Wenig Arbeit mit dem Erstellen von visuellen Netzwerkplänen hat der Administrator mit dem Watchdog Netcrunch von Adrem. Die Software generiert eine Grundversion des Plans automatisch. Die erste Aktion des Programms ist ein ausführlicher Netzwerkscan, bei dem die Software einen Plan des Netzwerks inklusive aller Subnetze anlegt.
Der Scan erkennt nicht nur die Existenz von Nodes, sondern auch deren angebotene Dienste, wie
HTTP, FTP, SNMP und so weiter. Etwas störend ist allerdings, dass Netcrunch das Netzwerk so
zeichnet, als würden die Nodes eines Teilnetzes wie in einer Kette hintereinander an einem Kabel zu
hängen; man gewinnt leicht den Eindruck, es handele sich um eine alte 10Base2-Installation.
Anschließend kann der Administrator den grafischen Netzwerkplan anpassen, beispielsweise um Server,
Drucker und Router mit dem entsprechenden Symbol zu versehen. Dabei ist auch die verwirrende
Netzwerkdarstellung korrigierbar.
Eine für größere Netzwerke sinnvolle Einrichtung ist der so genannte Atlas, der im linken
Bereich der Oberfläche alle Teilnetze in einer Baumansicht enthält. Klickt der Administrator auf
eines davon, stellt Netcrunch im rechten Bereich den Plan das jeweiligen Teilnetz grafisch dar.
Wahlweise verwendet die Software eine Listenansicht, die optional auf Windows- oder SNMP-Systeme
begrenzt ist. Hinzu kommt eine Kuchengrafik, die übersichtlich darstellt, wie viele Nodes
beziehungsweise Dienste gegenwärtig erreichbar sind. Neben den einzelnen Teilnetzen enthält der
Atlas Einträge mit den einzelnen Windows-Domänen des Unternehmens sowie Performance Views, die
Leistungszähler von Windows-Computern darstellen, beispielsweise die CPU-Auslastung. Ergänzend kann
der Administrator beliebig viele Custom Views erstellen, um bestimmte Servergruppen oder zum
Beispiel alle Drucker im Auge zu behalten. Welche Systeme in einer Custom View enthalten sind,
lässt sich manuell oder automatisch an Hand von Filterregeln festlegen. Einzelne Nodes können dabei
in beliebig vielen Maps erscheinen. Die Ordnerstruktur des Atlas sorgt dafür, dass der
Systemverwalter nicht die Übersicht verliert. Dank des – pro Netzwerk einstellbaren – Autodiscovers
werden neue Nodes in bestimmten Intervallen automatisch erkannt und in die Überwachung
eingebunden.
Zu den überwachbaren Netzwerkdiensten gehören neben der Abfrage der Erreichbarkeit mit dem
Echo-Protokoll (Ping) DNS, FTP, HTTP, IMAP4, PING, POP2, POP3, SMTP, SNMP sowie Chargen, CIFS,
Finger, HTTPS, IRC, LDAP und RLOGIN. Außerdem Lotus Domino, NTP, Radius, WINS, Telnet,die
System-Performance (Windows und Netware), MS SQL und MS IIS. Bei den meisten Diensten kann
Netcrunch allerdings lediglich die allgemeine Verfügbarkeit prüfen; ein probeweises Einloggen ist
nur bei der Telnet-Überwachung möglich, nicht hingegen bei POP3 und IMAP4. Auf die wichtigsten
dieser Dienste ist die Standard-Edition von Netcrunch beschränkt. Die Konfiguration der
Überwachungen besteht im Wesentlichen aus dem Prüfintervall und einem Timeout. Ebenso einstellbar
ist die erlaubte Anzahl von Fehlversuchen. So kann der Administrator beispielsweise einstellen,
dass erst ein dritter Fehlversuch zu einer Reaktion führt oder eine nur kurzzeitige CPU-Belastung
im eigentlich kritischen Bereich unberücksichtigt bleibt. Gefallen hat uns, dass man viele
Eigenschaften nicht nur für einzelne Systeme, sondern für ganze Gruppen auf einen Schlag festlegen
kann.
Abhängigkeiten sorgen dafür, dass zum Beispiel beim Ausfall eines Routers nur eine Warnung für
den Router ausgegeben wird, aber nicht für die dahinter liegenden Systeme. Dadurch wird der
Administrator nicht mit Warnungen überhäuft, und er weiß sofort, worauf er sich konzentrieren muss.
Außerdem lässt sich die Überwachung einzelner Systeme zeitweise manuell abschalten, was bei
Wartungsarbeiten unnötige Warnungen vermeidet. Praktisch sind mehrstufige Aktionen: Bleibt ein
Problem längere Zeit bestehen, löst Netcrunch nacheinander unterschiedliche Aktionen aus. So könnte
die erste Aktion darin bestehen, einen Windows-Dienst neu zu starten. Wenn dadurch die
Erreichbarkeit eines Netzwerkdienstes nicht wiederhergestellt wird, bootet der betreffende Server
erneut. Hilft auch das nicht, werden die Administratoren per SMS benachrichtigt. Zu den
Benachrichtigungsmethoden gehören E-Mail, ICQ, SMS über ein E-Mail-Gateway, SMS mittels ICQ, SNMP
und das Erzeugen von Syslog-Einträgen. Das Nachrichtenformat ist weit gehend anpassbar, auf Wunsch
fügt die Software in Fehlerberichte ein Protokoll eines Traceroute-Versuchs zur ausgefallenen Node
an. Für den E-Mail-Versand nutzt Netcrunch wahlweise einen vorhandenen oder einen eingebauten
SMTP-Server. Weitere mögliche Aktionen sind die Ausführung von Programmen oder Windows-Skripte
(lokal oder auf einem entfernten System), das Senden von SNMP-Traps und die Steuerung von
Windows-Diensten. Vordefinierte Profile mit Gruppen helfen bei der Konfiguration, speziell wenn ja
nach Tageszeit unterschiedliche Administratoren zu informieren sind.
Berichte geben Auskünfte über Antwortzeiten und die Verfügbarkeit der einzelnen Nodes und
Netzwerkdienste, beispielsweise HTTP, SMTP oder MS SQL. Die Berichte lassen sich in die Formate
PDF, XLS, RTF. HTML, TXT und JPG exportieren und neben den vorgefertigten auch eigene einrichten.
Auf Wunsch erzeugt Netcrunch Berichte in regelmäßigen Abständen (täglich, wöchentlich oder
monatlich) und verschickt diese per E-Mail. Zusätzlich gibt es ein Netcrunch-eigenes
Ereignisprotokoll, in dem alle Geschehnisse übersichtlich festgehalten werden. Auch hier ist der
Export möglich.
Im Test arbeitete Netcrunch tadellos. Nach dem ersten Start fordert die Software dazu auf, das
lokale Netz durchzusuchen. Dabei werden auch die einzelnen Netzwerkdienste der Nodes abgefragt und
sogleich in die Überwachung eingetragen. Der Scan von Netzwerken, die über das Standard-Gateway
erreichbar sind, führt die Software nur nach einer Warnung aus, da solche Scans als Angriff
gewertet werden könnten. Somit ist die Software – je nach Größe und Komplexität des Netzes – nach
wenigen Minuten bis Stunden einsatzbereit, auch wenn Warnungen natürlich zunächst nur an der
Administratorkonsole erscheinen, weil Benachrichtigungen nicht automatisch konfiguriert werden
können. Alternativ lädt der Administrator einen Demo-Atlas, um die grundlegenden Funktionen der
Software einzuüben.
Die Überwachung und die Benachrichtigung lief einwandfrei. Netcrunch informierte die
Administratoren schnell und zuverlässig, auch die Eskalationsstufen funktionierten. Sowohl Software
als auch Handbuch sind englischsprachig; man muss mit einer Konfiguration- und Einarbeitungszeit
von ein bis zwei Tagen rechnen, wobei die "Getting Started"-Anleitung eine gute Hilfe ist. Adrem
Netcrunch Premium kostet 1895 Euro inklusive einem Jahr Professional Service Agreement (Lizenz für
eine Administratorenworkstation inklusive 12 Monate Hotline-Support und eine Aktualisierung auf die
zukünftige Version 4.0 Premium). Sind die Updatens innerhalb der Version 3.x beschränkt, kostet die
ansonsten identische Lizenz 1395 Euro.
Netcrunch bietet eine detaillierte Überwachung des Netzwerks mit umfassenden
Benachrichtigungsmethoden. Da die Lizenz eine Überwachung unbegrenzt vieler Systeme ermöglicht, ist
die Software besonders für größere Netze preiswert.
Info: Adrem Software Tel.: 0044/8717177294 Web: www.adremsoft.com