VoWLAN braucht neue Standards (Fortsetzung)
- VoWLAN braucht neue Standards
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Voice over WLAN beim Netzdesign beachten
Auf was muss ein Kunde beim Aufbau seiner Infrastruktur achten, wenn er sich entschlossen hat, VoWLAN einzusetzen? Bitzinger (Siemens) wies auf die wichtige Rolle der Ausleuchtung hin. »Diese muss in Bezug auf die Voice-Anwendungen gemessen werden«, ergänzte Maag (Cisco). Jobst (Avaya) betonte, wie wichtig eine genaue Analyse der individuellen Anforderungen sei: »Es ist ein Unterschied, ob ich einen Besprechungsraum ausleuchte oder ein Kaufhaus.« Für die Zukunft setzt Lange (D-Link) große Hoffnungen auf den Mesh-Standard 802.11s, bei dem jeder Access Point Repeater-Funktionen bekommt.
Ob man Switching-Infrastrukturen braucht, war unter den Fachleuten umstritten. Sauerbrey (Swyx) glaubt an Infrastrukturen mit zusätzlichen Controllern: »VoWLAN macht auch deshalb Schwierigkeiten, weil meist noch Standlone-APs eingesetzt werden.« An sie könne man zwar ein IP-Telefon anschließen, das reiche aber zum Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur nicht aus, hierzu brauche man abgespeckte Access Points mit einer übergeordneten Kontrollstruktur. Auch Lange (D-Link) forderte, beim Aufbau einer neuen, VoWLAN-tauglichen Infrastruktur alte Access Points auszutauschen.
Maag (Cisco) wandte ein: »Ob sich ein Controller rentiert, hängt von der Größe der Installation an.« Mit Cisco können man beide Architekturvarianten realisieren.
Von dem neuen 802.11n-Standard, der es ermöglicht, Daten gleichzeitig über mehrere Kanäle zu senden und so die Übertragungskapazität zu erweitern, erwartet man wenig Impulse für den professionellen Markt. Maag (Cisco) sieht am ehesten Auswirkungen im Handel. »Bei der Anwendung von Video-Terminals kann man an die Technologie denken«, meinte er. Lange (D-Link) geht davon aus, dass Unternehmenskunden ohnehin keine Pre-n-Produkte kaufen werden, »außer sie haben volle Investitionssicherheit, indem sie mittels eines einfachen Firmware-Updates auf den Standard upgraden können.«
Die Migration selbst stellt Unternehmen nicht selten vor Probleme. Nicht immer ist klar, ob sie besser sanft und schrittweise oder auf einmal erfolgt. »In großen Unternehmen ist ein radikaler Schnitt oft nicht möglich, dazu sind dort zu viele alte Geräte und Anwendungen. Praktikabel ist er oft nur, wenn noch nichts installiert wurde«, meint Bitzinger (Siemens). Er zitierte eine Studie von Morgan-Stanley nach der sowohl der Übergang zu Pure IP als auch eine sanfte Migration zunehmen.
Auf die extreme Trägheit von Legacy-Applikationen wies Jobst (Avaya) hin: »Manche PoS (Point of Sales)-Terminals werden gerade erst auf ISDN migriert«, berichtete er. Ein weiteres Hindernis, das radikale Schritte hemme, seien die Vertragsbeziehungen zu TK-Anlagenherstellern und Providern. Darauf wies Kahle (QSC) hin. »Diese Firmen sind gebunden und können gar nicht in einem Schritt wechseln.«Fleissner (Communigate) ergänzte: »Häufig ist auch die unvollständige Abschreibung von Systemen ein Thema, da sie für die Wirtschaftlichkeit besonders wichtig ist.« Jobst (Avaya) bestätigte: »Anlagen werden oft nach sieben bis acht Jahren ausgetauscht, wenn sie abgeschrieben sind.« Allerdings gebe es im Markt durchaus noch TK-Anlagen, die 15 Jahre alt seien.
Dazu kommt beim sanften Migrieren das Problem der Anlagenkopplung zwischen Alt- und Neusystem. »Im Enterprise-Bereich kann man alte und neue Anlagen eigentlich nur über QSIG koppeln«, erklärte Bitzinger (Siemens). Wichtige Ausweichmöglichkeiten seien Carrier- oder proprietäre Anlagenprotokolle und die ISDN-Kopplung. Letztgenannte führe aber zu Funktionsverlusten, ergänzte Jobst (Avaya).
Andererseits, so Maag (Cisco) könne auch der sanfte Übergang sehr teuer werden. »Eine sanfte Migration führt zu vielen Schnittstellen, zum Beispiel zur Voice Mail, und die sind teuer in der Realisierung.« Außerdem lasse sich bei sanfter Migration oft nur ein Teil der segensreichen VoIP/VoWLAN-Funktionen realisieren, so dass sich bei einer Gesamtbetrachtung der radikale Schnitt durchaus lohnen könne.