Familienunternehmen oder Börsenkonzern?

Wo sich Berufseinsteiger am wohlsten fühlen

15. August 2011, 12:09 Uhr | Elke von Rekowski
Einen optimalen Karrierestart stellen sich deutsche Absolventen anders vor, als Berufseinsteiger in anderen Ländern (Foto: pressmaster - Fotolia.com).

In vielen Unternehmen werden Fachkräfte gesucht und ein massives Werben um Absolventen hat begonnen. Doch wo sich die angehenden Leistungsträger am wohlsten fühlen, hängt offenbar stark von ihrer Heimat ab. So bevorzugen die meisten Berufseinsteiger in Deutschland ein Familienunternehmen.

62 Prozent der Absolventen hierzulande ziehen ein solches Unternehmen einem Großkonzern vor, wie eine aktuelle Studie der Franz Haniel & Cie. GmbH ergeben hat. In anderen europäischen Ländern ist das Bild gegensätzlich: 45 Prozent der befragten französischen Studenten möchten lieber in einem börsennotierten Großkonzern arbeiten; in Ungarn sind es 48 Prozent, in Dänemark wiederum nur 42 Prozent. Für die Studie mit dem Titel »Wer ist attraktiver? Großkonzern oder Familienunter-nehmen?« hat Haniel 824 Studenten aus Deutschland, Frankreich, Dänemark und Ungarn befragt. »Die starke Rolle der Familienunternehmen in der Bundesrepublik ist im internationalen Vergleich außergewöhnlich. Häufig sind es mittelständische Unternehmen, die auf ihrem Spezialgebiet Weltmarktführer sind. Dies und die damit einhergehenden Aufgaben sind deutschen Absolventen dabei wichtiger als Börsenrenommee«, sagt Dr. Michael Prochaska, Personaldirektor bei Haniel.

Ein hohes Gehalt, gute Aufstiegsmöglichkeiten und ein internationales Arbeitsumfeld versprechen sich die Absolventen von einem Großkonzern. Gleichzeitig fürchten jedoch viele, dass mit der Größe des Unternehmens Anonymität ebenso wenig zu vermeiden ist, wie schlechte Work-Life-Balance und lange Entscheidungswege. Mit Familienunternehmen hingegen assoziieren die befragten Berufseinsteiger in erster Linie ein gutes Betriebsklima, kurze Kommunikationswege und bessere Möglichkeiten der Familienplanung.

Auf der anderen Seite sehen sie die Gefahr, dass die Aufstiegschancen in einem solchen Unternehmen eher begrenzt sind und dass der enge Kontakt zur oftmals familiendominierten Geschäftsführung Konfliktpotenzial birgt. und die Aufstiegschancen im Unternehmen begrenzt sind. »Eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur, schnell Verantwortung übernehmen zu können und eine hohe Identifikation und Motivation der Mitarbeiter sind Stärken der Familienunternehmen. Diese Trümpfe müssen die Personalabteilungen jedoch auch offensiv ausspielen, um die besten Köpfe für ihr Unternehmen zu gewinnen«, sagt Prochaska.

Die Studie zeigt übrigens, dass die Bekanntheit eines Unternehmens nicht zwangsläufig einen positiven Einfluss auf die Beliebtheit als Arbeitgeber hat. »Die Gleichung Bekanntheit gleich Beliebtheit geht nicht zwangsläufig auf. Die Berufseinsteiger lassen sich von großen Namen nicht mehr blenden. Will ein Unternehmen erfolgreich sein, muss es den Mitarbeitern Entfaltungsmöglichkeiten und Karriereoptionen bieten und diese kommunizieren«, sagt Prochaska.

Bei den Eigenschaften, die ein Wunscharbeitgeber aus Sicht der Absolventen haben sollte, gibt es erhebliche nationale Besonderheiten: Während für die Berufseinsteiger in Deutschland, Frankreich und Dänemark vor allem Karriereoptionen und Entwicklungsperspektiven innerhalb des Unternehmens bei der Arbeitgeberwahl von Bedeutung sind, steht für 64 Prozent der jungen Menschen in Ungarn eine gute Work-Life-Balance im Vordergrund. Für die Absolventen aller vier Länder spielen die Tradition eines Unternehmens und dessen Organisationsstruktur eine eher untergeordnete Rolle.


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