Exklusiv-Interview: »Wir sind schon lange kein reiner PC-Hersteller mehr«
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- Exklusiv-Interview: »Wir sind schon lange kein reiner PC-Hersteller mehr«
Computer Reseller News sprach mit FSC-Chef Hans-Dieter Wysuwa über die Gründe für den erneuten Einbruch der Verkaufszahlen im zweiten Quartal und über die Zukunft des Joint Ventures.
CRN: Im ersten Quartal sah es noch so aus, als wäre die Talsohle durchschritten. Woher kam jetzt dieser dramatische Einbruch der PC-Verkaufszahlen im zweiten Quartal?
Wysuwa: Wir hatten im ersten Quartal 2008 ein Wachstum von 73 Prozent im Professional Notebook-Bereich, doppelt so stark wie der Markt. Das ist nicht jedes Quartal wiederholbar. Wir hatten im zweiten Quartal aber auch einen Rückgang im Notebook-Bereich zu verzeichnen, der größtenteils aus dem Consumer- Geschäft kam. Dort hatten wir durch den Wechsel in der Produktfamilie Übergangsschwierigkeiten. Das war partiell einkalkuliert. Wir wollen aber auch nicht um jeden Preis auf dem Treppchen stehen, wenn wir dafür Produkte durchschieben müssen, die einfach nicht mehr wirtschaftlich sind.
CRN: Das Problem ist nicht erst seit diesem Quartal akut. Mit Ausnahme des ersten Quartals sind die PC-Wachstumszahlen bei FSC seit vielen Quartalen rückläufig oder stagnierend. Wie wollen Sie den weiteren Rückgang stoppen?
Wysuwa: Die PC-Zahlen sind nicht seit vielen, sondern erst seit drei Quartalen rückläufig. Das Problem ist, dass die gängigen Messinstrumente nach verkauften Stückzahlen, die die Marktforschungsinstitute verwenden, für diesen Markt immer weniger greifen. Produkte, wie der EeePC, treiben die Absatzzahlen hoch, sagen aber wenig über das tatsächliche Marktwachstum aus. Infrastrukturgeschäft wird dagegen viel zu wenig berücksichtigt. Dabei kann kein Unternehmen heute noch von reiner Hardware leben.
CRN: Ganz ohne Hardware können Sie aber auch nicht leben?
Wysuwa: Das wollen wir ja auch nicht, aber der Hardware-Anteil in Projekten geht kontinuierlich zurück, wohingegen Service- Themen an Bedeutung gewinnen. Und Kunden wählen künftig ihren Infrastruktur- Anbieter nach Leistungen, wie Service Level Agreements, und nicht nach der Hardware aus. Deshalb sehen wir uns als Infrastruktur-Anbieter und schon lange nicht mehr als reiner PC-Hersteller.
CRN: Vor rund zwei Jahren hat FSC die Siemens Service-Sparte übernommen. Trotzdem ging im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 der Umsatz zurück und wäre auch im Jahr davor ohne den Zukauf rückläufig gewesen. Wie weit ist denn der Umbau zum Infrastruktur-Anbieter?
Wysuwa: Das ist ein langer Prozess, aber die Architektur steht. Wir sind wie gesagt schon lange kein reiner PC-Hersteller mehr, wir leben vom Infrastrukturgeschäft. Auch der größte Teil der verkauften Geräte, die die Markforschungsinstitute zählen, geht inzwischen in solche Projekte. Wir haben einen starken Service-Channel. Dass sich das beim Umsatz noch nicht bemerkbar gemacht hat, lag auch an der extremen Dollar-Schwäche.
CRN: Derzeit brodelt die Gerüchteküche, dass sich Siemens aus dem Joint Venture mit Fujitsu zurückziehen will?
Wysuwa: Zu diesem Thema wird zurzeit viel geschrieben und das meiste davon basiert auf reinen Spekulationen. Beide Partner sprechen zurzeit über die Fortsetzung des Joint Ventures und es ist überhaupt noch nichts entschieden. Ich bin sicher, beide Unternehmen werden eine vernünftige Lösung finden.
CRN: Sind Partner und Kunden deswegen verunsichert und macht sich das bei den Absatzzahlen bemerkbar?
Wysuwa: Es wäre zu einfach, die Absatzzahlen damit zu begründen. Die Großkunden bleiben ruhig, weil sie wissen, dass das ein reines Shareholder-Thema ist. Bei den Partnern wirft das natürlich Fragen auf, aber wir stehen mit ihnen im Dialog und haben angeboten, alle Fragen zu beantworten. Wir hatten immer eine sehr treue Partner-Landschaft und das zahlt sich jetzt aus.
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