Nokia will mehr Fachhändler und Systemhäuser für den Geschäftskundenbereich »Enterprise Solutions« gewinnen. Von der reinen SIM-Karten-Freischaltung könne der Handel schließlich nicht leben, meinen die Finnen.
Fast könnte man meinen, der Handy-Platzhirsch Nokia mache sich völlig unnötig Gedanken um die Zukunft: Rund 32 Millionen Mobiltelefone gingen alleine im vergangenen Jahr über die Ladentheken, weltweit waren es 347 Millionen. Nokias Kasse klingelt also. Doch ein genauerer Blick zeigt, dass es doch Handlungsbedarf gibt: Die Durchschnittspreise für Handys befinden sich weiter im Sinkflug, die Segmentierung nimmt drastisch zu. Während die Finnen früher mit einem einzigen Top-Handy bis zu 20 Prozent Marktanteil erreichten, schaffen die größten Verkaufsschlager heute maximal fünf bis zehn Prozent. Rund 50 neue Handys bringt der Hersteller pro Jahr auf den Markt, um alle Käufer-Segmente zu erreichen. Trotz des steigenden, abgesetzten Handyvolumens muss Nokia folglich höhere Entwicklungskosten und letztlich einen schmaleren Verdienst pro Handy einkalkulieren.
Auch der Channel bekommt die veränderten Kaufgewohnheiten längst zu spüren: Kunden, die nur »billig« wollen, erwerben ihr Handy im Flächenmarkt oder bei Ebay. Um dem Billigtrend zu entkommen, sollten sich Fachhändler und Systemhäuser stärker auf das Business-Segment fokussieren, meint Martin-Hannes Giesswein, deutscher Vertriebsleiter der Nokia-Sparte Enterprise Solutions. »Vom SIM-Karten-Freischalten allein kann der Handel nicht mehr leben«, ist der Vertriebsmann überzeugt. Die Zukunft für viele Reseller sieht Giesswein deshalb in der Vermarktung von Business-Smartphones. Hier sei der Kunde bereit, für die Hardware und auch für zusätzliche Software-Tools zu zahlen – Tarife würden zunehmend separat verhandelt.
Gerade Fachhändler und Systemhäuser hätten die Chance, das Konvergenzthema zu transportieren – um letztlich davon auch zu profitieren. Als Kernelement für den Einstieg ins Businesskunden- Geschäft sieht Nokia natürlich die Business-Handys der kürzlich runderneuerten E-Serie. Mit diesen Endgeräten wollen die Finnen laut Geschäftsführungsmitglied Karsten Schilly »die Handy-Nutzung aufbrechen«. Gemeint ist damit ein Abschied von der bisher Voice-fokussierten Verwendung. Mittel- bis langfristig sieht Nokia im Business- und auch im Privatkunden- Segment einen Trend hin zum mobilen Alleskönner. Problemlos ist es für Reseller denn auch schon heute möglich, das Hardware-Angebot durch die Vermarktung von Navigationslösungen für Mobiltelefone sowie durch das Angebot von Kfz-Einbausätzen zu erweitern.