Was Arbeitgeber erwarten
Was Arbeitgeber erwarten Die Diskussion um den Fachkräftemangel ist dank der guten wirtschaftlichen Gesamtlage wieder in den Mittelpunkt gerückt. Was von Uni-Abgängern in der IT erwartet wird, zeigt eine neue Studie.

Um die Interpretation der Ergebnisse vorweg zu nehmen: Wer heute als Hochschulabsolvent in der IT-Branche Fuß fassen möchte, muss mehr bieten als die reine technische Expertise. Über zwei Drittel aller IT-Ausschreibungen für Berufseinsteiger fordern auch beispielsweise Verständnis für wirtschaftliche Abläufe. Noch wichtiger ist, dass sich die neuen Mitarbeiter ins Team integrieren. Diese Fähigkeit wird für mehr als drei Viertel der Stellen verlangt, das belegt die Studie »IT-Jobscout 2007« des Consulting- und Softwarehauses PPI, für die 624 Stellenanzeigen der 100 größten deutschen IT-Unternehmen im Mai 2007 ausgewertet wurden. Der klassische Einstieg in die IT-Karriere ist nach wie vor das Informatik-Studium. Annähernd zwei Drittel der Stellenangebote im IT-Bereich richten sich an Absolventen dieses Faches. Darauf festgelegt sind die Arbeitgeber jedoch nicht. Ingenieure (36,3 Prozent) und Wirtschaftsinformatiker (34,7 Prozent) sind ebenfalls mögliche Kandidaten für die Besetzung. Auch für Betriebs- und Volkswirte bietet die Branche gute Gelegenheiten zum Einstieg: Ein Drittel der Ausschreibungen wendet sich ausdrücklich an Wirtschaftswissenschaftler. Die Anforderungen an die technische Sachkenntnis der Bewerber variieren deutlich, je nach geplantem Einsatzgebiet. So müssen angehende Berater sicher mit SAP umgehen können, während für Anwendungsentwickler eine genaue Kenntnis der Windowsumgebung und von Datenbanksystemen eine größere Rolle spielt. Allgemein gelten SAP-Kenntnisse jedoch in mehr als 40 Prozent aller Ausschreibungen als Handwerkszeug. Oft gefordert wird noch die Beherrschung von Windows, Oracle, MS Office, Unix oder Linux (zwischen 17,9 und 9,4 Prozent). Auch bei den Programmiersprachen gibt es einen klaren Favoriten: Java ist state of the art. Annähernd die Hälfte aller Ausschreibungen verlangt entsprechende Kenntnisse. An zweiter Stelle steht C++ (27,7 Prozent), den dritten Platz teilen sich die Datenbanksprache SQL und die Auszeichnungssprache XML mit fast identischen Werten (20,5 beziehungsweise 20,2 Prozent). Über die fachlichen Qualifikationen im IT-Bereich hinaus müssen Bewerber jedoch noch zahlreiche weitere Fähigkeiten mitbringen, um potenzielle Arbeitgeber zu überzeugen. Unverzichtbar sind soziale Kompetenzen wie Teamgeist, Kommunikationsstärke und Eigeninitiative. 96 Prozent der Ausschreibungen fordern diese oder ähnliche Fähigkeiten. Das ist verständlich, denn viele IT-Berufseinsteiger müssen im direkten Kundenkontakt bestehen, beispielsweise in der Beratung. Dieses Feld ist das Boomsegment der Branche, zwei von fünf Ausschreibungen suchen angehende Berater. Deshalb müssen die Berufseinsteiger auch wirtschaftliches Verständnis mitbringen. Auch für Absolventen technischer Fächer gehört dies bei sieben von zehn Ausschreibungen dazu. Acht von zehn setzen zudem die Beherrschung einer Fremdsprache – üblicherweise Englisch – voraus. Auch wenn ein Bewerber durch technische, wirtschaftliche Kenntnisse, Sprachen und Soft Skills überzeugen kann: Ohne Praxis im Tagesgeschäft sind die Einstellungschancen gering. Vier Fünftel der Stellenanzeigen suchen erfahrene Kräfte. Die Bewerber können dies durch ihre bisherige Berufslaufbahn, Projekterfahrung, Praktika oder eine entsprechende Ausbildung nachweisen. Deshalb sollten Universitäten mehr Praxismöglichkeiten anbieten und Studenten diese auch dringend wahrnehmen. Unwichtig für die Einstellungschancen im IT-Bereich sind hingegen Doktortitel und überraschenderweise Auslandsaufenthalte. Nicht einmal vier Prozent der Unternehmen legen Wert auf diese Qualifikationen.
Thomas Reher ist Vorstand der PPI AG