Die schlechte Nachricht zuerst: Wer außergewöhnlich motivierte Mitarbeiter sucht, wird hierzulande offenbar nicht fündig. Denn im internationalen Vergleich belegt Deutschland diesbezüglich nur Platz neun. Außergewöhnlich engagiert sind die Angestellten hingegen in Indien und China.
Indische Mitarbeiter erreichen 74 Punkte auf dem Engagement-Index der Managementberatung Kienbaum. Auf den Plätzen zwei und drei folgen China mit 67 Punkten und Brasilien mit 64 Punkten. Deutschland belegt hingegen nur Rang neun mit 57 Punkten. Der Engagement-Index basiert auf einer globalen Panel-Studie, für die seit 2010 jährlich Mitarbeiter in 18 Ländern der Wirtschaftsregionen Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien befragt werden. In die diesjährige Studie flossen die Daten von knapp 10.000 Mitarbeitern ein, davon allein 2.500 aus Deutschland. »Die positiven Engagement-Werte von Indien, China und Brasilien könnten auf die Aufbruchsstimmung zurückzuführen sein, die in diesen Ländern herrscht. Die BRIC-Staaten gehören zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Erde und verkleinern den Abstand zu den westlichen Industriestaaten in hohem Tempo«, sagt Jan-Marek Pfau, Projektleiter bei Kienbaum in Berlin.
Im weltweiten Branchenvergleich liegen die Mitarbeiter aus dem Finanzsektor auf Platz eins: ihr Engagement-Wert beträgt im Schnitt 62 Punkte. Etwa gleich auf liegt die High-Tech-Branche, gefolgt von den Handelsunternehmen mit 59 Punkten. Die Motivation von Angestellten im Öffentlichen Dienst ist entgegen der landläufigen Meinung relativ hoch: sie erzielen einen Wert von 58 Punkten. Mitarbeiter in Deutschland schätzen an ihren Arbeitgebern in erster Linie Erwartungssicherheit: 79 Prozent der Befragten bewerten es positiv, dass sie jederzeit wissen, was ihr Arbeitgeber von ihnen im Job erwartet. Knapp drei Viertel der Mitarbeiter können darüber hinaus gut einschätzen, inwieweit sie mit ihrer Arbeit zum Erfolg des gesamten Unternehmens beitragen. Deshalb wollen auch knapp 70 Prozent der deutschen Studienteilnehmer ihrem aktuellen Arbeitgeber treu bleiben.
Bei der Zufriedenheit mit ihrem Gehalt liegen die deutschen Mitarbeiter jedoch deutlich hinter ihren Schweizer und österreichischen Kollegen: In der Schweiz ist der Anteil derjenigen Mitarbeiter, die mit ihrer Vergütung zufrieden sind, 15 Prozentpunkte höher als in Deutschland, in Österreich sind es 13 Prozentpunkte mehr. Ähnlich ist das Bild bei der Frage, ob die jeweilige persönliche Leistung auch vom Unternehmen anerkannt wird: in diesem Bereich ist der Anteil der Zufriedenen in der Schweiz zwölf Prozentpunkte höher als in Deutschland. Ebenso groß ist der Unterschied zwischen den Mitarbeitern beider Länder bei der Zufriedenheit mit der Unterstützung durch ihren Vorgesetzten. Auch ihre Weiterbildungsmöglichkeiten schätzen Schweizer und Österreicher besser ein als in Deutschland.