I-Cloud versus Google-Cloud

Zwei Wolken, zwei Vorstellungen

12. Dezember 2011, 14:11 Uhr | Dirk Jarzyna, Redakteur funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

It just works

Natürlich blickt auch Apple in die Zukunft, das hat das Unternehmen ja immer schon erfolgreich getan. Allerdings ist Apples Strategie nicht darauf ausgerichtet, die Cloud als ausführenden Computer zu nutzen. Apple orchestriert lieber die Datenströme, statt sie zu kontrollieren. Hier dient die Cloud als zentraler Speicher für Apps, Musik, Dokumente, Nachrichten, Backups etc. I-Cloud erlaubt dem Benutzer, persönliche Daten und Media-Einkäufe zwischen seinen Geräten (Computer und mobile Geräte) und der Cloud als seinen persönlichen zentralen Speicher zu synchronisieren. Die Cloud sorgt dann dafür, dass die Dateien wieder zurück auf die Geräte des Benutzers gelangen, so dass am Ende jedes Gerät dieselben Daten enthält. Dies geschieht völlig automatisch -- mit Steve Jobs’ Worten: »It just works.« Deshalb vermeidet Apple es auch, den Begriff »Synchronisation« zu verwenden, denn der lässt ja daran denken, dass eine Datei an einer bestimmten Stelle existiert und dann woanders hin kopiert werden muss. In Apples Gedankenwelt existieren die Daten einfach -- auf jedem Gerät, in Echtzeit. Wie das detailliert funktioniert, muss kein Benutzer wissen. Das gefällt vielen Anwendern, denn so müssen sie sich um nichts kümmern, behalten selbst die Kontrolle über ihre Daten und haben lokale Kopien von allem.

Wenn sich bei Google alles ums Web dreht, dann dreht es sich bei Apple um Apps. Die genutzten Apps können iOS-Apps sein, beispielsweise Kontakte, Kalender, iTunes, iBooks; Mac-Apps wie iCal, iPhoto und iTunes; aber auch Windows-Apps, darunter Outlook und erneut iTunes. Die Synchronisierung von Informationen wie Kontakte und Kalender unterscheidet sich nicht sehr von Googles Lösung. Beim Arbeiten mit Dokumenten und Daten gibt es hingegen deutliche Unterschiede: iCloud wurde nicht für die Synchronisation mit öffentlichen Quellen entworfen, auch nicht für die Synchronisation mit dem Web. Apple bietet Entwicklern statt dessen eine Reihe von Programmierschnittstellen, mit denen sie ihre Apps entsprechend designen können. Das führt nun dazu, dass die in oder von einer App erzeugten Dokumente und Daten größtenteils an diese App gebunden sind. Einerseits erhält der Benutzer damit eine größere Kontrolle über seine Dokumente. Andererseits schränkt dies die Möglichkeiten des Zugriffs auf die Dokumente ein. Der Benutzer benötigt spezifische Apps auf jedem Gerät und für den Zugriff auf gespeicherte Dokumente muss er Apples Lösungen verwenden. Ein großer Vorteil dieser Vorgehensweise ist aber die geräteübergreifend stets gleich bleibende Benutzererfahrung beim Betrachten oder Bearbeiten von Daten und Dokumenten.

Wenn sie auch unterschiedlich sind, so verfolgen beide Cloud-Konzepte dasselbe Ziel: sofortiger Zugriff auf Daten, wo immer sich der Benutzer gerade befindet und wann immer er seine Daten benötigt. Für das Internet, so wie es heute existiert, ist Apples Lösung wahrscheinlich praktischer als Googles. Kommen allerdings tatsächlich die von Google erhofften superschnellen und billigen Überallzugänge, dann wird die Synchronisation möglicherweise keine Rolle mehr spielen. Dies wird davon abhängen, ob die Benutzer nach wie vor lokale Kopien ihrer Daten haben möchten oder nicht.

Eines ist allerdings noch zu beachten: Google hält die Cloud selbst für iOS-Nutzer offen. Es ist also kein Problem, beispielsweise über ein iPhone oder ein iPad auf Google-Docs zuzugreifen oder andere Google-Cloud-Dienste zu nutzen. Von einem Android-Phone oder -Tablet aus gibt es aber keinen Zugang in die I-Cloud.

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