Citrix Synergy 2008 in Houston, Texas, USA

Citrix fokussiert auf Zentralisierung von Desktops

26. Mai 2008, 10:14 Uhr |

"Houston, wir haben ein Problem!" - dieser geschichtsträchtige Satz könnte Mark Templeton, CEO und President von Citrix Systems, am Ende seiner Keynote durchaus durch den Kopf gegangen sein: Nicht nur, dass Citrix nach mehrmaliger Umbenennung seiner jährlichen globalen Endkundenkonferenz in den USA, der Verlegung der Veranstaltung vom Oktober in den Mai und der damit verbundenen Änderung des Ausrichtungsorts in das wenig attraktive texanische Houston mit einem Teilnehmerschwund zu kämpfen hatte. Nein, auch die im Mittelpunkt der Keynote stehende Live-Demo der ab sofort als final verfügbar angekündigten Xendesktop-Lösung wollte partout nicht klappen und musste aufgrund integrierter Beta-Komponenten inmitten einer Endlos-Sanduhr abgebrochen werden.

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Alles in allem kein guter Start für das eigentlich innovative und zugleich ambitionierte Event-Konzept der Citrix Synergy: eine Konferenz der Konferenzen. Mit vier Bestandteilen (Iforum, Application Delivery Expo, IT 2.0 und "Geek Speak Live") sollte die Veranstaltung, Synergien zwischen Virtualisierung, Vernetzung und Application Delivery nutzen und aufzeigen, wie mittels Citrix-Technik und Citrix-Ready-Komponenten der ausstellenden Partner ein flexibles, kostengünstiges und grünes Rechenzentrum (im Citrix-Wortlaut auch "Citrix Delivery Center" genannt) entstehen kann. Und in der Tat: Was man an den drei Konferenztagen zu sehen und hören bekam, gab vielfältige Denkanstöße, wie die IT der Zukunft Antworten auf die Herausforderungen steigender Anwendermobilität, die Globalisierung sowie den Kosten- und Wettbewerbsdruck geben kann.

Als Auftaktredner der Konferenz verglich Nicolas Carr, Erfolgsbuchautor von "Does IT Matter" und "The Big Switch" die weitere Entwicklung der IT mit der Evolution anderer "Infrastrukturservices" wie Elektrizität. Während 1910 noch nahezu alle Unternehmen ihren Elektrizitätsbedarf in Eigenregie produzierten, waren bis 1930 bereits zentrale Elektrizitätswerke entstanden, die Strom aus der Steckdose lieferten und die unternehmenseigenen "Elektrizitätsgeneratore" verschwinden ließen. Elektrizität verwandelte sich in ein alltägliches Produkt (Commodity), das zentrale Energieversorger zu niedrigeren Kosten und mit höherer Verfügbarkeit wirtschaftlicher bereitstellen konnten. Diese Analogie wendete Carr auf die IT an und prophezeite den "Big Switch" (also den großen Umschwung), in dem IT nicht mehr individuell im Unternehmen produziert, sondern in Zukunft als "Commodity-Service" zentral bezogen wird. Basis hierfür sind zentrale Rechenzentren, die IT-Anwendungen und -Services kostengünstig und flexibel "aus der Steckdose" bieten. In diesem Umfeld sieht Carr das Unternehmen Citrix als Anbiter von Application-Delivery-Technik hervorragend positioniert.

Citrix-Chef Templeton wartete in seiner Keynote mit diversen Ankündigungen auf. So verkündete er die Verfügbarkeit von Xendesktop und gab die Preise für die vier Xendesktop-Versionen bekannt. Diese basieren auf dem Concurrent-User-(CCU-)Modell und beginnen bei 95 Dollar für die Standard- bis 395 Dollar für die DaaS-Version (Desktop as a Service). Mit der DaaS-Ankündigung spannte Templeton den Bogen zu Carr und ermutigte die Zuhörer, intensiv über das servicebasierte Application-Delivery-Modell nachzudenken, denn dies sei die Zukunft. Als optimales Endgerät für Xendesktop kündigten HP, Wyse, aber auch Igel und Chip PC diverse "Desktop Appliances" an. Die Hersteller legten großen Wert darauf, dass diese Geräte keine Thin Clients seien: Sie sind größtenteils mit der eingebetteten ICA-Client-Software Desktop Receiver ausgestattet, die auch als installierbare Software für Fat Clients verfügbar ist. Der Fokus des Desktop Receivers liegt auf dem Zugriff auf Hosted Desktops anstelle einzelner Anwendungen. Schon beim iForum im vergangenen Jahr hatte Citrix einen neuen universellen Client angekündigt: den Citrix Appreceiver. Dieser ist nun verfügbar und vereinigt alle Citrix-Clients zur Anwendungsbereitstellung, Performance-Analyse sowie Zugriffssicherheit.

Und weiter es ging mit den Ankündigungen: Für Xenapp-Platinum-Kunden wird Xendesktop als Add-on für 95 Dollar per CCU angeboten. Eine große Lücke im Bereich des Profilmanagements konnte Citrix durch die Akquisition der Sepago-Profile-Technik des deutschen Anbieters Sepago schließen. Die Software wird in Zukunft als "Citrix User Profile Manager" vermarktet und ist im Moment als Technical Preview verfügbar. Eine zuverlässige Aussage zum Bundling und der Lizenzierung war jedoch noch nicht zu erhalten.

Hinsichtlich der nächsten Xenapp-Version, die für Windows Server 2008 entwickelt wurde, meinte Templeton lediglich lapidar: "Ist leider noch Beta und nicht reif für eine Ankündigung, jedoch verfügbar im zweiten Halbjahr 2008". Dafür wurde der Virtualisierung von Xenapp via Xenserver 4.1 ein Performance-Verlust von nur 7,6 Prozent attestiert. Interessant bei dieser Aussage war, dass lediglich ein Xenapp-Server pro Xenserver zugrunde gelegt wurde. Hintergrund ist die Idee, auf diesem Weg die Virtualisierungsvorteile wie "Live Server Migration", einfache Einrichtung und den Einsatz von Xenapp-Standard-Images in einer virtuellen Umgebung nutzen zu können. Verglichen mit anderen führenden Virtualisierungslösungenen - spich Vmware - soll Xenserver 4.1 bis zu 70 Prozent mehr User hosten können.

Schon vor längerer Zeit hatte Citrix die Entwicklung einer Branch Office Box gemeinsam mit Microsoft angekündigt. Diese wurde nun mit der Verfügbarkeit des "Citrix Branch Repeater" mit Leben gefüllt. Basierend auf einem Windows Server bietet diese Appliance speziell für Niederlassungen eine Vielzahl von Performance-Vorteilen. Nebst integrierter Wanscaler-Funktionen wird auch Streaming in der Form unterstützt, dass zentral per Streaming bereitgestellte Anwendungen zunächst auf den Branch Repeater kopiert und von dort über das lokale Netz den Anwendern auf seinen Desktop gestreamt werden können. Aufgrund der steigenden Zahl von Webanwendungen und den damit verbundenen Anforderungen an beste Performance wurde auch eine neue Citrix Netscaler Appliance mit noch mehr Durchsatz und Funktionalität (Netscaler MPX) angekündigt.

Last but not least kündige Citrix die Verfügbarkeit der Tech Preview von Citrix Workflow Studio an. Workflow Studio ermöglicht das Workflow-basierte End-to-End-Management aller Citrix-Komponenten.

Mit zirka 2500 Teilnehmern (inklusive der Citrix-Mitarbeiter und Aussteller) wurden die Erwartungen von Citrix sowie der 63 Aussteller der Application Delivery Expo zwar bei Weitem nicht erfüllt. Laut Veranstalter waren allerdings 53 Prozent der teilnehmenden Endkunden Neuteilnehmer. Zudem sei es Citrix gelungen, rund 200 IT-Entscheider in die "IT-2.0"-Vorträge zu locken.

Alles in allem war die Citrix Synergy 2008 die unspektakulärste Citrix-Konferenz, die ich bislang in den USA besucht habe - sieht man von den Geek-Speak-Live-Sessions mal ab. Diese waren durchwegs Highlights der Konferenz. Das übergroße George R. Brown Convention Center in Houston "verschluckte" die Teilnehmer regelrecht, und so wollte einfach keine Stimmung aufkommen. Vermutlich nicht zuletzt deshalb hat Citrix die "Citrix Synergy 2009" im MGM Grand Resort in Las Vegas vom 4. bis 7. Mai 2009 angekündigt.

Frank Roth/wg

Frank Roth ist Managing Director, Global Marketing and International Sales, Product Unit bei Visionapp.


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