Mit der gestern vorgestellten "Virtualization Alliance" oder kurz "V-Alliance" wollen Citrix und Microsoft das Geschäfts für Server- und Desktop-Virtualisierung ausbauen. Dazu soll es gemeinsame Channel-Aktivitäten und Partnergewinnung geben. Die beiden deutschen Organisationen der Softwarekonzerne sprechen von einer "Stärkung der bestehenden Partnerschaft". Hintergrund der Allianz ist aber sicher: Die beiden langjährigen Partner wollen den Virtualisierungsmarktführer VMware mit koordinierten Maßnahmen unter Druck setzen.
Citrix‘ Deutschland-Geschäftsführer Karl-Heinz Warum und Robert Hergeth, Direktor Mittelstand
und Partner in der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, kündigten das gemeinsame Vorhaben
auf dem Citrix Iforum an, das seit gestern in München stattfindet. Laut Aussagen der beiden Manager
ist es zunächst ein rein deutsches "Pilotprojekt". Microsoft-Direktor Hergeth verwies aber darauf,
dass Redmond schon mehrmals Kampagnen erst lokal getestet hat, um sie dann länderübergreifend
auszurollen.
Geplant ist zunächst eine Channel-Roadshow, die von Juli bis September 2009 in sechs deutschen
Städten stattfinden soll. Sie soll bestehenden wie auch potenziellen Partnern der beiden
Softwareanbieter die Vorteile der hauseigenen Virtualisierungslösungen gegenüber den Angeboten der
in diesem Segment übermächtigen VMware verdeutlichen. Ziel ist es laut Hergeth, die Zahl der
derzeit rund 80 Partner mit Kompetenz im System-Management-Bereich auf 120 bis 150 zu erhöhen.
Zudem soll es gemeinsame technische Workshops zur Erhöhung der Virtualisierungskompetenz der
Channel-Partner geben. Mit einem Online-Kongress im Juli will man dazu die Citrix- und
Microsoft-Techniken der gemeinsamen Partnerbasis vorstellen. Am 24.6. soll die Partnerseite
www.v-alliance.de starten.
Hauptanliegen der Allianz scheint es zu sein, Microsoft- und Citrix-Partner, die für
Virtualisierungsprojekte die Lösungen von VMware bevorzugen, auf hauseigene Produkte einzuschwören.
VMware ist mit seinem ESX-Server und der jüngst vorgestellten Vsphere-Plattform die Nummer eins im
Markt für Server-Virtualisisierung – sehr zum Leidwesen von Microsoft, deren Plattform Hyper-V
später auf den Markt kam und als weniger ausgereift gilt.
Gartner: Virtuelle Desktops stehen vor dem Durchbruch
Vier Wege zum virtuellen Desktop
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Strategien und Pläne bei Vmware und Microsoft
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/virtualisierung_unter_windows_server_2008:/2008007/31564963_ha_LL.html?thes=">Test:
Virtualisierung unter Windows Server 2008
"Datenbanken sind reif für die Virtualisierung"
Kostenlose Edition von Citrix Xenserver mit voller Funktionalität
Dass sich VMware nicht nur frontal mit Redmond anlegt, sondern auch mit dem langjährigen
Terminal-Services- oder, wie man jetzt lieber sagt, "Applikationsvirtualisiserungs-"Partner Citrix,
war spätestens dann klar, als Citrix die Softwareschmiede Xensource einkaufte, deren Lösungen auf
der Open-Source-Virtualisierungsplattform Xen basieren. Citrix hat inzwischen sein gesamtes
Portfolio an Server-Lösungen unter der Marke Xen gebündelt (Xenapp, Xenserver, Xendesktop).
Die Virtualisierungsangebote der beiden Allianzpartner weisen große Überlappungen auf, sowohl
seitens der Server-Virtualisierung (Hyper-V, Xenserver) wie auch auf der Desktop-Seite (Microsoft
App-V und MED-V sowie Xendesktop). Dies sehen die Partner aber in keiner Weise als Problem an: "Wir
haben es seit rund zwölf Jahren geschafft, unsere Partnerschaft nicht zu kannibalisieren", so
Karl-Heinz Warum.
Simon Crosby, CTO für die Virtualisiserungs- und Management-Produkte bei Citrix, ergänzte: "Das
Citrix-Geschäftsmodell schmiegt sich um das Microsoft-Geschäftsmodell." Im Fall technischer
Überlappung stehe immer das beiderseitige Geschäftsinteresse im Vordergrund. In der Tat pflegen die
beiden Softwarehäuser eine langjährige, intensive Beziehung produktiver "Coopetition" (Cooperation
plus Competition, also Zusammenarbeit und Wettbewerb gleichzeitig), wie das Zusammenspiel der
Microsoft Terminal-Services und der Citrix-Ergänzungslösung Xenapp (vormals Citrix Presentation
Server, vormals Metaframe) seit Jahren zeigt. Diese Partnerschaft schließt laut Aussagen der beiden
Anbieter gemeinsame Produkttests ebenso ein wie Absprachen bei den Produkt-Roadmaps.
Ein jüngstes Indiz für diese funktionierende Coopetition-Situation war die Vorstellung der
Citrix Essentials für Xenserver and Hyper-V auf der Citrix-US-Hausmesse Synergy. Hier liefert
Citrix ein Verwaltungs-Tool für beide Virtualisierungsplattformen – offenbar durchaus in Absprache
mit dem übermächtigen Partner und als Add-on zu dessen System-Center-Produktlinie. Auch bei der
Desktop-Virtualisierung spricht Microsoft davon, eine eigene Lösung zu haben, verweist dabei aber
als Baustein auf den Desktop-Broker von Citrix.
Die Allianz erlaubt es dem Gespann Microsoft/Citrix nun, einem Kunden die passende
VMware-Konkurrenzlösung anzubieten, unabhängig davon, ob er eine Windows- oder Linux-Plattform
bevorzugt. Microsoft treibt über den Umweg dieser Allianz und der Citrix-Partnerschaft also sogar
das Open-Source-Modell voran – solange man damit nur Konkurrent VMware an den Karren fahren
kann.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner