Vergleichstest Novell, Landesk, Enteo

Client-Management "en Suite"

17. Februar 2006, 0:15 Uhr | Martin Kuppinger/wg

Im Systemmanagementmarkt und selbst im Teilsegment des Client-Managements konkurrieren etliche Anbieter. Zu den führenden Herstellern zählen neben Altiris und Microsoft unter anderem Novell mit der Zenworks 7 Suite, Landesk mit seiner Management Suite 8.6 und Enteo mit der Client Complete Suite. Alle drei Lösungen weisen ihre individuellen Stärken und Schwächen auf.

Interessant ist, dass alle drei Anbieter den verräterischen Begriff "Suite" verwenden. Dies
macht bereits deutlich, dass jeder der Hersteller verschiedene Produkte zu einem Paket verbunden
hat, statt eine Lösung kontinuierlich zu entwickeln. Soweit die Integration zwischen den
Komponenten gelingt, muss dies kein Fehler sein. Solche Suiten bergen aber grundsätzlich das
Risiko, dass einzelne Teile nicht oder nur schlecht in das Rahmenwerk integriert sind und der
Ansatz der Suite damit ausschließlich auf ein gemeinsames Lizenzmodell hinausläuft. Einzelne
solcher Schwächen besitzt jeder der Hersteller. Die drei Anbieter haben jedoch die Integration in
wichtigen Teilbereichen bereits gut gelöst. Auch können alle mit einer klaren Integrationsstrategie
für die weitere Entwicklung aufwarten.

Die Kernfunktionen des Client-Managements von der Betriebssysteminstallation über die
Softwareverteilung und Inventarisierung bis hin zur Fernsteuerung von Systemen finden sich bei
allen Anbietern. Einschränkungen bestehen bei Enteo im Hinblick auf das Asset-Management, wobei
auch das Zenworks-Asset-Management kaum über eine bessere Inventarisierung hinausgeht.
Weitergehende Funktionen bis hin zur standardisierten Integration mit betriebswirtschaftlichen
Anwendungen und dem Vertragsmanagement kann keiner der drei Anbieter liefern.

Enteo Client Complete Suite

Enteo dürfte auch heute vielen Unternehmen noch besser als "Netsupport" in Erinnerung sein. Das Kernprodukt des Unternehmens war früher Netinstall. Diese Lösung ist auch eine der wichtigsten Komponenten der Enteo Client Complete Suite und liegt aktuell in Version 5.8 vor. Zum Funktionsumfang der Suite gehören zudem Tools wie das Inventory, das Operating System Deployment, Reflect für die Fernwartung, der PC Relocator für das Übernehmen von Änderungen auf andere Systeme, das Security Patch Deployment und eine erweiterte Workflow-Unterstützung. Bei den klassischen Funktionen des Client-Managements gibt sich Enteo also keine Blößen. Die Umsetzung neuerer Anforderungen wie die Verknüpfung von Inventardaten mit betriebswirtschaftlichen Systemen fehlt aber. Immerhin verfügt die Suite über eine leistungsfähige Workflow-Engine - und das bieten derzeit nur wenige Anbieter im Markt.

Diese Workflow-Orientierung zeigt sich bereits bei der Installation: Hier muss der Administrator explizit Testsysteme benennen. Diese Funktionen sind zunehmend von Bedeutung: Zu den Anforderungen von Wirtschaftsprüfern innerhalb der EU zählen definierte Abläufe für die Freigabe von Änderungen an Software - und damit auch bei Standardsoftware einschließlich der Patches. Natürlich lassen sich rechtliche Anforderungen auch mithilfe organisatorischer Regeln umsetzen. Eine systemseitige Unterstützung erleichtert aber die Einhaltung solcher Regelungen und hilft somit dabei, dem steigenden Druck bezüglich Compliance (Umsetzung rechtlicher Vorgaben) und IT-Governance (IT-gestützte Umsetzung der Unternehmensstrategie) gerecht zu werden.

Auch wenn jeder der drei Anbieter für sich in Anspruch nimmt, das IT-Lifecycle-Management zu unterstützen, ist Enteo alles in allem der Hersteller, der diesem Anspruch am ehesten gerecht wird - sowohl bezüglich der Funktionalität als auch der Produktstrategie. Die Produktentwicklung von Enteo orientiert sich inzwischen konsequent an den Managementprozessen, die es zu unterstützen gilt. Damit hat Enteo einen grundlegenden Wandel vollzogen: Das Unternehmen war historisch recht technisch geprägt. Dies merkt man auch bei den aktuellen Produktversionen noch. Im Gegensatz zu Novell und Landesk erfolgt die Installation vom Client aus. Der Server dient zunächst nur als "dummer Fileserver". Es gibt zwar einige Serverdienste beispielsweise für die Replikation von Daten; eine auf einer zentralen Datenbank aufsetzende Architektur ist aber noch nicht umgesetzt. Das wird sich erst mit der Version 6 ändern, die für 2006 ansteht. Allerdings hat Enteo sehr klare und durchaus überzeugende Vorstellungen von der künftigen Entwicklung seiner Produktpalette.

Abgesehen davon zeigt die aktuelle Lösung: Auch mit einer Architektur, die alles in allem nicht mehr "State-of-the-art" ist, lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen. Es gibt kaum eine Anforderung im Client-Management, die mit den Enteo-Lösungen nicht umsetzbar sind. Interessant sind beispielsweise die Skripting-Schnittstellen, mit denen der Administrator Vorgänge leicht automatisieren und anpassen kann. Enteo nimmt für sich in Anspruch, einer der wenigen Anbieter mit einer eigenen Skriptsprache zu sein. Ob dies immer sinnvoll ist, sei dahingestellt, da die Verwendung von gängigen Skriptsprachen durchaus auch Vorteile bietet. Enteos Umsetzung bietet aber für das Client-Management eine hohe Funktionalität.

Die Installation der Suite verläuft relativ einfach - wie bei fast allen heute am Markt zu findenden Lösungen. Die vielen aufeinander folgenden Dialogfelder für die Erstkonfiguration sind aber sicher Geschmackssache. Hier könnte man sich bessere Lösungen vorstellen. Die Konfiguration kann später über die Schnittstellen der einzelnen Produkte wie den Netinstall Manager erfolgen. Diese bieten eine sehr große Tiefe der Funktionalität. So kann der Anwender über den Netinstall Manager die Skripting-Funktionen direkt nutzen. Außerdem gibt es das Enteo Management Portal als Bindeglied zwischen den verschiedenen Modulen der Produktsuite.

Enteo bietet sicherlich noch nicht die intuitivste Lösung am Markt, aber doch ein insgesamt sehr ausgereiftes Produkt, das in den Kernbereichen des Client-Managements heute schon überzeugen kann und eine klare Perspektive für die weitere Entwicklung aufweist. Der Preis der Client Complete Suite liegt für 100 verwaltete Clients bei 619 Euro pro Lizenz. Die Preise für Installationen ab 1000 Clients nennt der Hersteller auf Anfrage.

Landesk Management Suite

Das zweite Produkt im Test lieferte Landesk mit der Management Suite 8.6. Landesk bietet neben
dieser Management Suite auch eine Security Suite. Etliche Produkte sind einzeln erhältlich. Die
Management Suite bedient das gesamte Spektrum des Client-Lifecycle-Managements. Interessant sind
die zusätzlichen Konnektoren, mit denen sich Enterprise-Systemmanagementlösungen von HP und IBM
Tivoli sowie die Helpdesk-Lösungen von Peregrine und Remedy direkt anbinden lassen.

Bei den Standarddiensten finden sich auch hier alle Bereiche von der Betriebssysteminstallation
über die Softwareverteilung bis hin zum Inventarmanagement und der Lizenzüberwachung. Viele
Funktionen sind auch für Systemplattformen jenseits von Windows verfügbar. So unterstützt die
Lösungsfamilie auch den Apple Macintosh als Zielplattform, und Handheld-Systeme lassen sich ebenso
verwalten wie Server. Letzteres ergibt sich aus Landesks Historie: Da das Unternehmen längere Zeit
zu Intel gehörte, bestehen auch heute noch gute Verbindungen, die sich zum Beispiel in der
Unterstützung von Intels Active Management Technology (AMT) zeigen.

Die Installation des Produkts ist einfach, auch wenn in größeren Strukturen eine genaue Planung
unverzichtbar ist. Das zentrale System ist der Core Server: Mit ihm kommunizieren die anderen
Systeme. Gut gefällt die automatische Überprüfung der Systemvoraussetzungen. Das vermeidet Fehler
beim Aufsetzen der Lösung. Soweit der Administrator das OS Deployment nicht mitverwendet, ist die
Installation schnell abgeschlossen. Beim OS Deployment ist die fehlende Auswahlmöglichkeit der zu
unterstützenden Betriebssystem etwas lästig: Zu Beginn fordert das Modul Windows-NT-4.0-Dateien an,
selbst wenn diese bei vielen Anwendern wohl kaum noch erforderlich sind.

Sehr gut gelungen ist das Sicherheitskonzept und die Integration in Verzeichnisdienste – ein
Bereich, in dem allerdings alle drei Hersteller glänzen. Informationen aus Verzeichnisdiensten wie
dem Active Directory sind importierbar. Auf dieser Basis lassen sich Softwareverteilungsprozesse
steuern. Zudem erfolgt über sie auch das interne Sicherheitsmanagement der Systeme. Schwachstellen
weist in diesem Bereich keine der Anwendungen auf.

Landesk nennt als Vorteil seiner Suite gerne, diese könne Pakete automatisch in Subnetze
verteilen, dort auf Clients zwischenspeichern und anschließend effizient innerhalb der Netze weiter
verteilen. Dieser Technikvorsprung ist hingegen eher theoretischer Art: Die gezielte
Bandbreitensteuerung und der Aufbau einer serverbasierenden Softwareverteilungsinfrastruktur, die
die Gegebenheiten des Netzwerks einbezieht, ist sinnvoller, als einzelne Clients massiv mit
Verteilungsaufgaben zu belasten.

Die größte Schwäche der Landesk Management Suite ist ihre Verwaltungskonsole. Dort sind die
Module zwar gut integriert, aber die Konsole ist nicht sonderlich komfortabel nutzbar. Der
Administrator muss die meisten Funktionen über die Menüs Extras oder Konfigurieren aufrufen. Damit
kommt man zwar gut zurecht, es gibt aber inzwischen einige Beispiele für elegantere Lösungen am
Markt – auch Enteo hat hier mehr zu bieten.

In der Summe bietet auch Landesk eine überzeugende Lösung für das Client-Management. Besonders
interessant ist das Produkt, wenn ein Unternehmen zusätzlich auch das Sicherheits- und das
Servermanagement angehen will. Denn der Hersteller bietet hier sämtliche Funktionen aus einer Hand.
Allerdings ist die Landesk Management Suite ein Werkzeug für größere Netzwerke und mit Schwächen im
Bereich von administrativen Workflows. Die Suite schlägt für 100 bis 999 Anwender mit 85 Dollar pro
Lizenz zu Buche, ab 1000 Anwendern mit 80 Dollar. Der Wartungsvertrag kostet 18 Prozent des
Lizenzpreises.

Novell Zenworks 7 Suite

Novells Zenworks 7 Suite ist noch recht frisch auf dem Markt. Allerdings sind die meisten
Komponenten der Lösungsfamilie nicht ganz so neu: Grundlegend überarbeitet ist nur das Zenworks
Linux Management 7. Außerdem existiert beim Zenworks Desktop Management die Variante "Zenworks
Linux Desktop Management". Dahinter verbirgt sich eine Lösung, die keine Netware- und
Windows-Server mehr benötigt, um Windows-Desktops zu verwalten. Mit dem Management von
Linux-Desktops hat dieses Modul aber – anders als der Name suggeriert – nichts zu tun. Hinzu
gesellte sich in den vergangenen Monaten das Zenworks Asset Management als Add-on zur Zenworks 7
Suite. Novell hat hier den Hersteller Tally Systems übernommen. Die Inventarfunktionen des
Asset-Managements hat Novell direkt in andere Produkte wie das Desktop-Management übernommen, weil
sie wesentlich leistungsfähiger sind als die bisherige Implementierung.

Die eigentliche Suite besteht aus acht Elementen. Das Desktop-Management dient der Verwaltung
von Windows-Clients. Dazu gehören die Softwareverteilung, die Fernsteuerung und die
Inventarisierung sowie die Verteilung von Betriebssystemen. Das Linux-Management bietet Funktionen
der Softwareverteilung für Linux-Desktops und -Server. Die grundlegend überarbeitete Version 7 geht
weit über den Funktionsumfang der früheren Red-Carpet-Lösungen hinaus. Eine Schwachstelle ist das
von Patchlink lizenzierte Patch-Management: Dieses Modul ist kaum in die anderen Module integriert.
Auf die Verwaltung von Servern im Netzwerk zielt das Zenworks Server Management. Auch für Handhelds
liefert der Anbieter ein separates Modul, das aber inzwischen gut in die Suite eingebunden ist.
Außerdem umfasst die Suite Funktionen für die Migration von Desktop-Einstellungen, die Erstellung
von Softwarepaketen und den gemeinsamen Zugriff auf Daten.

Für Unternehmen, die sowohl Windows- als auch Linux-Infrastrukturen verwalten müssen, hat Novell
derzeit sicher das umfangreichste Portfolio. Die Integration von Desktop- und Linux-Management ist
allerdings eher rudimentär. Das wird sich mit dem nächsten großen Release ändern. Zenworks 7 Linux
Management ist das erste Modul der Suite, das einen neuen Architekturansatz aufweist. Viele
Informationen werden nun in einer Datenbank gespeichert, während Komponenten wie das Zenworks
Desktop Management praktisch alle Daten noch im Edirectory ablegen. Außerdem arbeitet das
Linux-Management bereits mit einer neuen Verwaltungsschnittstelle, während Novell sonst noch auf
Snap-ins für die Java-basierende Console One setzt. Die Anwender dürfen gerade bezüglich der
Integration verschiedener Suite-Elemente und der Administrationsschnittstellen auf das nächste
Release gespannt sein, das hier einige Verbesserungen bringen wird.

Die Analyse der Funktionalität der einzelnen Module offenbart Stärken und Schwächen: Zu den
Stärken gehört die konsequente Verbindung des Client-Managements mit dem Verzeichnisdienst.
Wechselt ein Benutzer beispielsweise in einen anderen Organisationsbereich, kann die Suite Software
automatisch installieren oder deinstallieren. Allerdings funktioniert dies nur in Verbindung mit
dem Edirectory. In Unternehmen, die auf das Active Directory setzen, ist immer eine Integration und
damit der Parallelbetrieb der Verzeichnisinfrastrukturen erforderlich. Mit dem Novell Identity
Manager (NIM) existiert zwar eine Integrationslösung; diese ist aber recht komplex. Erst die in
Entwicklung befindlichen virtuellen Verzeichnisdienste werden hier wohl Abhilfe schaffen und eine
leichtere Integration ermöglichen.

Schwächen leistet sich Novell auch bei einigen Funktionen wie beispielsweise der Steuerung der
Softwareverteilung. Ausgefeilte Ansätze für eine Berücksichtigung verfügbarer Bandbreiten im
Netzwerk fehlen hier. Die aktuellen Administrationsschnittstellen auf Basis der Consoleone sind
sicherlich auch nicht mehr die beste denkbare Lösung – aber hier wird es in absehbarer Zeit die
erwähnten Änderungen geben. Stark ist Novell dagegen im Bereich des Konfigurationsmanagements, da
die Windows-Gruppenrichtlinien voll in das Zenworks Desktop Management integriert sind. Eine solch
enge Integration hat kein anderer Hersteller vorzuweisen. Im Vergleich mit den Lösungen von Landesk
und Enteo ist der Aufbau einer Zenworks-Infrastruktur deutlich komplexer und planungsintensiver.
Dennoch ist Zenworks eine gute Lösung vor allem für Edirectory- und Linux-Umgebungen. Die Zenworks
Suite kostet für 100 wie auch für 1000 verwaltete Clients jeweils 146 Euro pro Lizenz.
Rabattvereinbarungen sind möglich.

Fazit

Von den drei Anbietern ist Enteo der Hersteller, der sich am stärksten auf das Client-Management
konzentriert, auch wenn das Unternehmen beispielsweise für Citrix-Umgebungen eine sehr gute Lösung
besitzt. Landesk wie auch Novell adressieren das Systemmanagement auf einer breiteren Basis, sowohl
im Hinblick auf das Servermanagement als auch mit Fokus auf Nicht-Win-dows-Betriebssysteme wie
Linux. Allerdings sind die Suiten dadurch komplexer als das Portfolio von Enteo.

Bei der strategischen Ausrichtung können alle drei Unternehmen überzeugen. Enteo hat insgesamt
die überzeugendste Entwicklungsstrategie. Hier ist der Client-Management-Fokus von Vorteil.
Andererseits hat Enteo gerade bei der Architektur auch den größten Nachholbedarf, ist hier aber auf
einem guten Weg. Zudem glänzt Enteo durch seine klare Prozessorientierung. Novells Stärke und
Schwäche ist die enge Bindung an das Edirectory. Unternehmen ohne Edirectory-Infrastruktur haben
hier zusätzliche Integrationsaufgaben zu meistern. Das soll sich mittelfristig allerdings auch
ändern. Landesks Suite ist die Produktfamilie, die am stärksten technisch geprägt wirkt. Das
Unternehmen hat aber eine sehr umfassende Lösung zu bieten, die insgesamt überzeugt. Vor allem in
komplexen, verteilten Infrastrukturen kann es seine Stärken ausspielen. Jeder der Hersteller bietet
durchdachte, bewährte Lösungen. Alle drei beherrschen den Umgang mit großen Umgebungen
gleichermaßen. In kleineren Netzwerken hat Enteo den schlanksten Ansatz zu bieten.


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