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Verwirrung um Microsoft-Lizenzen

Verwirrung um Microsoft-Lizenzen. Microsofts EULAs (End User Licence Agreements) sind keine leichte Kost. Fehlinterpretationen durch Fachhandelspartner und Endkunden sind an der Tagesordnung. Nicht einmal Microsofts Lizenzspezialisten durchblicken diesen Sachverhalt immer und treffen verschiedene Aussagen zu ein und demselben Lizenzproblem.

Autor:Redaktion connect-professional • 20.7.2005 • ca. 3:10 Min

Verwirrung um Microsoft-Lizenzen

In einem Diskussionsforum für MCSEs (Microsoft Certified Sys-tems Engineer) entbrannte in der vergangenen Woche eine kontroverse Auseinandersetzung zwischen Anwendern, Microsoft-Partnern und Microsoft-Mitarbeitern um die richtige Auslegung von Lizenzbedingungen rund um den Microsoft Small Business Server 2003. »Darf in eine bestehende SBS 2003-Domäne ein zusätzlicher Windows Server 2003 als Domänencontroller betrieben werden, ohne dass der Kunde zusätzliche Client-Zugriffslizenzen für den W3K-Server erwerben muss?«, lautete die ursprüngliche Frage, die den Anstoß für die Diskussion lieferte: Die einen waren der Ansicht, dass neben den bereits erworbenen SBS-2003- Clientzugriffslizenzen (CALs) keine weiteren CALs beschafft werden müssten, andere wussten mit Sicherheit, dass zusätzliche CALs nötig seien. Noch interessanter wurde es jedoch, als sich die gewichtige Stimme des Moderators ? bekannt unter dem Pseudonym Dr. Melzer ? einschaltete. Nach eigenen Aussagen ist er bei Microsoft für die Auslegung von Lizenzbestimmungen zuständig und aus diesem Grund müsste er genau Bescheid wissen.

Dieser Ansicht waren jedoch nicht alle Diskussionsmitglieder. Viele haben die Erfahrung gemacht, dass es keinen einheitlichen Informationsstand in puncto Lizenzen bei Microsoft gibt. Christian Schmidt, verantwortlich für Netzwerk Administration & Einkauf bei Kuvertier-Service Richter, durchlief beim Software-Konzern eine wahre Odyssee, um dieses Lizenzproblem zu lösen. »Ich habe mit einem halben Dutzend Microsoft-Lizenzspezialisten gesprochen. Ich wurde von einem zum anderen weiter gereicht. Mir wurde sogar empfohlen, das doch nicht so tragisch zu nehmen und einfach zu installieren. Sie haben mir versprochen, sich sofort zu kümmern. Passiert ist nichts«, ärgert sich Schmidt. Einige der Microsoft-Mitarbeiter versicherten Schmidt, dass die SBS-Installation in dieser Weise legal sei, andere sprachen von »verlorenem Support-Anspruch«. Dritte behaupteten, das könne technisch nicht funktionieren. Aussagen von Microsoft-Callcenter-Mitarbeitern und internen Microsoft-Lizenzspezialisten widersprachen sich.

Auch MCSE Marco Bockhold bei der Europa Service AG will künftig auf den Lizenzsupport von Microsoft gänzlich verzichten. »Fünf Anrufe bringen fünf verschiedene Auskünfte«, moniert er. »Bei Microsoft hapert es offensichtlich intern an einer stringenten Informationspolitik bei den eigenen Mitarbeitern.«

»Ich denke jeder Kunde hat bei der telefonischen Hotline mit der Überzeugung aufgegeben, dass es nicht erlaubt sei, einen Domaincontroller ohne zusätzliche CALs einzubinden, beziehungsweise dies sogar technisch nicht möglich sei«, konstatiert ein weiterer Diskussionsteilnehmer.

Dabei ist es doch möglich und erlaubt. Denn nachdem die ganze Problemstellung in die USA eskaliert wurde, mit der Bitte um eine endgültige und rechtsverbindliche Auskunft, kam Microsoft USA dieser Aufforderung am 8.7.05 doch noch nach: »Es werden keine zusätzlichen CALs für weitere W3K-Server in einer SBS- 2003-Domäne benötigt, auch dann nicht, wenn diese Server zu Domänencontrollern hochgestuft würden (siehe Kasten unten, weitere Details unter www.www.connect-channel.de/MS-SBS-problemloesung).

Damit fiel zwar eine Entscheidung zugunsten des Kunden, doch bislang ist das Statement nicht an offizieller Stelle auf der Hersteller-Site publiziert. Und eine Woche nach Freigabe der neuen Lizenzrichtlinie aus den USA war zwar die Presseabteilung informiert, scheinbar aber nicht die Lizenzabteilung. »Als ich heute, am 15.7.05, bei meinem Lizenzberater auf der Hotline anrief, ist der schier vom Stuhl gefallen«, berichtet Schmidt. Solange der Tatbestand lediglich auf dem MCSE-Board ? einem privaten Forum ? verzeichnet ist, sollten sich die Partner vielleicht doch nicht zu 100 Prozent darauf verlassen.

Als offizielles Statement von Microsoft Deutschland zu der Angelegenheit erhielten wir bis zum Redaktionsschluss folgende Auskunft: »Der Kunde hat sich bei Lizenzfragen an seinen Dienstleister zu wenden, dieser erhält alle nötigen Informationen von seinem Lizenzsachverständigen von Microsoft.« Eine zufrieden stellende Antwort ist dies angesichts der realen Umstände sicherlich noch nicht.

Weitere Informationen:
www.mcseboard.de/showthread.php?t=384778

www.mcseboard.de/showthread.php?t=63900

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Statement von Microsoft USA

Zur Fragestellung:
Lizenzierung der Clientzugriffslizenzen, wenn eine Windows Small Business Server 2003-Domäne um zusätzliche Windows-basierte Server erweitert wird.

Nach Rücksprache mit der Produktgruppe der Microsoft Corporation können wir Ihnen folgende Aussage der Microsoft Corporation übermitteln. Wenn eine Windows Small Business Server 2003-Domäne um zusätzliche Windows Server erweitert wird, werden keine zusätzlichen Windows CALs für einen Nutzer oder ein Gerät benötigt, wenn entsprechend gültige CALs für Windows Small Business Server 2003 für diese Nutzer bzw. Geräte vorhanden sind. Dies gilt auch, wenn Windows Server als zusätzlicher Domain Controller hinzugefügt werden.

Hinweis:
Die CAL für Windows Small Business Server 2003 deckt nur den Zugriff auf einen Windows Small Business Server sowie zusätzliche Windows Server System-basierte Server wie oben beschrieben ab. Es werden jedoch separate CALs für den Zugriff auf zusätzliche Exchange Server, Terminal Server oder SQL Server in dem Netzwerk benötigt.