US-Internetprovider begrenzen die Bandbreite

Abschied von der Internet-Flatrate?

31. August 2008, 22:57 Uhr |

Mit einer Bandbreiten-Begrenzung auf 250 GByte pro Monat will Comcast den massiven Download-Fans eine Riegel vorschieben. Wer zweimal auffällt kann, sogar für ein Jahr gesperrt werden.

Amerikas größter Internet-Provider, Comcast, wird ab 1. Oktober die Bandbreite begrenzen, um –
wie es heißt – "weiterhin den bestmöglichen Service für die überwältigende Mehrheit der Abonnenten
anbieten zu können".

Die monatliche Datenmenge wird auf 250 GByte im Download begrenzt. Laut Comcast entspricht das
50 Millionen E-Mails oder 124 Filme im Standard-Format. Hintergrund für diese Begrenzung ist die
rasante Zunahme von Video- und Foto-Sharing sowie die Voice-over-IP Telefonie (VoIP).

Wer die 250-GByte-Grenze erreicht hat, wird von Comcast umgehend benachrichtigt und der Account
wird bis zum nächsten Ersten gesperrt. Doch das ist noch nicht alles: Wer zweimal in einem
Sechs-Monatszeitraum das 250-GByte-Limit erreicht riskiert eine Sperre von einem Jahr.

Laut Comcast bedeutet dieses Limit keine Beschränkung für über 99 Prozent der 14 Millionen
Abonnenten, sondern zielt nur auf eine kleine Gruppe an "Bandbreiten-Verschwender". "Es kann nicht
sein, dass über 99 Prozent unser Kunden einen schlechteren Service erhalten, nur weil ein paar
Wenige das gesamte Netz blockieren", sagt Comcast-Sprecher Charlie Douglas.

Das Unternehmen hatte bereits begonnen, den Zugang zu Peer-to-Peer Netzen (P2P), wie Bit-Torrent
zu begrenzen, doch die US-Kommunikationsbehörde FCC mahnte das Unternehmen dafür ab und wies
Comcast an, keine "Webseiten-Zensur" durchzuführen.

US-Verbraucherschützer äußerten sich zufrieden über die FCC-Entscheidung: "Das eigenmächtige
Blocken von Internetseiten ist ein schwerer Eingriff in die Rede- und Informationsfreiheit", sagt
Derek Turner von Free Press in Washington.

Mit der Begrenzung auf 250 GByte ist er nur teilweise zufrieden. "Die Begrenzung auf einen so
hohen Wert ist sicherlich akzeptabel, aber das Problem sind nicht die vielen Video-Fans, sondern
Comcasts aggressive Verkaufspraxis", lautet sein Urteil. So sei die vorhandene Infrastruktur schon
seit Jahren nicht genügend ausgebaut worden. "Sie haben alles Geld in Werbung und Marketing
gesteckt und jetzt haben sie mehr Kunden als sie bedienen können", ist sein Vorwurf.

Doch vorerst wird das Beispiel von Comcast Schule machen. Der zweitgrößte US-Internetprovider,
Time Warner, hat bereist angekündigt, dass man sich völlig von der Flatrate trennen will. So soll
auch im Enduser-Markt ein nach Bandbreite gestaffeltes Abo-Modell eingeführt werden, so wie es im
Business-Bereich schon immer üblich war.

Harald Weiss/CZ


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