Der Onlinehandel boomt auch im Textilbereich, doch die Anbieter haben hier mit einem speziellen Problem zu kämpfen: Wegen unterschiedlicher Größenangaben geht oft mehr als die Hälfte der Ware retour. Eine neue Software soll das Problem lösen.
Ein gravierendes Problem beim Kauf von Textilien im Internet könnte schon bald gelöst sein: Die Bekleidung in der richtige Größe zu bestellen. Britischen Spezialisten für Computersehen der University of Surrey ist es gemeinsam mit einem Unternehmen und einer Kreativagentur gelungen, eine Software zu entwickeln, die anhand eines Webcam- oder Handyfotos und nach Eingabe der eigenen Körpergröße für den richtigen Sitz wichtige Maße wie Brust-, Hüft- und Taillenumfang genau ermittelt.
Das virtuelle Maßband soll Online-Käufern dabei helfen, genau die passende Konfektionsgröße für Hemden, Kleider oder Pullover zu ermitteln. Die übliche Praxis, dass Kunden von einem Kleidungsstück mehrere Größen bestellen und die nicht passenden Stücke zu Lasten des Online-Händlers zurücksenden, wäre damit hinfällig. Textilien gehören im E-Commerce zur Warengruppe mit den höchsten Rücksende-Quoten. Schätzungen zufolge werden Remissionsquoten von 30 bis 60 Prozent erreicht.
Die Einkaufshilfe aus Großbritannien ist allerdings gewöhnungsbedürftig: Der Nutzer muss sich - lediglich in Unterwäsche bekleidet - vor eine Webcam stellen, die ein Foto schießt und die so gewonnenen Körperwerte anhand von Objektmodellen in 3D-Maße umwandelt.
Doch nicht nur in Großbritannien wird an einer Vermessungslösung gearbeitet, auch in Deutschland: Hierzulande hat das Berliner Startup-Unternehmen »UP cload« eine entsprechende Vermessungslösung entwickelt. Dabei kann der Kunde sogar entscheiden, ob er lieber eng oder locker sitzende Kleidung bevorzugt. Die Firmengründer Asaf Moses und Sebastian Schulze haben mit ihrer Entwicklung den europaweiten Gründerwettbewerb Unica gewonnen. Die Jury attestierte der Idee »großes Potenzial«.