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Interview

»Wachstum ist eine feste Zielgröße ohne Alternative«

Das SAP-Systemhaus Kirbis ist kein von Ventures finanziertes Start-up, sondern vollständig eigenfinanziert. Hier führt Alexander Kirbis das vom Vater vor 28 Jahren gegründete Unternehmen. Noch kann es sich der Junior-Chef leisten, die Angebote von Investoren links liegen zu lassen. CRN-Redakteur Martin Fryba fragte den 32-jährigen Geschäftsführer, was er sich nicht leisten kann und wie das schwäbische Systemhaus den derzeitigen Boom im SAP-Markt spürt.

Autor:Martin Fryba • 15.9.2006 • ca. 2:25 Min

CRN: Herr Kirbis, haben Sie schon Kontakt mit einem Investor aufgenommen?

Kirbis: Nein, umgekehrt: Ich habe jede Menge Angebote auf dem Tisch liegen.

CRN: Also können Sie in Ruhe auswählen.

Kirbis: Das ist nicht nötig. Wir sind vollständig eigenfinanziert und können unsere Pläne aus eigener Kraft umsetzen. Außerdem: Ich behalte das Geschick unserer Firma gerne in der eigenen Hand. Man soll ja niemals nie sagen, aber ich hätte so meine Schwierigkeiten mit einem Investor, der sich ins operative Geschäft einmischt. Das hat übrigens nichts mit der Vorstellung zu tun, dass ich als Inhaber und Geschäftsführer alles selber managen kann und will. Das zu glauben wäre vermessen, denn wenn eine Firma stark wächst, muss man das Managementteam erweitern. Wer aber an meiner Seite stehen wird, das möchte ich unabhängig entscheiden.

CRN: Als etabliertes, Inhaber-geführtes SAPSystemhaus mit 40 Mitarbeitern sind Sie ja in der komfortablen Lage, gar nicht auf Wachstum oder gar teure Übernahmen setzen zu müssen, wie die größere, börsennotierte Konkurrenz.

Kirbis: Beim Thema Übernahmen gebe ich ihnen Recht. Akquisitionen kommen für uns nicht in Frage …

CRN: … vergangenes Jahr war das noch anders, Kirbis hat das Business-One-Geschäft von Steeb übernommen.

Kirbis: Das war sicher eine Ausnahme, und es wäre sträflich gewesen, es nicht zu tun. In einem muss ich ihnen aber widersprechen: Wir können uns auf keinen Fall ausruhen, im Gegenteil: Wachstum ist für uns eine feste Zielgröße ohne Alternative. Schon allein aus dem Grund, weil die eigentliche Ertragssteigerung aus dem Neukundengeschäft kommt und nicht mit Bestandskunden erzielt wird. Die kann und will ich ja nicht ausnehmen wie eine Weihnachtsgans, sondern ich sorge dafür, dass deren Kosten über die gesamte Lebensdauer einer SAP-Lösung sinken. Daher setze ich auf eine organische Expansion und richte meinen Fokus darauf, neue Kunden zu gewinnen.

CRN: Da muss man ja derzeit als SAP-Systemhaus anscheinend gar nicht viel machen. Laufen die Geschäfte bei Kirbis auch so gut, wie uns viele Häuser berichten?

Kirbis: Ein Schwabe, der nicht klagt, ist kein Schwabe. Ich kann ihnen aber versichern: Wir klagen auf hohem Niveau (lacht).

CRN: Berechtigt klagen muss man über den Fachkräftemangel, der mittlerweile sogar das Wachstum einiger Systemhäuser gefährdet. SAP-Spezialisten sind auf dem Arbeitsmarkt rar.

Kirbis: Was unsere Pläne anbelangt, Personal aufzubauen, haben wir es leichter als andere Systemhäuser, die hoch spezialisierte Fachkräfte mit tiefem Knowhow bis hin zu einem einzigen SAP-Modul besitzen. Die sind in der Tat schwer zu finden. Wir dagegen suchen im Markt eher Generalisten, die übergreifend arbeiten können, die die Sprache des Mittelstands sprechen und die Einstellung der Kunden kennen. Oder wir bauen Junior- Berater auf. Dass wir mehr geeignete Bewerber finden als andere, hängt stark mit der Art und Weise zusammen, wie wir arbeiten: Wir setzen bei der Implementierung viel stärker auf Standardlösungen, unsere Projekte sind daher weniger komplex.

CRN: Gerade bei Standarddienstleistungen im SAP-Umfeld soll der Preisdruck enorm sein.

Kirbis: Das hängt stark davon ab, mit wem sie sprechen. Unsere Kostenstrukturen unterscheiden sich von anderen, größeren Anbietern doch deutlich. Ich kann ihnen aber versichern, dass wir jedenfalls ertragsorientiert arbeiten.

CRN: Gilt das auch für das Geschäft mit Business-One, der SAP-Lösung für kleine Firmen?

Kirbis: Ich kann mich nicht beklagen. Die Absatzzahlen passen und unsere Kosten sind gedeckt.

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