»Wir können jetzt kostenorientiert steuern«

24. Februar 2005, 0:00 Uhr |
Harald Lemke, CIO des Landes Hessen Foto: Hessisches Ministerium des Innern

»Wir können jetzt kostenorientiert steuern«. Um die Verwaltungsreform zu beschleunigen, wurde erstmals ein CIO auf Landesebene etabliert: Harald Lemke, hessischer Staatssekretär. Manuel Okroy sprach für Staat & IT mit ihm.

»Wir können jetzt kostenorientiert steuern«

Warum hat Hessen einen CIO?
Die hessische Regierung will mit meiner Funktion erreichen, dass IT ressortübergreifend gesteuert und eine Brücke zwischen politischer Zielsetzung und IT-Strategie ge­schlagen wird. Diese Brückenfunktion erfüllt mein Amt, erfüllen meine zehn Teammitglieder und ich. Das hessische E-Government Projekt ist sehr ambitioniert. Ging es nicht eine Nummer kleiner?
Wir brauchten einen umfassenden Modernisierungsansatz. Der Rückstand, den die Verwaltung des Öffentlichen Dienstes hinsichtlich ihrer Effizienz gegenüber der Wirtschaft hat, stellt ein größeres Risiko dar, als das eines ehrgeizigen E-Government-Programms. Die Lage der öffentlichen Haushalte erfordert deutliche Kostensenkungen. Und wer die Kosten des Öffentlichen Dienstes ohne Leistungseinbuße nachhaltig senken will, kommt um Strukturänderung und Modernisierung der IT nicht herum. Wie steuern Sie das Projekt, und was sind Ihre persönlichen Ziele?
Das Ziel ist die Koordination und Beschleunigung der Prozesse. Dafür haben wir das Prinzip der einvernehmlichen Entscheidung aufgehoben und den in der Öffentlichen Verwaltung üblichen Automationsausschuss abgeschafft. Die Einrichtung eines CIO heißt: Eine Stelle entscheidet, eine Stelle verantwortet. Das ist wichtig, denn die Fähigkeiten der öffentlichen Verwaltung, komplexe Projekte durchzuführen, sind im Vergleich zur Wirtschaft unterdurchschnittlich entwickelt. Das ist in Hessen durch die Position des CIO, aber auch durch das Hessische Competence Center für neue Verwaltungssteuerung geändert worden. Was sind Ihre Aufgaben beim E-Government-Programm des Landes Hessen?
Der CIO wurde mit der strategischen Steuerung und Koordinierung des
E-Government auf Grundlage der politischen Vorgaben beauftragt. Das heißt Abstimmung und Definition
der erforderlichen Maßnahmen und Projekte, Durchsetzen der notwen­digen Standards. Ferner das strate­gische Controlling der Maßnahmen und Projekte. Es gilt, regelmäßige ­Berichte an das Kabinett und den Ka­binetts­ausschuss »Verwaltungsreform und Verwaltungsinformatik« über die Entwicklung und Umsetzung des E-Government-Programms zu ver­fass Warum scheitern so viele große ­öffentliche IT-Projekte Ihrer Meinung nach?
Die Verzahnung von IT-Projekten mit der Linienorganisation führt immer wieder zu Reibungsverlusten, weil die öffentliche Verwaltung keine Erfahrung mit den dafür notwendigen Matrix- oder Netzwerkorganisationen hat. Die zweckoptimistische Unterkalkulation von Projekten hat zudem in der öffentlichen Verwaltung schon fast Tradition. Diese Problematiken haben wir in Hessen zu vermeiden versucht. Wo steht das Projekt »Einführung von SAP und einer kaufmännischen Buchführung« aktuell?
Das Projektziel, die Hessische Landesverwaltung bis Ende 2004 vollständig auf das kaufmännische Rechnungswesen mit SAP umgestellt zu haben, wurde planmäßig erreicht. Dieses komplexe Großprojekt wurde im vereinbarten Zeit- und Budgetrahmen erfolgreich durchgeführt. Damit nutzen in Hessen derzeit rund 15000 Anwender das SAP-System. Das Projekt war nicht unumstritten, es gab auch heftige Kritik.
Ja, innerhalb Hessens gab es Kostendiskussionen und anfangs auch Akzeptanzprobleme. Manche Bun­des­länder lehnen unseren Weg grundsätzlich ab, weil sie den Paradigmenwechsel hin zu einer kaufmännischen Buchführung für falsch halten. Ich aber sage: Ohne diesen Para­digmenwechsel würde unsere Handlungsfähigkeit immer weiter ein­geschränkt statt verbreitert, denn die IT-Budgets würden für die Pflege von nicht effizienten Altsystemen draufgehen. Worin sehen Sie denn den größten Nutzen der ERP-Einführung und der Doppik?
Der Gewinn liegt darin, den hessischen Haushalt über die Leistungen des Öffentlichen Dienstes kostenorientiert steuern zu können.


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