In Sachen Glasfaserabdeckung (FTTx, also Fiber to the Home, Building oder Office) hält Deutschland nur einen Platz unter "ferner liefen?. Das soll sich nun ändern: Regionale Carrier sowie Kommunen treiben den Fiber-Ausbau voran, während die Deutsche Telekom auf VDSL setzt. Mit europäischen Fördermitteln will man nun unter die Top 3 der glasfaserangebundenen Länder Europas kommen. LANline sprach dazu mit Hartwig Tauber, Geschäftsführer des Fiber to the Home Councils.
"Es hat sich viel getan in den letzten zwölf bis 18 Monaten", fasst Tauber die derzeitige Lage
zusammen. Zuvor habe man immer abgewartet, was die Deutsche Telekom unternehmen werde, doch seit
2008 seien Stadtwerke und Energieversorger dazu übergegangen, das Heft in die eigene Hand zu
nehmen, so zum Beispiel Vorreiter Schwerte. Zusammen mit den Aktivitäten regionaler Netzbetreiber
wie M-Net, Netcologne und Wilhelm Tel sei man so Ende 2008 bereits auf über 280.000 angeschlossene
Haushalte und über 60.000 Abonnenten gekommen.
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/wireless_ueber_die_letzten_meilen:/2009005/31936740_ha_LL.html?thes=8002,8004,9806,9808,9813,9788,9789,9790,9791,9792,9793&tp=/themen/netzkomponenten">Wireless
über die letzten Meilen
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/viprinet_umts-kanalbuendelung_soll_schnelles_internet_ohne_dsl_erlauben:/2009007/31986181_ha_LL.html?thes=8002,8004,9806,9808,9813,9788,9789,9790,9791,9792,9793&tp=/themen/netzkomponenten">Viprinet:
UMTS-Kanalbündelung soll schnelles Internet ohne DSL erlauben
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/ausverkauf_nortel_wird_zerschlagen:/2009007/31984164_ha_LL.html?thes=8002,8004,9806,9808,9813,9788,9789,9790,9791,9792,9793&tp=/themen/netzkomponenten">Ausverkauf:
Nortel wird zerschlagen
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/highspeed-standards_fuer_kabel-_und_funknetze:/2009002/31837618_ha_LL.html?thes=">Highspeed-Standards
für Kabel- und Funknetze
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/nokia_siemens_networks_zeigt_gpon_die_kalte_schulter:/2008008/31593260_ha_LL.html?thes=">Nokia
Siemens Networks zeigt GPON die kalte Schulter
Die größten FTTx-Rollouts unternahm laut dem Council, einer Non-Profit-Organisation zur
Förderung von Glasfaser-Access, Wilhelm Tel mit 100.000 angeschlossenen Haushalten und Gebäuden,
gefolgt von M-Net mit 80.000 sowie Hansenet und Netcologne mit jeweils 50.000 (Stand aller
Zahlenangaben: Dezember 2008). Pionier Schwerte hatte bis zum letzten Jahreswechsel 1.800 Haushalte
erschlossen. Seither befinde sich FTTx im Aufschwung: "Es gibt immer mehr Anfragen von Kommunen –
auch von kleinen", berichtet Tauber.
Die deutschen Fiber-Anschlüsse sind zu 90 Prozent FTTB (also mit Kupfer vom Access-Switch im
Keller eines Mehrparteienhauses zu den Wohneinheiten), zu zehn Prozent FTTH (also mit direkter
Glasfaseranbindung des einzelnen Haushalts). Sämtliche Anschlüsse sind laut FTTH Council
Ethernet-basiert. Das heißt, das zum Beispiel in den USA beliebte PON (Passive Optical Network)
spielt in Deutschland bislang keine Rolle.
Das VDSL-Netz der Deutschen Telekom samt der zugehörigen Video-on-Demand-Plattform sei zwar "
sehr professionell", so Tauber, dennoch gelte: "Die Deutsche Telekom muss sich nun überlegen, wie
sie reagieren soll." Denn die mit VDSL erzielbaren 50 MBit/s genügten zwar heute, erreichten aber
ihre Grenzen, wenn zum Beispiel in Zukunft ein Haushalt HDTV an drei TV-Geräten beziehen möchte.
Hier angemessen zu reagieren sei nicht einfach für "so einen Giganten".
Die von der EU für den Breitbandausbau in Aussicht gestellte Förderungssumme von einer Milliarde
Euro könne aber bestenfalls für "kleine Initialzündungen" sorgen, warnt Tauber vor zu großem
Optimismus, was EU-Förderprogramme angeht: Die EU sei vorrangig daran interessiert, die "weißen
Flecken" auf der Breitbandlandkarte zu tilgen und hier ein Minimum an Breitbandversorgung zu
garantieren. Wer in welchem Maße von diesem Programm profitieren wird, steht noch nicht fest, denn
die nationalen Umsetzungspläne mussten erst dieser Tage eingereicht sein.
Auf einen Report des Analystenhauses Heavy Reading gestützt erwartet der FTTH Council, dass in
Europa bis 2012 rund 13 Millionen, bis 2013 sogar 20 Millionen Haushalte per Glasfaser vernetzt
sind. Deutschland werde dann mit 1,8 Millionen Haushalten nach Russland und Frankreich auf Platz
drei liegen (Bild).
Als Hürden auf diesem Weg zur goldenen Glasfaserzukunft nannte der Chef des FTTH Councils
erstens, dass die deutschen Kommunen jeweils nur für sich allein agieren, also ohne eine
übergeifende Koordinationsstelle, wie es sie zum Beispiel in Schweden gebe; und zweitens, dass in
Europa zwar Förderprogramme liefen, aber eben doch kein echtes ökonomisches Stimuluspaket wie in
den USA. "Ein klares Bekenntnis zum Glasfaserausbau würde hier helfen", mahnt Tauber. Ein solches
ist von deutschen Stellen angesichts der nach wie vor dominanten Marktmacht des FTTx-Gegners
Deutsche Telekom aber dann doch eher unwahrscheinlich.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner