Der IT-Dienstleister und Systemintegrator Computacenter hat in Kerpen ein "Energy Lab" eingerichtet. Den Standort, an dem Computacenter unter anderem Endgeräte für seine Kunden mit den gewünschten Software-Images betankt, nutzt der Dienstleister heute auch für Messungen der Energieeffizienz aller Arten von Clients vom PC bis zum Thin Client. Vergleichsmessreihen zwischen PC und TC sind geplant. Zur Energieeffizienz von Thin Clients gegenüber Fat Clients gibt es bereits eine Studie des Fraunhofer-Instituts Umsicht ( LANline berichtete), die allerdings ausschließlich PC-Durchschnittswerte mit den Messwerten von Geräten des Studiensponsors Igel verglich. Computacenter möchte hier insofern weitergehen, als man mit Fluke-Messtechnik die Angaben auf den Datenblättern unterschiedlicher PC- und TC-Hersteller mit dem tatsächlichen Energieverbrauch in der Praxis abgleicht.
So haben Messungen aus dem Energy Lab zum Beispiel bereits ergeben, dass die Energieeffizienz von PCs zwar deutliche Variation aufweisen, dabei aber der Wechsel auf Vista nur zu geringsfügig höherem Stromverbrauch führt – ohne dass bei den Vista-Geräten aufwendiges Power-Management-Tuning vorgenommen worden wäre. Bei einem getesteten, namentlich nicht genannten Desktop-Gerät beispielsweise stieg der Verbrauch im Idle-Modus von 27 auf 30 Watt, im Betriebsmodus von 27 auf 42 Watt. Bei der nur mit Belastungstestprogrammen erzielbaren Volllast stieg der Verbrauch von 61 auf 63 Watt. Vista ist damit also nicht in dem Maße ein Stromfresser wie allgemein befürchtet. Allerdings erfordert Microsofts aktuelles Client-Betriebssystem in vielen Fällen leistungsfähigere Hardware – die Gesamtbilanz über den PC-Lebenszyklus hinweg, also einschließlich Materialverbrauch und Energiebedarf für Produktion, Logistik und Entsorgung – sieht für Vista somit dennoch nicht allzu rosig aus.
In einem zweiten "Solution Center" in Ratingen will Computacenter künftig diese Energieeffizienzmessungen auf die RZ-Seite ausdehnen und seinen Kunden somit die Planung von Rechenzentren erleichtern. Das Ratinger Testzentrum soll im zweiten Quartal in Betrieb gehen. Bei bisherigen Messungen im Kundenauftrag hat Computacenter laut eigener Aussage bereits aufgedeckt, dass ein ebenfalls nicht genanntes Storage-Gerät einen tatsächlichen Verbrauch hatte, der sogar über dem im Datenblatt genannten Maximalverbrauch lag. Man befinde sich nun in Diskussion mit dem Produzenten.
Es lohnt sich also offenbar durchaus, die Green-IT-Versprechungen der Herstellerschaft durch realitätsnahe Messungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Einrichtungen wie Computacenters Energy Lab sind hier eine willkommene Hilfe.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner
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