Mehr Switching-Leistung und SDN-Fähigkeit

Das Netzwerk ist wieder cool

14. Januar 2013, 7:00 Uhr | Thomas Bär (jos)

Über viele Jahre hat sich bei Switches und Routern nicht allzu viel getan, sieht man einmal von der allgemeinen Leistungssteigerung und der Zunahme bei der Port-Dichte ab. Der Trend zum Cloud Computing fordert nun jedoch eine sehr hohe Flexibilität, auf die Brocade auf dem "Analyst und Technology Day" explizit einging.Mitte September 2012 lud Brocade rund 90 Pressevertreter und Analysten zum "Analyst und Technology Day" in die Firmenzentrale ins kalifornische San Jose ein, um über die aktuellen Neuerungen zu berichten. Dabei fasst das schöne Zitat "Networking is cool again" von Jason Nolet, Vice President der Data Center Networking Group, die Neuerungen der hauseigenen Produktlinie und die allgemeine Entwicklung im Highend-Networking-Segment treffend zusammen. Das diesjährige Treffen stand unter dem Motto "Simplicity through Innovation", auf das Brocade-CEO Mike Klayko in seiner Eröffnungsrede einging. Die anwesenden Teilnehmer hatten die Möglichkeit ihre eigene "Network Fabric" im Rahmen der Veranstaltung in einer Demo-Umgebung einzurichten. Unterstützung erhielten die IT-Profis dabei durch Jugendliche des "Mouse Squads" aus Kaliforniern. Bei den "Mäusen" handelt es sich um ein spezielles Programm, das Schülerinnen und Schüler für IT-Techniken begeistern soll. In den USA gibt es knapp 500 dieser Squads. Die Kindern sind in der Lage, eine "Brocade VCS Fabric" innerhalb von 120 Sekunden einzurichten. Brocade unterstützt die Mäuse mit 100 Dollar pro Tweet, den Brocade auf Twitter erhält. Die Konfiguration von Netzwerksystemen muss, so Klayko weiter, automatisierbar und einfacher werden, als sie es in der Vergangenheit war. Die Zwei-Minuten-Aktionen der Jugendlichen sollen dafür als messbares Beispiel stehen. Dies darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grundlegende Verkabelung und Einrichtung der Systeme sehr wohl ein spezifisches Fachwissen erfordert. Anbieter, die ihren Kunden flexible Cloud-Computing-Modelle anbieten wollen, können jedoch kaum mit den früher gebräuchlichen Mitteln und Zeitvorgaben agieren. Im zweiten Vortrag unterstrich Dave Stevens, CTO bei Brocade, die Herleitung seines Vorredners mit Zahlen und weiteren Argumenten. Die Server des Distributed Content Networks von Akamai verarbeiten im Durchschnitt pro Tag 2 Billionen Http-Anfragen, Youtube stellt vier Milliarden Video-Streams pro Tag zur Verfügung und ein US-amerikanische Wirtschaftsmagazin stellt fest, dass 84 Prozent aller neuen netzwerkbasierenden Programme als SaaS-Varianten (Software as a Service) auf den Markt kommen. Zu diesen beeindruckenden Zahlen, zu denen beispielsweise auch die mehr als 900 Milliarden Objekte gehören, die die Amazon-Web-Services derzeit hosten, gesellt sich eine weitere Veränderung auf dem Markt: Die Anzahl der Geräte wie Tablet-PCs oder auch Set-Top-Boxen, die Daten selbst speichern und über das Internet austauschen, wächst ebenso zügig. Dies geht mit Anforderungen an das Netzwerk einher: Laut einer aktuellen Vorhersage von Gartner findet bereits im Jahr 2014 rund 80 Prozent des Netzwerkverkehrs ausschließlich zwischen Servern statt. All dies sei zusammengenommen die Motivation, um flexiblere und leistungsfähigere Netzwerkkomponenten einzusetzen.   Das Netzwerk wird programmierbar Die Abkürzung für mehr Flexibilität in den Netzwerken, so Steven weiter, sei "SDN" (Software-Defined Networking). Die Software von Routern und Switches ist dabei nicht mehr als feste Funktionen in den ASICs (Application Specific Integrated Circuit) oder der Firmware verankert, sondern die Hersteller gehen dazu über, die Steuerung an eine zentrale Management-Software zu übergeben. Als Ausprägung von SDN kommt an dieser Stelle besonders das standardisierte "Openflow"-Protokoll zum Einsatz. Einerseits steuert die Software über die so genannten Flow-Daten die Netzwerkpfade, um dynamische Wege zu garantieren und QoS-, ACL- und VLAN-Anpassungen vorzunehmen. Andererseits sorgt Openflow dafür, dass die Geräte verschiedener Hersteller zueinander kompatibel sind. Über die Programmierschnittstellen (APIs) steht die Netzwerkstruktur zudem für Erweiterungen offen - das Netzwerk wird programmierbar. Alle neu vorgestellten Produkte und Techniken von Brocade sind SDN-fähig. Verständlicherweise achten große Netzwerkbetreiber und Cloud-Service-Provider darauf, dass anstelle statischer, monolithischer Netzwerkblöcke zunehmend eine flexible und intelligentere Architektur zur Anwendung kommt. Laut IDC wird der SDN-Markt im Jahr 2016 einen Umfang von zwei Milliarden Dollar erreicht haben. Mit der Unterstützung von Openflow im Hybridmodus erlauben die MLXE-Lösungen von Brocade die Integration in existierende Netzwerke und ermöglichen es so, SDN zusammen mit traditionellen Netzen zu verwenden, wobei eine flexible Steuerung von Datenströmen auf Muster im Netzwerkverkehr reagiert. Im Rahmen des Analyst und Technology Days stellte der Hersteller seine neueste Switching-Plattform, den Brocade VDX 8770 Switch und die Weiterentwicklungen der VCS-Fabric-Technik dem geladenen Publikum und den Teilnehmern des Web-Streams vor. Der neueste Switch sei speziell auf die Bedürfnisse großer Unternehmen und Provider angepasst, die eine große Anzahl von Services für viele Kunden anbieten. Betreiber können damit eine einzelne VCS Fabric mit maximal 8.000 Switch-Ports und 384.000 in die Fabric eingebundenen VMs ausstatten. Laut Angabe des Herstellers ist dies zwanzigmal mehr, als vergleichbare Produkte anderer Hersteller leisten. Alle Ports des VDX 8770, seien es nun 1-Gigabit-Ethernet-Ports (GbE), 10GbE-Ports oder 40GbE-Ports, arbeiten mit einer Latenz von lediglich 3,6 Mikrosekunden, was eine besonders niedrigere Port-to-Port-Latenz darstellt. Ethernet Fabrics auf Basis der VCS-Technik sind speziell für hoch virtualisierte Umgebungen ausgelegt und ermöglichen eine zügige Bereitstellung von Anwendungen ebenso wie eine beschleunigte Migrationen virtueller Maschinen. Dutzende Switches lassen sich in einer VCS Fabric zu einem einzigen logischen Gerät zusammenfassen, was die Administration und den Einrichtungsaufwand vereinfacht. Im Idealfall konfigurieren sich die Switches komplett selbst, sobald der Netzwerktechniker sie in die entsprechende Fabric einbindet. Softwareseitig zeigen sich die Skalierbarkeit und die Lastenverteilung auf Layer-3-Ebene verbessert, um die Nutzbarkeit der verfügbaren Bandbreite bei VCS Fabric Trunking zu erhöhen. Um für die nächsten Jahre und für die Aufnahme von "High Densitiy 100GbE"-Ports gerüstet zu sein, ist die Backplane des VDX-8770-Gehäuses auf 4 TBit/s ausgelegt. Wie bereits zu Anfang der Veranstaltung betont, ist der Switch für den Einsatz in SDN-Architekturen geeignet, da er flexible Hardwareunterstützung für die Netzwerkvirtualisierung mit Techniken wie VXLAN Overlay Networking bietet. Mit einem Listenpreis beginnend bei 65.000 US-Dollar ist klar, warum bisher lediglich 700 eher sehr große Kunden die VDX-Switches einsetzen. Die ebenfalls in San Jose vorgestellten 10-Gigabit-Ethernet-Module für Brocades MLXE-Serie bewegen sich in ganz ähnlichen Dimensionen: Die 24-Port-Module erlauben in der Summe bis zu 768 10GbE-Ports in einem einzigen Chassis. Basierend auf den hauseignen Maxscale-160-Prozessoren verdreifacht das neue Modul die bisher realisierte Port-Dichte. Der Router wurde ebenfalls speziell für den Core von Hochleistungsrechenzentren mit großem Durchsatz und Netzwerke von Service-Providern entwickelt - aus Sicht des Herstellers ein entscheidender Leistungsschub für Software-Defined Networking. Dank der neuen Module ist es möglich, mit dem MLXE-Router individuelle Datenströme mit einem Tempo von bis zu 100 GBit/s zu steuern. Eine weitere vorgestellte Neuerung ist die Version 12.5 der Software für den Brocade ADX Application Delivery Switch. Der Autor auf LANline.de: BÄR

Mike Klayko, CEO von Brocade: "Die Steuerung im Netzwerk muss deutlich einfacher werden."

Jason Nolet, Vice President Data Center Networking Group bei Brocade, zum Thema programmierbare Netzwerke: "Networking is cool again!"
LANline.

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