Derzeit konkurrieren zwei WLAN-Techniken zur Freiraumübertragung, die im GBit/s-Bereich arbeiten. Dabei sind die 60-GHz-Systeme mehr für den Heimelektronikbereich konzipiert, während die 70-GHz-Systeme für Distanzen bis 900 Meter ausgelegt werden können und sich so auch für LAN-zu-LAN-Kopplungen eignen. Das Wetter hat bei diesen Übertragungen sehr viel weniger Einfluss auf die Übertragungsqualität als bei optischen Freiraumübertragungen.
Anders als bei FSO- (Free Space Optics) oder Laser-Übertragungen spielen Umgebungseinflüsse wie
die Sonneneinstrahlung (auch durch Reflexion) oder Luftverwirbelungen (Kamin und Klimaanlage) bei
60 und 70 GHz keine Rolle. Interessanter sind Wettereinflüsse wie Regen, Nebel und Schnee.
Der amerikanische Hersteller Gilland Electronics, der schon seit Ende der 90-er Jahre Produkte
für das 70-GHz-Band entwickelt, ermittelte das Dämpfungsverhalten von Funkübertragungen in
verschiedenen Frequenzbändern in Atmosphären mit unterschiedlichem Luftfeuchte- und
Sauerstoffanteil. Dabei zeigte sich, dass Übertragungen im 70-GHz-Bereich bei hoher Luftfeuchte
deutlich bessere Dämpfungswerte aufweisen als im 60-GHz-Band. Ähnliches gilt für einen hohen
Sauerstoffanteil. Aus diesem Grund sind mit 60-GHz-Systemen bei feuchter und sauerstoffreicher Luft
keine großen Distanzen überbrückbar. Dieses Frequenzband eignet sich eher für kurze
Breitbandübertragungen in Gebäuden und wird auch vornehmlich für die Heimelektronik eingesetzt.
Dagegen bietet sich die 70-GHz-Technik insbesondere in Gegenden mit viel Nebel als einzige
drahtlose Technik für Gebäude-zu-Gebäude-Übertragungen mit hoher Bandbreite an.
Übertragungen in beiden Frequenzbändern sind jedoch merklich beeinträchtigt, wenn es regnet,
wobei die Dämpfung mit der Stärke des Regens und mit der Tropfengröße zunimmt. Wer also
70-GHz-Systeme einsetzen will, muss bei der Ermittlung der möglichen Reichweite berücksichtigen,
wie häufig an diesem Standort Starkregen auftritt. Der Anbieter Black Box beispielsweise gibt für
seine 70-GHz-Systeme maximale Reichweiten von 500 und 900 Metern für die Regenzonen Europas mit
sehr häufigem Starkregen an und geht dabei von einer Verfügbarkeit von 99,999 Prozent aus. Das
heißt, eine Strecke dürfte höchstens acht Stunden im Jahr ausfallen. Als heftigste Starkregenzonen
Europas gelten Südfrankreich und Norditalien.
Im süddeutschen Raum könnte der Nutzer ein 500-Meter-System von Black Box laut Michael Wüst,
Key-Account-Manager und European Networking-Product-Manager bei Black Box, bei 99,999 Prozent
Verfügbarkeit auch für Distanzen bis 620 Meter verwenden. Reicht dem Anwender auch eine
Verfügbarkeit von 99,99 Prozent (zwei Tage Ausfall im Jahr), seien selbst 950 Meter damit
möglich.
Derzeit ist die 70-GHz-Technik in Europa nur in Deutschland und England nutzbar. Denn nur dort
kann eine Lizenz dafür beantragt und vergeben werden. Die Bundesnetzagentur verlangt im Moment noch
120 Euro für zwei Jahre in Form einer "Testlizenz". Es sind bereits Systeme verfügbar, die in der
Größenordnung von 30.000 bis 40.000 Euro kosten.
Info: Black Box Tel.: 0811/5541-110 Web:
www.black-box.de
www.dailywireless.org/2006/11/13/more-70ghz-radios