Zugesetzt

27. Mai 2004, 0:00 Uhr |

Zugesetzt. Neue Gründerjahre forderte der neu gewählte Bundespräsident Horst Köhler und wünscht deutschen Unternehmen die Kraft, mit Rückschlägen umzugehen und wieder neu anzufangen. Der Mann hat Recht und Weitblick dazu.

Zugesetzt

Es gibt hierzulande ja noch genügend Firmen, die beispielsweise mit dem Attribut »Made in Germany« werben und es lediglich als ein Qualitätsmerkmal für deutsche Produkte herausstellen. Diese Vorstellung greift zu kurz, wie die bayerische Seenschifffahrt vergangenes Wochenende eindrucksvoll bestätigte, als der kaum vier Tage alte Katamaran »MS Starnberg« in voller Fahrt eine Kaimauer rammte und seinen Passagieren neben einer gemütlichen Kahnfahrt noch einen vorbildlich organisierten Großeinsatz der Rettungskräfte bot. Eine Zusatzleistung, auf die viele Hersteller noch nicht gebührend aufmerksam machen, wo sie doch nach aller Regel des Marketings in jede Produktbeschreibung gehört.

Beispiel Siemens. Zugegeben: Die Straßenbahnzüge Combino haben einen Konstruktionsfehler, der sich aber leicht in einen Vorteil umwandeln ließe. Stürzt die Decke des Zuges bei einer Vollbremsung tatsächlich ein, könnten die Züge ohne große Umbauarbeit als Cabrio-Version auf die Schiene kommen und in sonnenverwöhnte Länder exportiert werden. Nur nicht den Mut verlieren sollten die Münchner auch beim Handy-Modell Xelibri. Statt das Designer-Gerät für die modebewusste Frau einzustellen, müsste der Konzern lediglich die Schwachstellen des Handys konsequent weiterentwickeln. Da die Akkulaufzeit sowieso schon kaum drei Stunden beträgt, böte es sich an, das klobige Teil gegen eine Knopfzelle auszutauschen und den so gewonnenen Platz für einen Lippenstift samt Nagelfeile und Epiliervorrichtung vorzusehen.

Sollte sich dann erst einmal herumgesprochen haben, dass die Schwächen deutscher Produkte die Stärken von morgen sind, findet deutsche Wertarbeit im Ausland schnell wieder Anerkennung und Nachahmer. Die zahlreichen asiatischen Hersteller von blinkendem Modding-Zubehör sind bei Verkehrsminister Manfred Stolpe bereits vorstellig geworden. Die leuchtenden Computer eignen sich nämlich dank Remote-Funktion hervorragend, um gefährliche Baustellen auf Autobahnen in der Dunkelheit abzusichern.


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