Die Themen Virtualisierung, VoIP und Green-IT bringen mehr Schwung in die Welt des Server based Computings. Vor allem bei Vista-Projekten liegt Potenzial, Thin Clients ins Spiel zu bringen.
Viele Reseller haben das Potenzial von Thin Clients und Server based Computing nicht erkannt. Sie verkaufen diese Lösungen, wenn überhaupt, dann »nur so nebenher«. Die Hersteller wünschen sich, dass ihre Partner endlich lösungsorientiert zu denken beginnen. Denn wer nur die Hardware ohne Lösungskonzept im Blick hat, dem wird es schwer fallen, künftig Projekte zu generieren.
Ein umfassendes Konzept hat bei Thin Clients prinzipiell immer eine große Rolle gespielt. Denn die altbewährten Vorteile »einfache, damit günstigere Administration « dank zentralem Management und »höhere Sicherheit« lassen sich erst in durchdachten, langfristig angelegten Projekten handfest belegen. Dieser Zwang zum lösungsorientierten Denken wird durch die Virtualisierungstechniken nun noch gestärkt.
Anbieter wie Altiris, VMware oder das Linux- Projekt Xen haben dazu die Grundlagenarbeit geleistet. Ihre Virtualisierungswerkzeuge können einzelne Programme oder ganze Standard-Desktops inklusive ihrer Tools als getrennte Instanzen auf einer Serverplattform laufen lassen.
Bei der Anwendungsvirtualisierung arbeiten die Programme in einer abgekapselten Sandbox, die sie von der eigentlichen Hardware und dem Betriebssystem trennt. Statt selbst direkt auf die Registry, DLLs oder Ähnliches zuzugreifen, werden die Programme von entsprechenden Schnittstellen der Virtualisierungsanwendung betreut. Diese Trennung von der physischen Hardware verhindert, dass Applikationskonflikte unter anderem bei Mehrbenutzerinstallationen auftreten. Außerdem ist das Betriebssystem vor Manipulationsversuchen durch die Anwendungsebene sicher.
Die Desktop-Virtualisierung geht noch einen Schritt weiter, indem sie gleich den gesamten Standard-Rechner mit allen Anwendungen als virtuelle Instanz auf dem zentralen Server aufsetzt. Diese simulierten Clients lassen sich dann beliebig kopieren, clonen, aktualisieren und natürlich zentral verwalten. »Neben den alten Themen wie Sicherheit und einfacheres Management ist diese Desktop- und Applikationsvirtualisierung ein wichtiges Thema«, sagt Richard Hellmeier, Vorstand für den Bereich Technik bei Computerlinks.
Das Potenzial scheint aber bisher nur die Minderheit der Reseller und Kunden erkannt zu haben. »Im Bereich Virtualisierung, sei es Applikations- oder Desktop- Virtualisierung, haben uns nur wenige Anfragen erreicht«, erklärt Henning Jasper, Geschäftsführer beim VAD Vanquish.
Die Desktop-Virtualisierung hat vor allem das Potenzial, Kunden beim Wechsel auf Windows-Vista zu helfen. Denn das jüngste Kind von Microsoft stellt recht hohe Anforderung. »Vista ist bei den Hardwareanforderungen recht anspruchsvoll«, warnt Hellmeier. Die meisten Unternehmen seien ohnehin gezwungen, ihre Client-Infrastruktur in Teilen auszutauschen. Ein guter Ansatzpunkt, um beim Kunden einen Strategiewechsel hin zu Thin Clients anzustoßen.
Die Desktop-Virtualisierung spielt in diesem Zusammenhang noch einen weiteren Vorteil aus. Die meisten Anwendungen auf XP laufen prinzipiell auch unter Windows-Vista. Wie bei jedem jungen Betriebssystem, ist hier aber nichts garantiert. Hinzu kommen potenzielle Treiberprobleme bei Vista, die vor allem mit älterer Hardware auftreten können. Schließlich zeigt die Erfahrung, dass frische Software in der Anfangsphase der Implementierung oft gepatcht werden muss. All dies wirkt sich negativ auf den Administrationsaufwand, die Enrollment-Phase oder Ausfallzeiten aus.
Ein Server based Computing-Konzept auf Basis der Desktop-Virtualisierung könnte hier viele seiner Versprechen umsetzen und zumindest in standardisierten Anwendungsbereichen dem Thin Client Einzug verschaffen.