Intels neue Chips setzen mehr auf stationäre Power-User als auf mobile Road-Warrior

Centrino 2: Viel Power aber noch kein Wimax

14. Juli 2008, 22:57 Uhr |

Wichtige Breitbandverbesserungen sind vorerst noch auf Eis gelegt. Hintergrund sind konkurrierende Standards und die Konfusion bei der weiteren Wimax-Entwicklung.

Diese Woche nun soll endlich mit der Auslieferung von Intels lang erwarteter
Centrino-2-Plattform gestartet werden. Laut Intel lagen die Verzögerungen der letzten Wochen an den
erforderlichen Zertifikaten der US-Kommunikationsbehörde FCC, doch in verschiedenen US-Medien hieß
es, dass es vor allem Probleme mit den integrierten Grafikfunktionen gegeben hat

Die einst unter dem Codenamen Montevina entwickelte Plattform enthält Core-2-Duo-Prozessoren,
die im Bereich von 2,26 bis 3,06 GHz arbeiten, einen Grafik-Chipsatz mit dem neuen GMA
X4500MHD-Grafikprozessor besitzen sowie den Wireless-Chipsatz. Drei der neuen Prozessoren benötigen
nur noch 25 Watt, also zehn weniger als die früheren Chips.

Centrino 2 kommt in zwei Versionen auf den Markt: Eine Enduser-Fassung und eine
Business-Version, zu der auch Intels
Vpro-Technologie
gehört. Zu den ersten Laptop-Herstellern, die bereits Systeme mit Centrino 2 anbieten, gehören
unter anderen Lenovo, Hewlett Packard, Acer, Gateway und Fujitsu.

Herausragend bei Centrino 2 sind die umfangreichen Multimedia- und Grafikelemente, die laut
Intel die Abspielqualität einer Blu-Ray-Disk "sichtbar" verbessern. Darüber hinaus verfügt diese
Plattform über ein umfangreiches Power-Management, womit die Nutzungszeiten der Laptop-Batterie
spürbar besser sein sollen. "Mit Centrino 2 kann es Intel besser mit AMD aufnehmen, das mit der
Puma-Plattform
in puncto High-Definition ordentlich vorgelegt hat", sagt Nathan Brookwood, Analyst bei Insight
64.

Nicht so herausragend sind dagegen die neuen mobilen Breitbandzugänge. Zwar unterstützt Centrino
2 ein schnelles WLAN nach der Vorabspezifikation von 802.11n, doch Wimax ist noch nicht enthalten.
Derzeit heißt es, dass Wimax erst im September verfügbar sein wird. Diese Verzögerung dürfte
vermutlich im Chaos der verschiedenen Wimax-Standards begründet sein (802.16d/e/m).

Intel ist bei Clearwire beteiligt, einem Konsortium von sechs US-Unternehmen, das mit Hochdruck
am Aufbau eines Wimax-Mobilfunknetzes nach dem 802.16e-Standard arbeitet. Dieser Standard ist aber
weniger für Laptops geeignet, sondern vor allem für die Handynutzung gedacht, da er der einzige
Standard ist, bei dem eine Verbindung von einer Funkzelle an eine andere weiter gereicht werden
kann.

Weltweit am meisten verbreitet ist dagegen der 802.16d-Standard, der eine größere Reichweite und
eine höhere Übertragungsrate als 802.16e bietet. Laut einer Untersuchung der Yankee-Group gibt es
davon bereits 260 Netze in 110 Ländern. Hierbei handelt es sich vor allem um Entwicklungs- und
Schwellenländer, die Wimax als Ersatz für DSL oder Kabelmodem installieren. Dieser Standard eignet
sich wegen seiner hohen Übertragungsrate und der großen Reichweite von vielen Kilometern viel
besser zur Versorgung von Laptops, als der Wimax-Mobilfunkstandard 802.16e. Somit steht Intel vor
dem Dilemma, ob es vorzugsweise das kommende mobile Wimax-Netz in den USA oder die rasant
zunehmende Wimax-Ausbreitung in den Emerging Markets als primären Zielmarkt betrachtet. Für eine
Unterstützung von 802.16e spricht, dass Intel selbst am US-Netzaufbau beteiligt ist und sich zur
Unterstützung dieser Technik verpflichtet hat. Doch nach letzten Informationen wird dieses Netz
nicht vor Ende 2010 verfügbar sein. Bis dahin wird es aber auch den 4G-Mobilfunkstandard LTE geben,
dem außer Sprint alle anderen US-Provider den Vorzug gegenüber Wimax geben.

Harald Weiss/pk/dp


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