Viel Anschluss unter dieser Nummer

10. Juni 2004, 0:00 Uhr | Markus Bereszewski

Viel Anschluss unter dieser Nummer. Während in den USA bereits jedes zweite Business-Telefonat über eine Service-Rufnummer läuft, nutzen in Deutschland bislang nur rund dreizehn Prozent aller Unternehmen diese Möglichkeit. Die so genannten Mehrwertdienste sind jedoch nicht nur für die anbietenden Carrier lukrativ, sondern bringen auch Unternehmen oder öffentlichen Institutionen enorme Vorteile.

Viel Anschluss unter dieser Nummer

Leistungsfähig: Arcor wickelt in zehn Minuten eine Million Quizshow-Anrufe ab

Foto: Arcor

Der Markt für Servicerufnummern macht laut einer Untersuchung des Branchenverbandes VATM rund sieben Prozent aller Umsätze im deutschen Festnetz aus und gehört zu den profitabelsten Bereichen in der Telekommunikationsbranche. Im vergangenen Jahr machte das Geschäft mit Servicenummer-Angeboten stattliche 1,4 Milliarden Euro aus, was einer fast zehnprozentigen Steigerung gegenüber den 1,28 Milliarden Euro des Jahres 2002 entspricht. Für 2005 rechnet die Branche mit einem Umsatzvolumen von zwei Milliarden Euro. Den Löwenanteil im Servicenummern-Markt teilen sich hier zu Lande die etablierten Carrier. Marktführer ist die Deutsche Telekom, Nummer zwei ist nach eigenem Bekunden die Bonner Talkline ID. Wichtige Player im Markt sind auch Arcor, Colt, dtms und MCI.

Auch wenn die Telefongesellschaften nicht gerne darüber sprechen: Den dicksten Brocken am Mehrwertdienste-Geschäft machen die so genannten Premium Rate-Nummern aus, in Deutschland meist unter der Vorwahl-Nummer 0190 und 0900 nutzbar. Dabei handelt es sich zu fast zwei Dritteln um Erotik-Angebote, von den Anbietern gerne als "Adult Entertainment" bemäntelt. Allerdings hat sich das Angebotsspektrum inzwischen ausgeweitet: Jeweils 20 Prozent im Premium-Segment teilen sich Gewinnspiele, Horoskope und - Tendenz stark zunehmend - Klingeltöne. Doch auch Business-Dienste wie Aktieninformationen, PC-Support und Spezialisten-Hotlines sind über Premium-Nummern nutzbar.

1680 Anrufe pro Sekunde

Nicht zuletzt verzeichnen die Anbieter überproportionale Wachstumsraten im Gewinnspielbereich, wo überwiegend die Servicerufnummer 0137 verwendet wird. Verantwortlich für diese Entwicklung sind vor allem populäre TV-Formate mit Abstimmungsmöglichkeiten. Verbunden mit einem Sprachdialogsystem mit Audiotex-Technologie kann beispielsweise Arcor bis zu 1680 Anrufe pro Sekunde gleichzeitig abwickeln. Innerhalb von zehn Minuten lassen sich so eine Million Anrufe bewältigen, bei denen eine Adresserfassung der Anrufer ebenso möglich ist wie die Erstellung individueller Statistiken. Die TV-Sender erhalten monatlich eine Ausschüttung je Anruf, dessen Kosten zwischen 12 und 98 Cent liegen. Angesichts dieser neuen Verdienstmöglichkeiten wundert es kaum, dass Privatsender wie RTL und SAT1 selbst ihr bisher aus Serien-Konserven bestehendes Nachtprogramm änderten und nun Live-Quizshows anbieten.

Aber auch die Angebote für den Business-Bereich erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Jedes Unternehmen senkt für potenzielle oder bestehe Kunden die Hemmschwelle der Kontaktaufnahme, wenn es mit der für den Anrufer kostenlosen Vorwahl 0800 oder der Shared-Cost-Vorwahl 0180 erreichbar ist.

Analyse der Anrufdaten

Klare Vorteile kann dem Nutzer bei einer täglich hohen Kunden-Kontaktfrequenz die optional erhältliche Analyse der Anrufdaten bringen: So lässt sich beispielsweise ermitteln, zu welchen Tages- oder Wochenzeiten die meisten Anrufe eintreffen. Der Nutzen: Die Personalplanung lässt sich entsprechend optimieren. Weitere Möglichkeiten sind unter anderem die Ermittlung, aus welcher Region die meisten Anrufe kommen oder wie oft Anrufer vergeblich angerufen haben. Auch für kleinere Unternehmen lohnt sich oft eine 0180-Nummer: Vom Kunden unbemerkt ist die Rufweiterleitung auf ein Mobiltelefon oder auch ins Ausland möglich. Im Bereich der öffentlichen Hand verspricht Patrik Lange vom Anbieter dtms AG beinahe Wunder: "Mit wenig Aufwand kann beispielsweise die Erreichbarkeit in den Kommunen und Behörden von durchschnittlich 50 Prozent auf rund 90 Prozent erhöht werden". Um dieses Ziel zu erreichen verknüpft der Anbieter Service-Rufnummern mit anderen Tools, wie zum Beispiel Audiotex- und Call-Center-Lösungen. Mit integrierten Sprachmenüs können dadurch Standardanfragen - etwa zu Öffnungszeiten - automatisiert beantwortet werden.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+