»Wir steuern die Umsätze«
»Wir steuern die Umsätze«: Der Systemhausverbund Computer Compass nimmt in der Kooperations-Szene eine Sonderrolle ein. Die Gruppe ist auf maximal 30 Gesellschafter beschränkt. Erstmals hat der Verbund einen finanziell angeschlagenen Mitgliedsbetrieb übernommen.
wolfgang.kuehn@ict-channel.com
Für Dirk Henniges ist Wachstum der von ihm geführten Kooperation kein Thema. »Computer Compass zählt derzeit 22 Gesellschafter. Die Grenze ist für uns bei 30 Gesellschaften.« Voraussetzung, um dieser Gruppe beizutreten, ist nicht nur die Ausrichtung als Systemhaus, sondern unter anderem auch ein Mindesteinkaufsvolumen von jährlich 2,5 Millionen Euro. So rekrutieren sich die Betriebe der Gesellschafter aus mittelständischen Systemhäusern mit bis zu mehreren hundert Mitarbeitern. Zusätzlich sind mit Computer Compass noch weitere zehn Unternehmen verbunden, die als Systemhäuser und Druckerspezialisten in Einkauf, Marketing, Logistik sowie im Service und Schulungsbereich kooperieren. Entsprechend selbstbewusst kann Henniges mit den Lieferanten verhandeln. »Wir sind die einzigen, die Umsätze steuern.« Das heißt, sind die vereinbarten Umsatzvolumina bei einem Distributor erreicht, werden die Mitglieder angehalten, bei einem anderen gelisteten Lieferanten zu kaufen.
Im Gegensatz zu anderen Kooperationen entscheiden bei Computer Compass die Gesellschafter über alle Maßnahmen. Somit ist Henniges als Geschäftsführer weisungsgebunden. Eine wichtige Entscheidung musste über das Mitgliedsunternehmen Messerknecht Informationssysteme GmbH in Bremen getroffen werden. Denn Messerknecht mit etwa 120 Beschäftigten und spezialisiert auf ITLösungen geriet in wirtschaftliche Turbulenzen. »Als Gruppe geben wir unseren Mitgliedern auch die Sicherheit, bei Schwierigkeiten gemeinsam nach Lösungen zu suchen«, erklärt Henniges. Die Lösung: Die Compass Treuhand übernahm zu 100 Prozent das angeschlagene Unternehmen und wird es nun in eigener Regie weiterführen. Das soll, so Henniges, nicht als Freibrief für kränkelnde Betriebe gesehen werden, wohl aber als Rettung dort, wo über die Gruppe »ein in der Substanz gutes Unternehmen erhalten werden kann«.
Die Compass-Gruppe wickelte im zurückliegenden Geschäftsjahr ein Einkaufsvolumen über die Zentralregulierung in Höhe von 150 Millionen Euro (ohne Mehrwertsteuer) ab. Nach einem Umsatz von 138 Millionen Euro im Vorjahr stieg das Volumen um 8,7 Prozent. Als ähnlich hoch beziffert der Geschäftsführer den prozentualen Zuwachs beim Ergebnis. Henniges erwartet auch für das laufende Geschäftsjahr eine weitere Steigerung beim Einkaufsvolumen und dem Ergebnis. Wesentlich dazu sei eine weitere Prozessoptimierung. »Im Gegensatz zu anderen Kooperationen befassen wir uns weniger mit Marketingunterstützung. Das können unsere Häuser selber viel besser und zielgerichteter. Unsere Aufgabe besteht darin, den Einkauf der Händler zu steuern.«
Dazu wurde eine E-Business-Strategie entwickelt, zu der die Lösung »Cockpit V3.0« (CRN 13/06, Seite 27) gehört, die bereits von 60 Prozent der Gesellschaft implementiert worden ist und bis Januar 2007 verbindlich bei allen Unternehmen eingeführt werden soll. Diese speziell für den Business-to-Business-Bereich entwickelte Beschaffungslösung wird laut Henniges die Prozesskosten aller Beteiligter deutlich senken. Als weitere Aufgaben der Kooperation sieht der Geschäftsführer insbesondere Kreditlimits und Zentralregulierung, Bestellabwicklung und verlängerte Zahlungsziele, »und vor allem offene Kreditlimits für Projekte«. Zusätzlich sei die Gruppe mit der Weiterentwicklung einer Software zum aktiven Vertrieb von Dienstleistungen beschäftigt, bei der 320 Dienstleistungen definiert werden. »Ziel ist es, Bausteine zur Verfügung zu stellen, mit denen die Zeit für Angebote deutlich reduziert werden kann und die Mitwirkungspflicht der Kunden definiert ist.«