»Zu Sorgen gibt es keinen Anlass«
Die CeBIT steht vor der Wende: Nicht nur die Dauer der Messe wird 2008 von sieben auf sechs Tage reduziert; der Veranstalter feilt auch kräftig am Konzept. <i>CRN </i> -Mitarbeiter Wolfgang Kühn sprach mit Ernst Raue, Vorstand Deutsche Messe AG, über die CeBIT 2007 und was sich im kommenden Jahr ändert.
- »Zu Sorgen gibt es keinen Anlass«
- 86 Prozent Fachbesucher
CRN: Herr Raue, die Cebit wird auch in diesem Jahr weniger Aussteller als im Jahr zuvor haben. Bereitet Ihnen diese Entwicklung Sorgen?
Raue: Nein, für Sorgen gibt es keinen Anlass. Noch im Dezember haben wir mit einem Rückgang der Ausstellerzahl um etwa 15 Prozent gerechnet. Jetzt hat sich die Situation deutlich verbessert. Wir haben bis heute 6.059 Aussteller. 2006 waren es 6.167. Damit bewegen wir uns eindeutig auf Vorjahresniveau. Viele Firmen melden sich noch bis kurz vor Messebeginn an. Der Trend zeigt, dass immer mehr Unternehmen immer später über ihre Messebeteiligung entscheiden, auch aus wirtschaftlichen Gründen.
CRN: Aber die Cebit hat viele attraktive Unternehmen verloren.
Raue: Ja, leider. Aber wir haben auch eine ganze Reihe wieder ins Boot geholt, beispielsweise die Software AG und Packard Bell. Andere, zum Beispiel Motorola oder Nokia, haben in diesem Jahr zwar keinen eigenen Stand, werden aber von Partnerfirmen repräsentiert. Meistens stehen firmenspezifische Gründe hinter dem Fernbleiben von der Cebit. Hinzu kommt, dass viele Firmen ihre Marketingausgaben reduziert haben. Denn gegenüber früher, als die Branche noch zweistellige Zuwachsraten erwirtschaftete, beträgt das Wachstum jetzt keine zwei Prozent mehr.
CRN: Wird der Abwärtstrend anhalten?
Raue: Ich würde dies nicht als Abwärtstrend bezeichnen.
CRN: Weniger Aussteller bedeuten auch weniger Ausstellungsfläche.
Raue: Wir rechnen mit einem Rückgang um etwa zehn Prozent auf rund 280.000 Quadratmeter. Damit sind wir immer noch mit Abstand die größte ITK-Messe weltweit. Mit 3.311 Ausstellern aus dem Ausland und insgesamt 77 Nationen erreicht die Cebit in diesem Jahr die höchste Auslandspräsenz in ihrer Geschichte. Außerdem haben wir viele neue Kunden hinzugewonnen. Zum Beispiel aus Asien und Osteuropa. Russland ist in diesem Jahr mit 150 Ausstellern Partnerland der Cebit. Die Beteiligung aus Lateinamerika hat sich gegenüber dem Vorjahr sogar verdoppelt.
CRN: Wie entwickelt sich das Interesse deutscher Unternehmen an der Cebit?
Raue: Auch hier bewegt sich vieles. Immerhin sagen 50 Prozent der Aussteller, dass sie nur auf die Cebit gehen, sich also an keiner anderen Messe beteiligen.
CRN: Aber der Ausstellerrückgang lässt sich nicht wegdiskutieren.
Raue: Quantität allein ist nicht entscheidend. Wichtig ist die Komplettheit des Angebots. Und die ist gegeben. Es ist nur schade, dass einige große Anbieter nicht mit einem eigenen Stand vertreten sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Jeder Messeveranstalter kennt die Problematik: Wenn es bei Unternehmen schlechter läuft, wird mit Marketinggeldern gespart. Das wirkt sich auf die Beteiligung an Messen aus. Man darf nicht übersehen, dass bei sinkenden Margen die Kosten für eine Messebeteiligung spürbar zu Buche schlagen. Früher wuchs die ITK-Branche um 20 Prozent, jetzt nur noch um 1,6 Prozent. Darum muss sich ein Messeunternehmen wie unseres auf die veränderte Situation einstellen und mit einem entsprechenden Konzept reagieren.
CRN: Damit sprechen Sie die neue Struktur der Cebit ab 2008 an.
Raue: Ja, aber auch schon die diesjährige Cebit. Wir wissen, dass die Effizienz für Aussteller und Besucher optimiert werden muss und haben dies auch getan.
CRN: Was bedeutet das konkret?
Raue: Dass wir ab kommendem Jahr einen Paradigmenwechsel vornehmen. Die Cebit wird nicht mehr nach Technologien geordnet sein, sondern nach Anwendungen, nach Lösungen, womit wir uns auch an den Besucherwünschen orientieren. Der Planet Reseller beispielsweise ist ein solcher anwendungs- und lösungsorientierter Bereich. Hier, in der Halle 25, finden Händler einen Fokuspunkt vor, wo sie Antworten auf ihre Fragen bekommen, ohne dafür unbedingt durch alle Hallen laufen zu müssen. Ähnlich ist es im Public Sector oder im Security-Bereich. Das sind Themenfelder, die bereits heute eine klare Orientierung und Abgrenzung bieten. Im kommenden Jahr werden wir drei große Bereiche ausweisen: Den Kernbereich der Cebit, den Bereich Business, dann den Public Sector und einen Bereich, der sich mit digitaler Consumer Electronic bis hin zur Heimvernetzung beschäftigt. Hier zielen wir ganz besonders auf Besucher aus Handwerk und Handel.
CRN: Zu den einschneidenden Veränderungen gehört die Verkürzung der Messe.
Raue: Der Wunsch nach einer Verkürzung ist nicht neu. Er wurde immer mal wieder diskutiert. Jetzt hat der Ausstellerbeirat, auch auf Initiative vieler Aussteller, mit uns eine Entscheidung gefällt: Ab 2008 wird die Cebit auf sechs Tage reduziert und damit um einen Tag verkürzt. Künftig findet sie von Dienstag bis Sonntag statt. Damit verfügen die Aussteller, die im Business-Umfeld tätig sind, über eine durchgängige Arbeitsphase von Dienstag bis Samstag. Gleichzeitig legen die Unternehmen aus dem Umfeld der Consumer Electronic darauf Wert, dass der Samstag und vor allem der Sonntag für sie Messetage bleiben. Übrigens sind nicht nur private Endkunden auf das Wochenende fixiert. Auch für Handwerker, Kleingewerbetreibende, Selbstständige und Händler bleibt häufig nur das Wochenende, an dem sie die Cebit besuchen können. Das alles trägt zur Kostenreduzierung bei.