Neben den harten Fakten wie Kaufkraft und Arbeitslosigkeit sind es zudem Kaufgewohnheiten und Lebensstile, die den Konsum prägen. Den Schweden attestiert Baecker-Neuchl einen überdurchschnittlichen Hang zu Postmaterialismus und Hedonismus, während bei Polen und Italienern die Gruppe der Bodenständigen und Häuslichen überwiege. »Sie stecken ihre ganze Kraft in den Aufbau von Wohlstand«.
Bei aller Vielfalt und Differenzierungen konstatiert die Diplom-Statistikerin Baecker-Neuchl aber auch europaweit gültige Trends, die dem Einzelhandel vordergründig nützt: Der Anteil für den Konsum am Gesamteinkommen erstrecke sich bis zum Einkommenslimit »und darüber hinaus«, warnt Baecker-Neuchl. »Konsum auf Pump wie etwa in UK, oder Konsum, der durch Transfers aus dem Ausland möglich war, wie etwa in Lettland, steht nicht mehr im gleichen Maße zur Verfügung«. Folge: Kurzfristig werde der Verbraucher seine Ausgaben drosseln müssen.
Interessante Daten für die Industrie und den Einzelhandel liefert ein Blick auf die jeweils stark nachgefragten Produkte in den einzelnen Ländern Europas. In Polen etwa konzentriere sich die Nachfrage auf Nahrungsmittel und Wohnen, in Italien auf Bekleidung, und wer den Boom der Möbelmärkte in Schweden und Deutschland beobachtet, weiß, dass GfK dem Möbelhandel in diesen Ländern eine gute Perspektive bescheinigt.
Um die viel gelobte Vielfalt in Europa ist es allerdings nicht gut bestellt - wenn man neben der kulturellen auch die regionale Angebotsvielfalt der jeweiligen Länder schätzt. Letzteres ist wegen des Vormarsches expansiver Einzelhandelskonzerne in Gefahr. »Es ist zu erwarten, dass es zu einer Angleichung der Sortimentsstruktur in Europa kommt«, meint Baecker-Neuchl.