Portraitzeichnen mal anders

Wenn Industrieroboter ihr künstlerisches Talent ausleben

9. März 2012, 11:14 Uhr | Elke von Rekowski
Ein echter Hingucker: Dieser Industrieroboter malt realistische Portraits von Personen (Foto: Robotlab).

Künstler sind oft schillernde Persönlichkeiten. Doch auch aus dieser illustren Gruppe hebt sich ein Künstler hervor, den Fraunhofer-Wissenschaftler nun auf der Cebit gezeigt haben: Denn dabei handelt es sich um einen kühl, präzise, metallisch wirkenden Industrieroboter.

Sein Zeichengenie zeigt sich erst, wenn eine Person auf dem Hocker vor ihm Platz nimmt: Mit einer Kamera nimmt er zunächst ein Bild seines Modells auf, zückt dann einen Stift und entwirft ein Portrait der Person auf seiner Zeichentafel. Ist das Werk nach etwa zehn Minuten fertiggestellt, greift er die Tafel, hebt die Metallhand und präsentiert sein Werk. Entwickelt haben diese Roboterinstallation Künstler der Gruppe robotlab im Zentrum für Kunst und Medientechnologie ZKM in Karlsruhe, die zum Teil heute am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Karlsruhe beschäftigt sind. Die Gesichtszüge der Personen werden von der Maschine authentisch wiedergegeben.»Wir haben den Roboter über ein Bildauswerteverfahren gewissermaßen mit einem Sehsinn ausgestattet«, erklärt Martina Richter, Wissenschaftlerin am IOSB. »Am Roboterarm ist eine Kamera angebracht, mit der er die Person zunächst fotografiert.« Eine Kantenverarbeitungssoftware sucht die Kontraste im Bild und setzt sie in Roboterkoordinaten um, also in Bewegungen des Arms.

Was so einfach aussieht, war keinesfalls leicht zu realisieren. Denn der Algorithmus für die Bildverarbeitung musste so angepasst werden, dass das gemalte Bild auch wie ein Portrait aussieht – und der Hightech-Künstler nicht zum Beispiel kleinste Falten darstellt, dafür aber die Augen auslässt. »Wir legen großen Wert auf einen künstlerischen Anspruch der entstehenden Zeichnungen, aber haben gleichzeitig auch ein automatisiertes System in den Roboter integriert, so dass er alle Schritte selbständig ausführt«, sagt Richter.

Im Alltag arbeitet der Roboter übrigens nicht als Künstler. Die Forscher am IOSB nutzen ihn normalerweise dazu, die optischen Reflexionseigenschaften von Materialien zu analysieren. Sie strahlen Licht aus verschiedenen Richtungen auf ein Objekt, etwa einen Reflektor, wie er an Schulranzen oder an Kinderkleidung angebracht ist. Der Roboterarm fährt auf einer Halbkugel um die Materialprobe herum und misst, wie das Objekt das Licht reflektiert. Sicher eine nützliche Tätigkeit: Dennoch bleibt zu hoffen, dass der Roboter auch künftig als Hightech-Künstler verblüffen darf.


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