PwC-Studie

Deutschland hinkt beim Glasfaserausbau hinterher

17. März 2025, 7:26 Uhr | Diana Künstler
© Janet Worg – shutterstock.com

Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt einer PwC-Studie zufolge nur langsam voran. Das liegt vor allem an bürokratischen Hürden, hohen Ausbaukosten und dem Fachkräftemangel. Obwohl die Anschlüsse schneller und energieeffizienter sind als ältere Netztechnologien, bleibt die Nachfrage gering.

Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt nur schleppend voran. Während viele europäische Nachbarn bereits eine hohe Abdeckung erreicht haben, bleibt Deutschland hinter den Erwartungen zurück. Eine aktuelle Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC Deutschland1 zeigt, dass insbesondere bürokratische Hürden, der Fachkräftemangel und Probleme in der Zusammenarbeit mit Bauunternehmen den Fortschritt hemmen. Obwohl Glasfaser nachweislich leistungsfähiger und energieeffizienter ist als ältere Netztechnologien, bleibt die Kundennachfrage bislang zurückhaltend.

Trotz politischer Zielvorgaben und technologischem Fortschritt kommt der Glasfaserausbau in Deutschland nur langsam voran. Mitte 2024 waren nach Angaben der PwC-Studie lediglich 43 Prozent der Haushalte bis zur Grundstücksgrenze mit Glasfaser erschlossen („Homes Passed“). Von diesen verfügten jedoch nur 23 Prozent über einen tatsächlichen Netzanschluss („Homes Connected“), und nur 11 Prozent der Haushalte nutzten die Glasfaserleitung tatsächlich aktiv („Homes Activated“). Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit deutlich zurück. In der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich betrug die durchschnittliche Ausbauquote für „Homes Passed“ im September 2023 bereits 64,5 Prozent, während Deutschland zu diesem Zeitpunkt nur 40 Prozent erreichte.

PwC-Experten warnen davor, dass der schleppende Ausbau die digitale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährden könnte. „Wir müssen heute den Glasfaserausbau beschleunigen, um morgen nicht in Engpässe zu laufen“, erklärt Michael Driemeyer, Director bei PwC Deutschland. Der Datenverbrauch werde sich in den kommenden Jahren voraussichtlich alle drei Jahre verdoppeln. Um diesem Wachstum gerecht zu werden, sei der frühzeitige Ausbau der Infrastruktur entscheidend.

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Bürokratische Hürden als größtes Problem

Die PwC-Analyse zeigt, dass besonders langwierige Genehmigungsverfahren den Glasfaserausbau ausbremsen. Die Anträge durchlaufen zahlreiche Instanzen, während sich die rechtlichen Anforderungen nicht nur zwischen den Bundesländern, sondern teilweise sogar zwischen benachbarten Gemeinden unterscheiden. Oft müssen selbst für kurze Strecken aufwendige Genehmigungsverfahren durchlaufen werden, was den gesamten Prozess erheblich verlangsamt. Ob ein Bauprojekt hundert Meter oder mehrere Kilometer umfasst, macht dabei keinen Unterschied – der bürokratische Aufwand bleibt hoch.

Die PwC-Studie schlägt verschiedene Maßnahmen vor, um diesen Engpass zu beseitigen. So könnte eine einheitliche Regelung für ganze Ausbaugebiete anstelle einzelner Trassen Genehmigungsverfahren beschleunigen. Auch die Freistellung kleinerer Projekte von Genehmigungspflichten könnte zu einem schnelleren Ausbau beitragen. Eine gesetzliche Einstufung des Glasfaserausbaus als „überragendes öffentliches Interesse“ könnte Behörden zudem dazu verpflichten, Verfahren zu beschleunigen.

Zwar wurde mit dem Entwurf des Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetzes (TK-NABEG)2 bereits ein erster Versuch zur Reform gestartet, Branchenexperten bemängeln jedoch, dass der Entwurf noch immer keine klaren Maßnahmen zur Vereinfachung der Genehmigungsverfahren enthält. Zudem werde die ungleiche Behandlung von Festnetz- und Mobilfunkausbau kritisiert.

Fehlende Fachkräfte und Herausforderungen mit Bauunternehmen

Neben bürokratischen Hürden erschwert auch der Fachkräftemangel die schnelle Umsetzung von Ausbauprojekten. Besonders in der Planung, Bauleitung und -überwachung gibt es nach Einschätzung von PwC erhebliche Engpässe.
Viele Telekommunikationsunternehmen haben bereits begonnen, eigene Ausbildungsprogramme aufzubauen oder mit Bildungseinrichtungen zu kooperieren. Einige setzen zudem verstärkt auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Bauplanung.

Ein weiteres Problem stellt die Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen dar. Viele Projekte werden auf Basis kurzfristiger Einzelverträge umgesetzt, was langfristige Planungssicherheit erschwert. Hinzu kommt, dass nicht immer die gewünschte Bauqualität erreicht wird, was in der Folge zu aufwendigen und kostspieligen Nachbesserungen führt. Als Reaktion darauf haben einige Netzbetreiber begonnen, eigene Teams zur Bauüberwachung aufzubauen, sich an Tiefbauunternehmen zu beteiligen oder diese sogar selbst zu gründen.

Glasfaser: Schneller und effizienter – doch die Nachfrage bleibt verhalten

Obwohl Glasfaser im Vergleich zu älteren Netztechnologien wie (V)DSL oder HFC sowohl höhere Geschwindigkeiten als auch eine bessere Energieeffizienz bietet, hält sich die Nachfrage in Deutschland bislang in Grenzen.

Die bestehende Infrastruktur deckt den aktuellen Bedarf vieler Haushalte noch ausreichend ab. So liegt die Abdeckung mit DSL, das auf dem kupferbasierten Telefonnetz aufbaut, derzeit bei 95 Prozent, während das sogenannte „Kabelinternet“ (HFC) etwa 60 Prozent der Haushalte erreicht.

„Glasfaser hat in Deutschland ein Imageproblem“, erklärt Michael Driemeyer von PwC Deutschland. „Dabei ist die Technologie mittelfristig unverzichtbar. Die Anbieter haben eigentlich gute Argumente für ihren Vertrieb – die Hausanschlüsse sind in der Regel kostenlos, die Netze sind stabiler, haben geringere Latenzen und höhere Upload-Geschwindigkeit.“ Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, sei eine gemeinsame Anstrengung der Telekommunikationsbranche nötig. Die Vorteile von Glasfaser müssten klarer und verständlicher kommuniziert werden, um die Nachfrage zu steigern.

https://www.pwc.de/de/technologie-medien-und-telekommunikation/pwc-umfrage-2025-herausforderungen-des-glasfaserausbaus.html
https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/Gesetze/Gesetze-20/gesetz-beschleunigung-ausbau-telekommunikationsnetze.pdf?__blob=publicationFile


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