innovative Technologie versessen, auch wenn sie von einem kleinen Unternehmen entwickelt wird«, warnt Rudolf Proschko vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz.