Durch den Aufschwung der Virtualisierung ändert sich die Rolle der Betriebssysteme. Mendel Rosenbaum, Chief Scientist und Mitgründer von VMware, meint gar, die Betriebssysteme, wie wir sie kennen, würden aussterben. Stattdessen gebe es in Zukunft nur einen Hypervisor. Weitere Betriebssystemfunktionalität würden die Applikationen künftig maßgeschneidert mitbringen. Gartner-Experte Brian Gammage hält diese Idee eher für ein Problem als für eine Lösung und wendet ein: »Und wer soll dann diese vielen Betriebssystemmmodule managen?« ganz zu schweigen von der Redundanz, denn natürlich gibt es Funktionalität, die öfter gebraucht wird. Der Marktkenner prognostiziert nichtsdestoweniger, Longhorn werde das letzte Server-Betriebssystem sein, das Microsoft als riesigen Monolithen ausliefert. Analog sei Vista das letzte Client-Betriebssystem, wie wir diese Produktkategorie kennen. Sowohl die Entwicklung als auch die Wartung seien hochkomplex und kaum mehr beherrschbar. Außerdem wolle Microsoft aus wirtschaftlichen Gründen künftig in kürzeren Abständen neue Produkte auf den Markt bringen. Der geplante Auslieferungstermin des Client- und ebenso des Server-Betriebssystems hatte sich massiv verschoben, weil die Entwickler in Redmond einfach nicht fertig wurden. Die erwartete Auslieferung handhabbarer Module statt erdrückender Gesamtheiten werde nicht ohne Folgen bleiben: »Das Betriebssystem wird nicht mehr im Zentrum des Geschehens stehen.« Crosby von Xen Source hingegen glaubt, dass Betriebssysteme ihre Bedeutung behalten werden. »Sie sind die Service-Schnittstelle für Applikationen.« Eine Herausforderung für die Software-Industrie, die zunehmende Virtualisierung mit sich bringt, sieht er indes in einem angemessenen Preismodell für die Lizenzen.