»Wir haben den Abstand zum Mit bewerb verringert«

20. Januar 2005, 0:00 Uhr |

»Wir haben den Abstand zum Mit bewerb verringert«. Seit Jahresbeginn steht Dirk Hauke (39) als CEO der Geschäftsführung der Actebis-Gruppe vor (siehe 1/05). CRN-Mitarbeiter Wolfgang Kühn sprach mit Hauke über dessen Pläne und Vorstellungen, über den Abstand zum Mitbewerb und über die Zukunft von Actebis.

»Wir haben den Abstand zum Mit bewerb verringert«

CRN: Vom Touristikgeschäft zur IT-Distribution. Ist das nicht ein harter Schnitt?

Hauke: Ich finde die IT-Branche unheimlich interessant. Es gibt sehr viele große Herausforderungen, die ich auch als persönliche Herausforderung sehe. Auch in der Touristik hatten wir in den letzten Jahren sehr viel Bewegung. Interneteinführung, elfter September, Irak-Krieg, SARS, das stellt einen vor große Herausforderungen.

CRN: Stört es Sie nicht, wenn es jetzt heißt, das ist ein Branchenfremder, mal sehen, wie lange er das aushält?

Hauke: Selbstverständlich habe ich noch eine ganz Menge an fachspezifischen Dingen zu lernen. Aber viele Fragestellungen der Distribution sind denen anderer Branchen gar nicht so unähnlich. Wir haben in der Touristik Lösungen zum Direktgeschäft der Airlines oder auch zu den sinkenden Margen suchen müssen. Auch Serviceausrichtung und Kundenorientierung sind dort ein wichtiges Thema. Ich denke, dass ich aus diesen Erfahrungen sehr viel in die neue Aufgabe bei Actebis einbringen kann.

CRN: Fühlen Sie sich in Ihrer neuen Position bei Actebis als Aufpasser des Otto-Konzerns?

Hauke: Sicherlich bin ich kein Aufpasser. Ich bin Geschäftsführer, berichte an einen Gesellschafter. Ich möchte das Unternehmen nach vorne bringen. Darauf liegt mein Hauptaugenmerk.

CRN: Sie sagten vor wenigen Tagen, dass Sie sich den Herausforderungen des Marktes stellen wollen. Welche sind das?

Hauke: Seit rund 18 Monaten definieren wir strategische Hersteller. Diesen Weg werden wir weiter gehen. Außerdem sind wir dabei, in andere Sortimentsbereiche vorzustoßen, beispielsweise aktuell Consumer Electronic. Auch bei der Unternehmensfinanzierung sind wir in enger Zusammenarbeit mit dem Otto-Konzern und suchen hier nach neuen Möglichkeiten, das Unternehmen entsprechend auszurichten. Umgesetzt sind zum Beispiel kapitalmarktgebundene Finanzierungen, die wir in Zukunft noch weiter ausbauen werden. Die Kapitalmärkte sind sehr kreativ, da gibt es täglich neue maßgeschneiderte Möglichkeiten für unsere Kunden.
Bei der Logistik haben wir in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen getätigt. Wir gehören logistisch und systemtechnisch zu den Marktführern ? in Deutschland und jenen Ländern, wo wir die Systeme schon eingeführt haben. Hier können wir unseren Händler- und Hersteller-Partnern alle möglichen Fullfillment-Leistungen anbieten.

CRN: Weiter erwähnten Sie, dass Sie das Unternehmensprofil schärfen wollen.

Hauke: Den ersten Schritt haben wir damit gemacht, dass wir uns auf die Kernkompetenzen konzentrieren. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Wir müssen klar kommunizieren, wofür wir stehen. Wir müssen aber auch an unserem Image, an unserem Außenauftritt arbeiten. Und müssen klar sagen, welche Leistungen wir anbieten.

CRN: In der Vergangenheit war der Actebis-Umsatz in Deutschland schwächer und in den europäischen Gesellschaften höher. Wie hat sich die wirtschaftliche Situation verändert und wird es neue Landesgesellschaften geben?

Hauke: Deutschland war umsatzmäßig immer ein ganz wichtiges Standbein. Wir haben ein sehr starkes Wachstum auch in Deutschland erlebt. Deutschland ist einer unserer Kernmärkte.
Im Ausland haben wir schon gute Standbeine in verschiedenen Ländern. Strategisch bedeutend für Osteuropa ist beispielsweise Polen, wo wir sehr gut vorangekommen sind. Von dort aus können wir uns die Entwicklung im gesamten Osteuropageschäft ansehen, das sicherlich über ein sehr großes Wachstumspotenzial verfügt. Zudem haben wir gegenüber unseren Mitbewerbern eine gute Ausgangslage, nicht zuletzt weil wir in Polen erfolgreich etabliert sind.

CRN: Wie haben sich die Umsätze bei Actebis entwickelt?

Hauke: Zu aktuellen Zahlen können wir noch nichts sagen. Der Otto-Konzern gibt die Zahlen erst im Februar bekannt. Aber sicher ist, dass wir ein signifikantes Umsatzwachstum verzeichnet haben, insbesondere in Deutschland. In der Gruppe kann man von einem zweistelligen Wachstum sprechen. Auch im Ergebnis sind wir deutlich nach vorne gekommen.

CRN: Deutschland-Chefin Bärbel Schmidt sagte zu ihrem Amtsantritt vor etwa einem Jahr, dass sie den Abstand zum Wettbewerb verringern wolle. Wie knapp sind Sie an Ingram Micro und Tech Data dran?

Hauke: Wir haben den Abstand in Deutschland deutlich verringert. Das können wir aufgrund der Marktbeobachtungen mit Sicherheit sagen.

CRN: Nach wie vor steht der Verkauf der Actebis-Gruppe im Raum. Was ist geplant?

Hauke: Es ist natürlich so, dass wir durch die sehr erfolgreiche Entwicklung der Actebis-Gruppe im vergangenen Jahr eine Plattform geschaffen haben, die es uns ganz in Ruhe ermöglicht zu überlegen, welche strategischen Optionen wir haben. Außerdem ist der Druck, der 2003 auf dem Gesellschafter gelegen hat, durch diese Entwicklung ein ganzes Stück weniger geworden. Operativ und strategisch haben wir jetzt die Möglichkeit, uns die Marktentwicklung ganz genau anzusehen, und zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen können. Das kann ? auch aus Gesellschaftersicht ? ebenso eine selbstständige Weiterführung sein, wie das Eingehen von Kooperationen. Das prüfen wir in aller Ruhe, wie das beim Otto-Konzern in der Regel üblich ist.
Momentan gibt es aber nichts Konkretes. Ich betone nochmals: Es gibt momentan keine konkreten Gespräche. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, unser Eigengeschäft zu stärken und die Actebis-Gruppe insgesamt nach vorne zu bringen.

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INFO

Actebis Holding GmbH
Lange Wende 43, D-59494 Soest
Tel. 02921 99-0, Fax 02921 99-3399
www.actebis.com


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